Zum zweiten Mal wurde der Kunstpreis im Rathausgewölbe verliehen. Der im Jahr 2017 ins Leben gerufene Kunstpreis ist nach seiner Stifterin Christel DeHaan benannt, einer wohlhabenden gebürtigen Nördlingerin, die zwar schon seit fast 60 Jahren in den USA lebt, sich ihrer Heimatstadt aber noch immer eng verbunden fühlt. „Ihr soziales Engagement, und ihr Engagement für die Jugend, sind beispielhaft“, lobte Oberbürgermeister Hermann Faul die Mäzenin. Aus gesundheitlichen Gründen konnte die Stifterin an der Vergabe 2020 jedoch nicht teilnehmen.
Der Vorsitzenden des Kunstvereins Nördlingen, Ingrid Wörlen, fiel die Aufgabe zu, die drei Preisträger vorzustellen. Die Anforderungen an Bewerber lauten wie folgt: jünger als 35 Jahre, Bezug zum Ries, ein Nachweis der Ernsthaftigkeit ihres Schaffens (d.h. Ausstellungen), eine eigenständige Bildsprache bzw. Darstellung und erkennbares Talent. Die Beurteilung dieser Kriterien übernahm die dreiköpfige Jury bestehend aus Ingrid Wörlen, Antje Gerstmeier und Otto Troll. Sie haben aus einem ganzen Schwung an Bewerbern die Gewinner ausgesucht.
Der dritte Preis ging an Steffen Seiler aus Oettingen. Der gelernte Industriemechaniker suchte einige Zeit lang seinen Weg und kam vom Grafikdesign über Kommunikationsdesign zur Kunst. Wörlen attestiert dem Künstler eine „ganz natürliche, normale“ Arbeitsweise. Seinen Werken, wie zum Beispiel dem Bild „Big Apple“, das einen Igel mit den Hochhäusern Manhattans anstelle von Stacheln zeigt, wohne immer ein sozialkritischer Touch inne. Der dritte Preis ist mit 500 Euro dotiert.
Der zweite Preis ging an einen engen Freund von Steffen Seiler: Bastian Bickelein aus Ehingen am Ries hat beinahe den gleichen Weg hinter sich wie Seiler, wechselte nach dem Ausflug ins Grafikdesign jedoch zum Interieur- und Exterieurdesign für Automobile. Daran arbeitet der Künstler hauptberuflich in Turin, weshalb er bei der Preisverleihung von seinen Eltern vertreten wurde. Neben seinem Job betätigt sich Bickelein als Künstler und fertigt Bilder an, fast ausschließlich in schwarz und weiß. Als Beispiele waren Werke wie die „Fallenden Männer“ zu sehen, eine Komposition von Menschen im freien Fall, ebenso wie eine Zugstation, die sehr gut das Gefühl von Geschwindigkeit vermittelt. Für den 2. Preis erhält der Künstler 1000 Euro.
Den 1. Preis, dotiert mit 2000 Euro, konnte Klara Hiemer aus Nördlingen in Empfang nehmen. Sie wuchs in einem Goldschmied- und Schmuckdesignerhaushalt auf und konnte stets verschiedene Kunstformen ausprobieren. Nach dem Abitur entschied sich Hiemer für eine Ausbildung im Holzschnitzen in Garmisch. Ihre Kunst besteht aus kleinen Holzfiguren, circa zehn bis zwanzig Zentimeter hoch, bestehend aus Linde, Eiche, Esche, Kirsche, Birne, Zirbe oder auch Kiefer. Sie zeigen immer Menschen mit einem gewissen Etwas, sie sind „eigen“, wie Wörlen es nannte: Einer hat mal eine Tüte auf dem Kopf, der andere gleich einen Fischkopf, wieder ein anderer ist regelrecht fett. Das Ergebnis sind einzigartige Skulpturen, zu denen Hiemer auch stets eine persönliche Beziehung aufbaut.
„Es freut mich, mit meiner Kunst so vielen Menschen eine Freude machen zu können“, bedankte sich Klara Hiemer, die seit diesem Semester Kunstgeschichte in Bamberg studiert und mit dem Preis eine Bestätigung und einen Anreiz zur Weiterentwicklung ihrer Kunst erfährt – dazu ist der Christel DeHaan Kunstpreis schließlich da.