Auch wenn die Nördlinger Polizei einen generellen Rückgang der Straftaten im vergangenen Jahr feststellt, bleibt festzuhalten, dass sich die Entwicklung in den verschiedenen Straftatenbereichen jedoch stark unterscheiden.
So sind 2021 weitaus weniger Körperverletzungen angezeigt worden als noch im Vorjahr. Den deutlichen Rückgang um über 15 Prozent (von 219 auf 184 Körperverletzungen) führt die Nördlinger Polizei aber auch auf die „coronabedingt fehlenden Veranstaltungen“ zurück. Polizeichef Walter Beck erklärt in diesem Zusammenhang: "Die Erfahrung zeigt, dass es im Zusammenhang mit Großveranstaltungen wie Nördlinger Mess oder anderen Festivitäten mit Bierzeltbetrieb aufgrund des Alkoholkonsums immer wieder zu körperlichen Auseinandersetzungen und zu Schlägereien kommt. Auch die teilweise Schließung von Clubs und Diskotheken bzw. die geänderten Sperrzeiten spielen hier eine nicht unbeachtliche Rolle."
Anzahl an Diebstählen im Ries gesunken
Auch in Hinblick auf die Diebstähle ist ein ähnlich starker Rückgang zu beobachten. Trotzdem handelt es sich - genauso wie in Gesamt-Bayern - auch im Ries bei knapp einem Viertel aller Straftaten um Diebstähle. Insgesamt 334 (Vorjahr: 399) Diebstähle wurden angezeigt. Der deutliche Rückgang um knapp 20 Prozent ist unter anderem auch auf den Rückgang bei den Laden- (von 79 auf 69) und den Fahrraddiebstählen (von 66 auf 50) zurückzuführen. Während die Wohnungseinbrüche mit elf Straftaten in der Statistik eher unauffällig sind, haben die schweren Diebstähle in Jugendbuden, Sportheimen, Gartenhäusern und Hofverkaufsstellen deutlich zugenommen (von 110 auf 133). Außerdem ist hier noch einmal hervorzuheben, dass der Nördlinger Polizei im Vorjahr die Klärung von zwei größeren Straftatenserien gelungen ist.
Rauschgiftkriminalität mehr im Fokus der Polizei
Unabhängig von Diebstahldelikten ist es aktuell besonders die Rauschgiftkriminalität, die in den Fokus der Polizei Nördlingen gerückt ist. Bereits in den Vorjahren hatte man mit Besorgnis auf die Entwicklung hingewiesen und entsprechend den Polizeieinsatz erhöht. "Bei der Rauschgiftkriminalität handelt es sich um ein reines Kontrolldelikt. Insbesondere aufgrund unserer Erfahrungen bei Straßenverkehrskontrollen (Fahren unter Drogeneinfluss) haben wir diesen Bereich personell verstärkt, um das Dunkelfeld entsprechend aufzuhellen. Der abermalige Anstieg der von uns festgestellten Rauschgiftdelikte von 132 auf 199 (Anstieg von über 50 Prozent) bestätigt das polizeiliche Engagement (zu früheren Zeiten lag die Anzahl der festgestellten Straftaten zwischen 70 - 90). Gerade deshalb werden wir auch in diesem Jahr die Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität forcieren und hier einen unserer Schwerpunkte setzen", so Beck.
Zahlreiche Opfer von Online- und Telefonbetrugsmaschen
Wenngleich durch die polizeiliche Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit zwischenzeitlich viele Menschen vorsichtiger geworden sind, so melden sich bei der Polizei nahezu täglich Bürger*innen, die im Internet Kontakt mit Betrüger*innen hatten. In sehr vielen Fällen entsteht durch das Auftreten falscher Polizeibeamter, den Enkeltrickbetrug oder falsche Gewinnversprechen ein oftmals nicht unerheblicher Schaden. Wie bereits aufgezählt haben sich Betrugsstraften in den vergangenen Jahren besonders in den anonymen Raum des Internets verlagert. Deshalb gibt auch Polizeichef Beck zu bedenken, dass man sich nicht vom Rückgang der gemeldeten Betrugsfälle blenden lassen dürfe. "Die in der Statistik erfassten Betrugsfälle sind zwar leicht zurückgegangen, (von 124 auf 111), allerdings stellt sich hier das Problem, dass zwar die Anzeige bei der Nördlinger Polizei eingeht und die Opfer hier im Ries beheimatet sind, der Täter jedoch von einem Ort irgendwo in Deutschland oder sogar meistens aus dem Ausland agiert. Diese Fälle werden dann bei uns in der Statistik nicht erfasst, da es sich hierbei um eine reine Tatort-Statistik handelt.“
Ähnliches gilt auch für die Betrugsmasche durch unseriöse Immobilienangebote. Angebliche Immobilienbesitzer*innen oder zweifelhafte Immobilienmakler*innen bieten über eine "gefälschte Annonce" eine äußerst günstige Wohnung/Immobilie zur Miete auf unterschiedlichen Portalen im Internet und/oder sozialen Medien an und versuchen so in Kontakt mit Interessenten zu kommen. Zur Erstellung dieser "Fake-Annoncen" werden Fotos von tatsächlichen Anzeigen kopiert und Namen von real existenten Personen missbräuchlich verwendet. Teilweise werden auch zuvor deren Email-Accounts gehackt. Ziel der Täter*innen ist, dass der "Immobilieninteressent" schließlich eine Überweisung (oftmals ins Ausland) ausführt.
Gerade in Zeiten der Minimalverzinsung, verlocken vermeintlich lukrative Geldanlagen, für die im Internet geworben wird. Hier werden oftmals namhafte Unternehmen/Firmen/Personen missbräuchlich verwendet. Nach einer ersten telefonischen Kontaktaufnahme wird die interessierte Person zu einer Anlage in Bitcoins durch einen vermeintlichen Broker verleitet. Ziel des/der Täters/Täterin ist es, dass die Investierenden nach einer Erstanlage immer weiteres Geld überweisen sollen, um dadurch die angeblich bereits erlangten Kursgewinne abermals zu erhöhen.
Hilfreiche Ratschläge der Polizei
Besonders in Hinblick auf die ständig steigende Anzahl von Online- oder Telefon-Betrugsfällen, verweist die Polizei erneut auf folgende Ratschläge:
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Geben Sie niemals Daten an fremde/unbekannte Personen weiter; vergewissern sie sich stets durch einen Rückruf bei den "Akteuren
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Beim Öffnen von E-Mail-Anhängen und Anklicken von Verlinkungen ist Vorsicht angesagt! Aufpassen - es könnte sich um eine Phishing Mails handeln, mit der wiederum Ihre Daten ausgespäht und anderweitig verwendet werden.
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Veranlassen Sie Überweisungen mit Paypal-Freunde-Service nur an tatsächlich bekannte Personen (Hinweis: bei Paypal-Freunde gibt es keinen Käuferschutz)
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Gewähren sie fremden/unbekannten Personen keinen Zugriff auf ihren eigenen PC (z.B. durch Teamviewer), der so "Berechtigte" kann mit ihren Daten machen was er will