Das Kind ist krank, das Fieber steigt - doch der bewährte Fiebersaft für Kinder ist nicht mehr erhältlich. Eine Situation, die für viele Eltern in den letzten Wochen Realität wurde. "Die häufigsten Erklärungen, für den aktuellen Engpass, sind Lieferkettenschwierigkeiten", so Wolfgang Dittrich, der die Stadt-Apotheke in Wemding betreibt und als Sprecher der Apothekerinnen und Apotheker fungiert. "Wir sind auf die pflanzlichen Alternativen umgeschwenkt, die Wirksamkeit ist hier auch gegeben. Aber es ist eben kein Fiebersaft auf Ibuprofen-Basis, der schmerzstillend, fiebersenkend und entzündungshemmend ist. Es gibt hier nichts vergleichbares."
Dittrich und seine Kolleg*innen standen vor der Situation, dass die Kunden mit Rezepten von Kinderärzten vor Ort waren und die erforderlichen Medikamente nicht lieferbar waren. Also entschloss er sich, sich auf die alten Tugenden der Apotheker zu besinnen und stellte seinen eigenen Ibuprofen-Saft her. Das Rezept dazu wurde von der Vereinigung der Deutschen Apothekerverbände entwickelt und ist für Dittrich als angeschlossenes Mitglied in einem Rezeptur-Kompendium aufgeführt.
So entsteht der Fiebersaft
Für den Fiebersaft - in einer ersten Charge wurden 30 Flaschen hergestellt - muss erst einmal gerechnnet werden. "Wir haben verschiedene Zutaten, damit der Saft am Ende eine Sirupartige Konsistenz hat. Dazu muss die genaue Menge der einzelnen Wirkstoffe berechnet werden und alle Zutaten auch lieferbar sein. Im ersten Schritt wird das Ibuprofen fein zermalen und pulverisiert. Dabei ist es wichtig, dass die Korngröße gleich ist, um eine gleichmäßige Wirkung zu gewährleisten. Im nächsten Schritt wird die dickflüssige Flüssigkeit hergestellt, in die das Pulver aus Ibuprofen gleichmäßig eingearbeitet wird. Anschließend werden die Flaschen versiegelt und ettikettiert", erklärt Dittrich. Neben der Herstellung muss der Apotheker auch ein Herstellungsprotokoll führen und dieses bei Bedarf vorlegen.
Die Herstellung der Medikamente darf nur durch pharmazeutisches Personal erfolgen. Also entweder Apotheker*innen oder Pharmazeutische Fachangestellte.
Werden Apotheker wieder mehr Medikamente herstellen?
"Die aktuelle Krise zeigt, wie abhängig wir von Importen und wenigen großen Herstellern sind. Deutschland war einmal die Apotheke der Welt, mittlerweile wird nur noch ein Bruchteil der Medikamente in Deutschland oder sogar Europa hergestellt," so der Apotheker. "Und selbst wenn, so kommen die Rohstoffe dafür aus Asien. Hier muss ein Umdenken stattfinden." Für Dittrich bedeutet das auch: Er kann nur selbst Medikamente herstellen, wenn die Zutaten dafür vorhanden und lieferbar sind. "Sollten die Schwierigkeiten bei den Lieferketten bleiben, so kann man schon davon ausgehen, dass wir mehr Medikamente wieder selbst herstellen," glaubt der Apotheker.