Freie Wähler

Europaabgeordnete Ulrike Müller zu Gast in Rain

Ulrike Müller (3. v. r.) bei der Besichtigung von Aviko in Rain. Bild: Petra Müller
Auf Einladung des Kreisverbandes der Freien Wähler war die Europaabgeordnete Ulrike Müller zu Gast in Rain. Dort besichtigte sie u. a. das Unternehmen Aviko und nahm später noch an einer Diskussionsrunde teil.

Die Stadt Rain ist Standort moderner Zuckerrüben- und Kartoffelverarbeitungsbetriebe, mehrerer Biogasanlagen und ein Abnehmer der Milchviehbetriebe ist ebenfalls in nächster Nähe. Es lag also nahe, dass Ulrike Müller aus Kempten, seit 2019 agrarpolitische Sprecherin der drittgrößten Fraktion des Europaparlaments, zum breiten Dialog an den Lech kam. Sie gestaltet Agrarpolitik nicht mit theoretischem Wissen, sondern packt – wann immer es die Politik zulässt – im Milchviehbetrieb ihrer Familie mit an. Dass sie beide Seiten intensiv kennt, bewies sie bei der abendlichen Diskussion im Gasthaus Modlmair in Bayerdilling.

Begonnen hat ihr Besuch bereits am frühen Nachmittag mit einer Besichtigung von Aviko. 300.000 Tonnen der Knolle werden hier verarbeitet, die Landwirte haben einen zuverlässigen Abnehmer ihrer Produkte. Prokurist Oliver Ackermann und Projekt-Manager Karl Römer führten Ulrike Müller und Vertreter der Freien Wähler Bayern, für die die Allgäuerin seit 2014 im Europaparlament sitzt, durch den hochtechnisierten Betrieb. Und weil Stillstand auch Rückschritt bedeutet, kündigten die Firmenvertreter weitere Modernisierungen an, was den Standort Rain und die Lieferanten weiter stärken soll. Auf 18 Millionen Euro bezifferten Ackermann und Römer das anvisierte Investitionsvolumen der nächsten Jahre.

Europaabgeordnete stellt sich Diskussionsrunde

Zweites Ziel von Ulrike Müller war eine Biogas-Anlage im benachbarten Niederschönenfeld, durch die Johann Höringer führte. Am Standort werde nicht nur rund um die Uhr ein Beitrag zur regenerativen Stromerzeugung erbracht, sondern auch die „Abwärme“ verkauft, so Höringer.

Die Diskussion bei "Modlmair war weit gefasst. Ulrike Müller berichtete von Krisensitzungen wegen Lieferkettenproblemen infolge des Angriffskrieges auf die Ukraine. In der ganzen Bandbreite der Agrargesetzgebung der laufenden Legislaturperiode habe sie oft durch die Vernetzung mit anderen EU-Ländern gute Lösungen durchsetzen können.

„Die Spielräume bei der Umsetzung europäischer Gesetzgebung werden in Deutschland nicht ausreichend genutzt“, stellte die Abgeordnete mit Beispielen unterlegt fest. Vor allem würden die Weichen im Bund schlecht gestellt, Ideologie stehe vielfach über pragmatischen Lösungen. Auch bei den Überpopulationen von Biber, Wolf oder Saatkrähe im dicht besiedelten Deutschland habe der Bund rechtliche Möglichkeiten. Die baltischen Staaten haben den Biber für den überwiegenden Teil des Jahres zur Jagd frei gegeben, in Schweden sollen heuer 75 der 460 Wölfe erlegt werden (hierzulande liegt die niedrigste Schätzung bei 1500 Tieren). Zur schlechten Stimmung trage weiter die Bürokratisierung bei, ebenso die öffentliche Debatte, die Landwirte zu Unrecht an den Pranger stelle – schließlich wollen diese zu einem auskömmlichen Preis hochwertige Lebensmittel erzeugen.

Freie Wähler organisieren Besuch

Mit an der Diskussion beteiligten sich unter anderem Karl-Heinz Götz, Kreis­obmann des Bayerischen Bauernverbandes und Kreisbäuerin Nicole Binger. Fachkundig beantwortete Ulrike Müller Detailfragen bis hin zu den Sorgen der Landwirte mit Waldbesitz, denen Borkenkäfer und Eschentriebsterben derzeit arg zusetzen.

Organisiert hatte den „Landwirtschaftlichen Dialog“ der Kreisverband der Freien Wähler, für die sich in kurzen Statements Michael Bosse, Michael Dinkelmeier, Florian Riehl und Martin Stegmair als Bewerber bei Landtags- und Bezirkswahl am 8. Oktober vorstellten. (pm)