Als sich am Donnerstag knapp 100 Interessierte im Bürgerzentrum Möttingen einfanden, bekamen sie von Hermann Färber ruhige, aber klare Worte geboten. „Wer soll das bewältigen?“, fasste der 61-Jährige, der für die CDU im Bundestag sitzt und als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten vorsteht, die Situation der Landwirte zusammen.
Entzündet habe sich die Protestbewegung der Bauern am Agrardiesel. „Es ist aber nicht nur der Agrardiesel und alles andere ist in Ordnung“, machte Färber, der auf Einladung des Bundestagskollegen Ulrich Lange (CSU) zugegen war, klar. Auch die Bürokratie sei mittlerweile ein schwieriges Thema in der Landwirtschaft. „Es wird nie weniger, nur mehr.“
Die ursprüngliche Aufgabe des Landwirts sei es, sich um seine Tiere und Felder zu kümmern. In der momentanen Situation geht es aber nur noch um Formulare und Anträge. „Alle paar Tage beginnt oder endet eine Frist.“
Färber sieht Perspektivlosigkeit für die Landwirtschaft
Hinzu kommt, dass die Regierung seiner Meinung nach die Expertise der Landwirte aus den Augen verloren hat. Diese hätten eine gute Ausbildung, Berufserfahrung und Standortkenntnisse. Nun sei man aber in der Situation, „dass Leute, die weder eine entsprechende Ausbildung noch eine Berufserfahrung oder den Acker oder das Tier jemals gesehen haben, den Bauern sagen, wie es laufen soll“.
Und dieses Problem bemängelte Färber nicht nur im Umgang mit den Bauern, sondern auch in Berlin und seiner eigenen Arbeitsgemeinschaft. „Es ist nicht einfach, mit Leuten zu diskutieren, die ihr Fachwissen aus der Sendung mit der Maus haben“, zeigte er sich ernüchtert. Eine rasche Änderung der Situation sieht Färber, der selbst einen Hof in Baden-Württemberg unterhält, hingegen nicht. „Wir müssen diese zwei Jahre jetzt noch durchstehen und dann darauf hoffen, dass sich die Mehrheitsverhältnisse ändern.“
Für die Landwirte erwartet er jedoch in der nahen Zukunft eine Perspektivlosigkeit, die zum drängenden Problem wird. Denn der Kurs der Regierung bedeutet für die Bauern lediglich eins: „Momentan können sie sich nur darauf einstellen, dass sie mehr zahlen müssen.“
Strukturbruch statt Strukturwandel befürchtet
Dies bedroht jedoch die Zukunft der Landwirtschaft, wie Anke Drukewitz, von der CSU für die kommende Europawahl nominiert, betonte. Denn mit dem Ende eines landwirtschaftlichen Betriebs verliere eine ganze Familie ihre Lebensgrundlage. „Der Strukturwandel droht bei uns zu einem Strukturbruch zu werden“, warnte sie.
Dabei ist – speziell im Donau-Ries – die Landwirtschaft ein Grundpfeiler, erinnerte Lange zu Beginn der Veranstaltung. „Trotz Airbus und trotz Batterie können wir hier immer noch sagen: Wir sind Landwirtschaft.“ Umso begeisterter zeigte er sich von den Protesten der vergangenen Wochen.
„Es war was los bei uns in der Region. Mancher hat gestaunt, wie viel Mobilisierungspotenzial in unserer Landwirtschaft steckt“, sprach er den Anwesenden ein Kompliment aus und fügte hinzu: „Dazu gratuliere ich und sage Danke.“ Vor allem die Art des Protests sei bemerkenswert, da es stets fair, friedlich und sachlich gewesen sei. „Es war im wahrsten Sinne des Wortes ein guter, sichtbarer Protest gegen eine Politik, wo die Landwirtschaft mittlerweile sagt: Es reicht.“