20. Mai 2022, 08:27
75 Jahre CSU Donau-Ries

Wie Zeitzeugen die eigene Region geprägt haben

Die Ehrengäste bei der Mitgliederversammlung der Senioren-Union (v.l.n.r): Alfred Hackenberger, Sibylle Steinmeyer, Gottfried Hänsel, Landrat Stefan Rößle, Paul Kling, Monsignore Herbert Lang und Dr. Andreas Mack. Es fehlten auf dem Bild Georg Schmid und Hans Raidel. Bild: Senioren-Union
Bei ihrer Mitgliederveranstaltung reflektiert die Senioren-Union die 75 erfolgreichen Jahre der CSU Donau-Ries.

Der CSU-Kreisverband Donau-Ries kann auf eine 75-jährige Geschichte zurückblicken. Eine Zeitepoche, in der sich der Landkreis von einer landwirtschaftlich geprägten Region zu einem starken Wirtschaftsstandort entwickelt hat. Der Kreisverband der Senioren-Union blickte bei seiner Mitgliederversammlung auf die Ereignisse der vergangenen 75 Jahre Kreispolitik zurück.

Die Ehrengäste der Versammlung

Hierzu gelang es Gottfried Hänsel als Kreisvorsitzenden der Senioren-Union Donau-Ries mit Paul Kling, Hans Raidel, Monsignore Herbert Lang, Georg Schmid sowie Dr. Andreas Mack fünf Persönlichkeiten zu gewinnen, die die Politik der CSU maßgeblich gestaltet haben. Zusammen mit Gottfried Hänsel spiegelten die fünf Ehrengäste die örtliche CSU-Politik der vergangenen 75 Jahre wider.

Die sehr authentisch wirkenden Redebeiträge fanden bei den 50 Besuchern einen großen Zuspruch. Viele zeitgeschichtliche Ereignisse des Landes, insbesondere jedoch auch die lokalen Ereignisse der beiden Landkreise Donauwörth und Nördlingen, sowie die Gebietsreform 1972 lösten nach 50 Jahren pointierte Anmerkungen aus.

Worte von Gottfried Hänsel

In seinen Einführungsworten stellte Kreisvorsitzender Gottfried Hänsel fest, dass der Erfolgsweg der CSU im Einklang zwischen Tradition und Moderne begründet war. Keine Partei konnte in der Nachkriegszeit als Volkspartei mit ihrem pragmatischen Handeln so breite Wählerschichten ansprechen wie die Christlich-Soziale-Union. Den Gründungsvätern der CSU um Josef Müller gelang aus der damals schwierigen Lage des Jahres 1945, mit ihrem christlich-sozialen Werteprogramm breite Zustimmung bei einem überaus großen Teil der Bevölkerung zu finden.

Auch in den beiden Landkreisen Nördlingen und Donauwörth traten vor Ort vertrauensbildende Persönlichkeiten auf, die wegen ihres Werdegangs und ihrer Tatkraft bei den Bürgern Vertrauen erhielten. Hänsel führte aus, dass die größte Herausforderung im Ries in den Jahren 1945 bis 1947 sicherlich die Aufnahme von 18.000 Heimatvertriebenen gewesen sei, die der damalige Landrat Heinrich Vogt zu bewältigen hatte. Mit den damaligen Bürgermeistern gründete Landrat Vogt 1950 die Bau- und Wohnungs-GmbH-Nordries, die bis heute ihren Sitz in Oettingen hat und einen Wohnungsbestand von 116 Einheiten aufweist.

Mit der Kommunalwahl, der Wahl zur Verfassungsgebenden Landesversammlung und der Landtagswahl fanden 1946 drei erfolgreiche Wahlen für die CSU statt. Der Stimmkreis Donauwörth entsandte für die Verfassunggebende Landesversammlung Wemdings Bürgermeister Otto Bruckmeir. Für den Stimmkreis Nördlingen wurde Georg Riedel und von der WAV Gottlieb Schmidt aus Rudelstetten gewählt.

Ausführungen von Paul Kling

Nördlingens Altoberbürgermeister und ehemaliger Bezirkstagvizepräsident Paul Kling führte aus, dass die Erfolgsgeschichte der CSU im hohem Maße mit der Persönlichkeit des bisherigen einzigen Staatsministers des Rieses Anton Jaumann begründet war. Über Jahrzehnte verband Kling mit Anton Jaumann eine tiefe Freundschaft. Anton Jaumann habe sich nicht geschont und es war für ihn selbstverständlich, dass er über Jahre hinweg an den Wochenenden in seinem Wohnzimmer die persönlichen Anliegen der Bürger (gefühlt bis zu 30 Einzelfälle) aus seinem Stimmkreis aufnahm. Sein strategisches Ziel, die Arbeit zu den Menschen in die Region zu bringen, ist Anton Jaumann durch seinen unermüdlichen Eifer für seinen Stimmkreis Donauwörth-Nördlingen in hohem Maße gelungen, so Paul Kling. Heute noch wirken die Industrieansiedelungen beziehungsweise der Ausbau der Betriebsstandorte z.B. in Nördlingen, Donauwörth, Oettingen, Bäumenheim, Rain und Wemding nach.

Eine große Herausforderung für die CSU war die Gebietsreform 1972 in Nordschwaben. Der langjährige Fraktionsvorsitzende Kling merkte an, dass trotz vieler anfänglicher emotionalen Sichtweisen die Kreiszusammenlegung des Altlandkreises Nördlingen, der kreisfreien Stadt Nördlingen, des Landkreises Donauwörth sowie des Lechgebiets mit gutem Willen und gelebter Solidität fraktionsübergreifend zu einer zukunftsweisenden Entwicklung geführt habe.

„In der Rückblende gesehen, waren die neuen Landkreiszuschnitte sinnvoll, denn so konnte bei der stationären Grundversorgung in bedarfsgerechte Krankenhäuser mit Fachabteilungen und genügenden Fallzahlen investiert werden“, fasste Paul Kling zusammen. Paul Kling setzte sich gerade für diese positive Entwicklung des gemeinsamen Kommunalen Unternehmens (gKU) als Fraktionsvorsitzender vehement ein. Auch sein Einsatz für die Schwächsten in der Gesellschaft sei Paul Kling ein „Herzensanliegen“. Mit seinem ehrenamtlichen Engagement für die Lebenshilfe Donau-Ries konnte er in den Betriebseinrichtungen der Lebenshilfe ein gutes Arbeitsumfeld für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufbauen. Dies zeigte sich zuletzt auch an der Standortauswahl der neuen Betriebsstätte der Lebenshilfe in Wemding, für die sich Kling nachhaltig eingesetzt hat.

Beitrag von Hans Raidel

Hans Raidel, langjähriger Bundestagsabgeordneter, Bürgermeister und Bezirksrat ging auf seine erste Bürgermeisterwahl im Jahre 1970 ein. Als 29-jährigem Oberinspektor, der aus Rothenburg ob der Tauber in die Residenzstadt kam, gelang ein regelrechtes „Husarenstück“, die Kommunalwahl in Oettingen zu gewinnen. Seine Devise, sich von Niemandem umgarnen zu lassen und ohne Buckel geradlinig seinen kommunalen Auftrag im Ries zu verwirklichen, leitete ihn durch seine Zeit als 1. Bürgermeister, als Kreisrat sowie 16 Jahre als Bezirksrat.

In dieser Zeit konnte er zusammen mit Bezirkstagkollegen Dr. Alfred Böswald das Museum KulturLand Maihingen und sowie das Käthe-Kruse-Puppenmuseum mitbegründen. Später als Bundestagsabgeordneten war es ihm dank seiner Tätigkeit im Verteidigungsausschuss möglich, für den Bestand des größten Unternehmens in seinem Wahlkreis mit nachhaltigem Erfolg einzutreten.

Erfahrungen von Monsignore Lang

In seinem Redebeitrag blickte Monsignore Herbert Lang insbesondere auf den Zeitraum der jungen Bundesrepublik in den 1950er Jahren. Lang war von der Persönlichkeit des ersten Bundeskanzlers Dr. Konrad Adenauer ihn stärksten ergriffen. Mit seiner klaren Aussage für das westliche Bündnis einzutreten, trug Adenauer für den Bestand der jungen Demokratie entscheidend bei. Auch sein stetiges Bemühen, dass sich die beiden großen religiösen Konfessionen verbündeten um sich für gesellschaftliche Ziele und Aufgaben gemeinsam zu engagieren, öffnete für einvernehmliche Lösungen den Weg und befriedete das Land.

Persönlich wurde es, als Monsignore Lang auf seine Begegnungen mit Landrat Dr. Andreas Popp einging. Die erfahrene Einfühlsamkeit des Landrats Dr. Popp bei Begegnungen sowie sein Geschick bei politischen Veranstaltungen im Jura, haben auf dem damaligen Studenten Herbert Lang einen derart starken Einfluss ausgelöst, dass er in jungen Jahren als 20-Jähriger der CSU beigetreten ist.

Auch Georg Schmid, der von 1990 bis 2013 CSU-Kreisvorsitzender und gleichzeitig Stimmkreisabgeordneter im Bayerischen Landtag war, erinnerte sich an die fördernden Begegnungen mit Staatsminister Anton Jaumann. Dankbar erwähnte er, dass er seinen Bekanntheitsgrad im Ries durch die große Unterstützung der Rieser Bürgermeister und Kreistagskollegen aufbauen konnte. Einer seiner Freunde war der allseits geschätzte Karl Höhn, späterer Bürgermeister von Nördlingen und Stellvertretender Landrat.

In seiner Epoche als CSU-Kreisvorsitzender führte Georg Schmidt aus, erzielte die CSU bei Bund-, Land- und Kommunalwahlen starke Ergebnisse. Über mehrere Wahlperioden konnte die CSU sogar Doppelmandate auf Bundes-, Landes- und Bezirksebene erreichen. Die Bevölkerung gab mit diesen deutlichen Wahlergebnissen starke Vertrauensbeweise. In dieser Zeitepoche konnte er für den Landkreis sowie für die Kommunen wegweisende Maßnahmen für die Struktur- und Daseinsvorsorge erreichen, sei dies bei Schulbauten, Versorgungszentren oder dem Ausbau des Straßennetzes. Gerade in dieser Zeit wurden viele Industrie- und Gewerbegebiete im Landkreis erschlossen, was bis heute zu einer enormen Vielfalt an Arbeitsplätzen führt.

Worte von Dr. Andreas Mack

Einen kurzweiligen kommunalen Einblick eröffnete Dr. Andreas Mack den Mitgliedern, der mit über 42 Jahren als der am längsten wirkende Kreisrat im Landkreis Donau-Ries gilt. In dieser Zeitspanne erlebte er mit Dr. Andreas Popp, Alfons Braun und Stefan Rößle drei amtierende Landräte. Deren jeweiliges Sitzungsgeschick war letztlich erforderlich, um qualifizierte Mehrheiten bei wegweisenden Projekten im Kreistag zu erreichen, wie zum Beispiel bei den umfassenden Investitionsprogrammen für Schulbauten oder bei der Entscheidung über die Gründung des gemeinsamen Kommunalunternehmens (gKU).

Für Dr. Andreas Mack war es wichtig, dass vor allem im Kreisausschuss, dem er sechs Wahlperioden angehörte, quer über die Fraktionen hinweg ein spürbarer kollegialer Wille sowie mit gesundem Augenmaß eine Sinnhaftigkeit für das Machbare bestand. Dies erleichterte sein kommunalpolitisches Arbeiten erheblich.

Schlussworte von Stefan Rößle

Landrat Stefan Rößle oblag, das Schlusswort der Veranstaltung zu sprechen. Die an diesem Nachmittag von den Impulsrednern eingebrachte politische Lebensfülle sei für ihn eine großartige Revue von 75 Jahren politischer Ereignisse im Landkreis gewesen. Jeder der Redner, war für sich ein exzellenter Berichterstatter des damaligen Geschehens und noch viel mehr war es authentisch, weil sie selber Mitgestalter der Kreispolitik waren, lobte Rößle.

Sein Dank galt den Herren, die profundes Kommunalwissen von sich gaben und er hoffe, dass beim nächsten Jubiläum in 10 oder in 20 Jahren auch eine Politikerin auf die Bühne komme und aus ihrer Sicht Rückschau halten kann. Landrat Stefan Rößle dankte dem 1. Vorsitzenden der SEN-Union Donau-Ries Gottfried Hänsel für die Ausrichtung der Veranstaltung und der sehr gelungenen Politikrückschau der vergangenen 75 Jahre der Kreis-CSU Donau-Ries.  (pm)