27. Januar 2017, 10:00

Spaziergang durch … Fremdingen

Die Pfarrkirche St. Gallus Bild: Gemeinde Fremdingen
Von Ortsteil zu Ortsteil

Ich komme aus Richtung Marktoffingen über die B 25 nach Fremdingen. Die Gemeinde liegt im Norden unseres Landkreises, nordwestlich von Oettingen am Nordrand des Rieskraters ...

Ich
Ich komme aus Richtung Marktoffingen über die B 25 nach Fremdingen. Die Gemeinde liegt im Norden unseres Landkreises, nordwestlich von Oettingen am Nordrand des Rieskraters ...
Ich parke mein Auto am Rathaus und mache mich dort zu Fuß weiter auf den Weg. Zuvor habe ich mich mit Bürgermeister Frank-Markus Merkt in seinem Büro getrof fen. Er hat mir einige Tipps für meinen Spaziergang gegeben und mir viel Wissenswertes über seine Gemeinde erzählt. Zum Beispiel, dass Fremdingen 2100 Einwohner zählt und mit seinen 5 007 Hektar flächenmäßig eine
recht große Gemeinde im Landkreis ist. Zuerst will ich vom Rathaus zur Pfarrkirche St. Gallus (1) laufen. Dorthin gelange ich in wenigen Minuten über den Kirchberg und einige Treppenstufen, die direkt zur Kirche führen. Wie eine Burg erhebt sich St. Gallus mit seinem mächtigen eckigen Turm über das Dorf. Ich betrete die Kirche und bin beeindruckt von der prächtig bemalten Holzdecke. Ich verlasse die Kirche und laufe um das Gebäude herum.
Bürgermeister Merkt hat mir empfohlen, das Fremdinger Frauenkloster Maria de Viktoria (2) zu besuchen. Dieses ist nämlich für seine Kräuterstube bekannt. „Für viele Leiden haben die Klosterschwestern den richtigen Tee, ich selbst hole mir dort auch immer Tees , hat mir Merkt erzählt. Ich klingle an der Klostertüre und werde von einer Klosterschwester in Empfang genommen. Gerne lässt sie mich eintreten und zeigt mir die Teestube. Schon als wir in den Vorraum kommen steigen mir die Dü fte und Gerüche der Aromen in die Nase.
Schon 1721 haben sich zwei Schwestern eine Kräuterkammer im Kloster eingerichtet – damals wie heute ein Segen für Fremdingen. Die Tradition der Teestube führt heute Schwester Liselotte, eine der drei Schwestern des Klosters, fort. Sie verwendet für die Teemischungen die Kräuter aus dem Garten aber auch viele Wildkräuter. Die getrockneten Kräuter mischt Schwester Liselotte nach den Rezepten ihrer Vorgängerinnen. In einem alten Buch zeigt sie mir die Rezepte. „Früher wurde nichts abgewogen. Eine Handvoll, eine kleine Handvoll oder eine große Handvoll, das waren und sind immer noch die Maßangaben, mit denen ich die Tees mische , erklärt mir die Schwester. Das Interesse für Kräuter und die Natur habe sie schon seit ihrer Kindheit. Dass in der kleinen dunklen Kammer immer noch die alten Apothekerschränke in Gebrauch sind, ist wahrscheinlich einzigartig. Liselotte zeigt mir einen großen Schrank. Dort hat sie für Nierenleiden, Frauenleiden, Kreislaufprobleme und andere Leiden Tees gelagert.
Als ich die Teestube und das Kloster wieder verlasse, erzählt mir Schwester Liselotte noch, dass immer wieder Pilger bei ihr im Kloster vorbeikommen und dort nächtigen. Holländer auf dem Weg nach Rom seien viele dabei, meint Liselotte. Und sogar eine 85-Jährige auf Pilgerreise nach Israel habe sie schon einmal beherbergt. Ich bedanke mich bei Schwester Liselotte für die kurze Klosterführung und fahre meinen Spaziergang fort.
Bild: DRA
Ich laufe die Pfarrgasse entlang, biege in die Pfarrer-Eisele-Straße ein und komme an Bauernhöfen und Wohnhäusern vorbei. Schließlich bin ich wieder am Rathaus, am Ausgangspunkt meines Rundwegs. Ich will aber noch weitergehen und überquere die Bahngleise (3) und das Bächlein Mauch (4). Die Gleise und die Mauch teilen Fremdingen in zwei Häl ften. Später lese ich in den Ortschroniken von Klaus Lingel nach, dass das nicht immer so war. Früher teilte sich die Mauch in zwei Arme und überschwemmte regelmäßig Teile des Dorfes. In den 60er Jahren wurde der Bach begradigt und Ende der 90er Jahre erfolgte im Zuge der Ortskernsanierung eine Renaturierung und ökologische Aufwertung. Heute ist es ein grünes Fleckchen im Dorf. An dem sonnigen Nachmittag, an dem ich unterwegs bin, spielen Kinder an der Mauch und Familien gehen dort spazieren.
Über die Bahngleise fahren heute kaum mehr Züge. Die Strecke in Richtung Dinkelsbühl bzw. nach Nördlingen wird nur noch für den Landwirtschaftlichen Verkehr genutzt. Im Frühjahr und Sommer fährt aber zusätzlich eine ganz besondere Bahn durch Fremdingen. Die Romantische Schiene führt nämlich durch den Ort. „Wenn die Dampflock durch die Gemeinde fährt dann hört man das , sagt Bürgermeister Frank-Markus Merkt. Von seinem Büro aus hat er den perfekten Blick auf die Schienen. „Ich bin schon ab und zu erschrocken, als sie angefahren kam, aber mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt , so Merkt. Ich kehre der Mauch und den Schienen den Rücken und gehe die Oettinger Straße entlang. Auf der rechten Seite sehe ich das Feuerwehrgerätehaus und das Musikheim der Gemeinde. Am Ende der Straße biege ich links ab und laufe in Richtung Bühlingen. Am Ortsende entdecke ich die Kapelle St. Leonhard (5). Das Kirchlein sei eine Kettenkirche, hat mir schon der Bürgermeister bei unserem Gespräch erzählt und ich bin neugierig was es damit auf sich hat. Als ich mich der Kapelle nähere, sehe ich gleich, dass unterhalb des Giebels eine dünne Metallkette rings um das Gebäude gehängt wurde. Der Fassadenschmuck bezieht sich auf den Heiligen Leonhard von Limoges. Er ist Schutzpatron der Gefangenen, besondere Verehrung wurde ihm aber in Bayern als Nothelfer zuteil. 1723 hatte sich Balthasar Schilling aus Utzwingen auf seinem Weg nach Rom eine Verletzung am Fuß zugezogen und konnte seine Reise nicht fortsetzen. Der Heilige Leonhard habe ihm geholfen und Balthasar konnte wieder nach Hause zurückkehren. Seitdem ziert die Kette des Leonhards die Kapelle. Leider hat die Kapelle geschlossen und ich kann sie mir nicht von innen ansehen. Deshalb mache ich am Straßenende kehrt und laufe den Weg, den ich gekommen bin wieder zurück.
Wieder am Rathaus (6) angekommen, sehe ich mir den Brunnen auf dem Vorplatz an. Auch hier entdecke ich St. Leonhard. Am Fuße der Statue des Schutzpatrons sehe ich die Wappen der Ortsteile Fremdingens. Die Gemeinde hat nämlich mit seinen 15 Ortsteilen noch mehr zu bieten. Einige davon will ich mir jetzt noch ansehen. Da Fremdingen aber zu den flächenmäßig größten Gemeinden zählt und es an diesem Wintertag immer klirrender wird, steige ich auf mein Auto um. Zuerst fahre ich zum Grünhof (7), das ist ein kleines Gehö ft im Nord-Westen Fremdingens. Vom Bürgermeister weiß ich, dass Ende Juli dort das erste Mal das Festival „Blasius – Blasmusik zum Niederknien stattfindet. Bislang stehen für das Festival vom 21. bis zum 23. Juli 14 Bands fest. Das Spektrum reicht von traditioneller Blasmusik über Partyklänge bis hin zu jungen bayerischen und österreichischen Bands. Organisiert wird das Festival vom Musikverein Fremdingen, Partner und Sponsor ist die Marke DONAURIES.
Vom Grünhof aus mache ich mich wieder auf den Weg ins Dorf und fahre von dort aus weiter in Richtung Osten. Kurz vor der Ortseinfahrt nach Hochaltingen biege ich aber zuerst nach links in Richtung Herblingen (8) ab. Dort gibt es den Aussichtspunkt „3 Kreuz , wie mir Bürgermeister Merkt im Vorfeld verriet. An einer Weggabelung finde ich eine Baumgruppe von zwei Linden und einem Kastanienbaum, in dessen Mitte sitzt ein Kalkstein in den drei Kreuze eingearbeitet wurden. Auf der Bank neben den Bäumen mache ich kurz Rast und genieße den Ausblick. Bei gutem Wetter könne man von dort sogar bis nach Wemding sehen, hat mir der Bürgermeister erzählt.Nach einer kurzen Pause fahre ich von Herblingen nach Hochaltingen (9). Gleich am Ortseingangsende ich das Schloss Hochaltingen. Es wurde 1551 erbaut und blickt auf eine interessante Geschichte zurück: Erbaut wurde es von den „Herren von Hürnheim . Später ging das Schloss an das Haus Oettingen-Spielberg über. Das fürstliche Haus verkaufte das Gebäude 1899 an die Dillinger Franziskanerinnen, die hier eine Haushaltungsschule und später ein Altenheim betrieben. Ende der 90er Jahre kau fte der Deutsche Orden das Schloss, der das Seniorenheim bis heute führt. Das P flegeheim ist in einen wunderschönen Park gebettet und macht einen imposanten Eindruck. Wirklich ein schöner Ort, um dort im Alter zu leben, denke ich mir, bevor ich mir ein weiteres Gebäude im Ortsteil Hochaltingen ansehe. Das Haus St. Ulrich war früher ebenfalls als Spital gedacht und wird heute für Seminare und Exerzitien genutzt. Hier werden durchschnittlich 100 religiöse Seminare und spirituelle Kurse angeboten. Aus ganz Deutschland kommen Teilnehmer nach Hochaltingen.
Noch habe ich meine Tour durch Fremdingen und seine Ortsteile nicht beendet. Frank-Markus Merkt hat mir nämlich noch mehr Tipps gegeben. Und so will ich jetzt von Hochaltingen in Richtung Schopflohe und noch weiter den 532 Meter hohen Berg Urlas (10) hinauf. Zur Erinnerung an den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 p fanzten die Schop floher am Urlas eine Friedenseiche. Von diesem Aussichtspunkt habe ich fast noch eine bessere Aussicht, als vom „3 Kreuz einige Kilometer weiter unten.
Und dann gibt es noch einen Aussichtspunkt auf Fremdinger Flur. Von Schop flohe fahre ich vorbei am Segloher Weiher bis zum kleinen Ortsteil Eitersberg und schließlich zur Eitersberger Heide (11). Mit seinen zehn Hektar ist die Heide ein einzigartiges Biotop. Auf den Magerrasenfeldern grasen im Sommer Scha erden und sorgen dafür, dass die besondere Heidelandschaft erhalten bleibt. Ich genieße noch ein letztes Mal den Ausblick ins Tal und steige dann in mein Auto. Über den Ortsteil Hausen verlasse ich Fremdingen in Richtung Oettingen.