Als Angels-Fan hat man nicht dauernd Gelegenheit, das eigene Team in den Play-Offs zu sehen. Es ist etwas Besonderes wenn dies dem Team aus dem Ries gelingt, und dann noch, wie in dieser Saison, mit dem sogenannten Heimvorteil. Das gab es in der 15 Jahre langen Geschichte der BG Donau-Ries überhaupt erst einmal.
Eine privilegierte Situation also, entsprechend groß war die Anspannung vor dem Match gegen Dauergegner Osnabrück nicht nur bei den Fans, sondern auch bei den Spielerinnen und dem Umfeld der Mannschaft. Die Anfangsphase des Spiels mit einem Airball von Sami Hill und spürbarer Nervosität legte Zeugnis davon ab. Erst ein Dreier von Laken James aus der Ecke löste den Knoten und als das US-Girl kurz danach noch einen Dreier nachlegte, lagen die Angels erstmals mit 12:9 in Führung.
Allmählich kam so etwas wie Flow in die Nördlinger Angriffsmaschinerie. Lediglich Angels-Topscorerin Anissa Pounds wollte offensiv noch nichts gelingen. Dass man dennoch nach zwölf Spielminuten 25:16 vorne war, lag zum einen an der sehr aufmerksamen Defense der Hausherrinnen, aber auch an der guten Wurfauswahl sowie Reboundarbeit. Doch die Panthers mit ihrem jungen deutschen Team – phasenweise standen mit Strozyk, Reichert, Brennecke und Bühner vier deutsche Talente auf dem Feld – blieb dran und ließ nicht abreißen.
Auch die Verletzung von Marie Reichert, die in der 16. Minute einen Schlag auf die Nase abbekam, brachte die Gäste nicht aus dem Konzept. Einen 6-Punkte-Rückstand zur Halbzeit mussten sie dennoch mit in die Pausenkabine nehmen. Dafür hatten James, Hill und Co die Zügel zu fest im Griff und das Spiel unter Kontrolle. Genau diese Kontrolle und Konzentration ließen die Angels, wie schon oft in dieser Saison in der Kabine. Dementsprechend leicht fiel es den Gästen um ihre Beste, Frieda Bühner, nicht nur auszugleichen, sondern in Führung zu gehen.
Ein 12:2-Run bescherte ihnen das 40:44 aus Nördlinger Sicht. In solch kritischen Situationen ist die Kapitänin gefragt und Sami Hill war sich dessen sehr wohl bewusst. Mit unnachahmlicher Energie zog die Kanadierin zum Korb, traf von außen und hielt so ihr Team im Match. In der letzten Possession des Viertels penetrierte sie erneut in die Zone, bediente Co-Kapitänin Elina Koskimies in der Ecke, die gerade noch rechtzeitig vor der Sirene abfeuerte und ihrem Team sowohl die Führung als auch das Momentum bescherte.
Drittes Viertel vorbei, Konzentration wieder da. Warum auch immer. Doch es sind nun einmal Play-Offs und da wird bekanntlich alles gegeben und nicht aufgesteckt. Das Match verlief entsprechend knapp. Mit 60:59 lagen die Angels in Führung als noch eine Minute zu spielen war, doch der letzte Punch wollte nicht gelingen trotz mehrerer Anläufe. Im Gegenteil: Osnabrücks Drießen ging an die Linie, behielt die Nerven und brachte ihr Team, zum ersten Mal im letzten Viertel in Führung. 60:61. Noch 15 Sekunden zu spielen. Auszeit Nördlingen. Die Angels isolieren Laken James im Post-Up. Sie wirft. Viel Kontakt. Kein Pfiff. Rebound Osnabrück. Schnelles Foul Nördlingen. Osnabrücks Harding bleibt cool und erhöht auf 60:63. Erneut Auszeit. Noch 7,7 Sekunden zu spielen, in denen den Angels kein erfolgreicher Wurf mehr glückt.
Der Sieg im ersten Play-Off-Spiel war zum Greifen nah, im entscheidenden Moment fehlte jedoch die Genauigkeit und die Finesse um mit einem 1:0 nach Osnabrück zu fahren. So muss am nächsten Wochenende ein Auswärtssieg her um die Serie auszugleichen und wieder nach Nördlingen zu holen. Schwierig, aber nicht unmöglich.
Bei den Angels spielten:
- Chelsea Waters (3)
- Laken James (10, 2 Dreier)
- Lena Graf (n.e.)
- Olena Vasylenko
- Elina Koskimies (12, 2 Dreier)
- Samantha Hill (16,1)
- Johanna Klug (10, 10 Rebounds)
- Mariam Haslé-Lagemann (3,1)
- Anissa Pounds (1)
- Lucy Michel
- Lea Favre (5) (pm)
- Wurfquote Zweier: 17 von 43 (39%)
- Dreierquote: 6 von 18 (33%)
- Freiwürfe: 8 von 14 (57%)