Eine Sternstunde des Nördlinger Basketballs konnten alle die erleben, die trotz einsetzenden Frühlingswetters am Sonntag Nachmittag den Weg in die Hermann-Keßler-Halle fanden, eine Sternstunde, weil die TH Wohnbau Angels ihren besten Basketball spielten, zeitweise zelebrierten und die Rutronik Stars Keltern, ihres Zeichens Tabellenführer der 1.Bundesliga, mit einer deftigen 88:74-Schlappe nach Hause schickten.
Rambazamba in der Nördlinger Hermann-Keßler-Halle. Die XXXL-Lutz-Mitarbeiter Band sorgte für kochende Atmosphäre beim Fürst Wallerstein Spieltag der TH Wohnbau Angels gegen den Eurocup-Teilnehmer aus Keltern. Es schien als ließen sich beide Teams von der hervorragenden Stimmung anstecken und legten gleich mächtig los. Die zahlreichen Zuschauer im Rieser Sportpark honorierten die gezeigten Leistungen mit reichlich Applaus, besonders natürlich wenn ihre Angels in Führung lagen wie beim 12:10 nach sechs Minuten. Und die Angels hielten weiter gut mit gegen den hohen Favoriten aus dem Nachbar-Bundesland und ertrotzten sich ein 20:20 nach dem ersten Viertel. Es waren nicht die internationalen Topstars, die dem Gastgeber zu schaffen machten, sondern deren einzige Deutsche, Stina Barnert. Sie hatte schon früh acht Punkte im Nördlinger Korb versenkt. Besonders schön zu sehen, dass auch Nördlingens deutsche Akteure sich in Szene setzen konnten. Wenn Luisa Geiselsöder gegen US-Star Devaughn unter dem Korb zwei Punkte verbuchte, tobte die Halle. Die 18-jährige glänzte in ihrem bisher besten Bundesligaspiel nicht nur mit am Ende 18 Punkten, sonern auch mit überlegten Assists auf ihre Mitspielerinnen. Und so hielten die wackeren Rieserinnen weiter gut mit, behaupteten gar eine Führung (36:31, 16.Minute) und lieferten tollen Sport ab. Dabei fand Coach Pat Bär eine gute Rotation in seiner Truppe und wechselte neun Spieler klug durch. Höhepunkt der ersten Halbzeit war ein Steal von Angel Nummer 10, Aleks Racic, die den Ball in ihrer unnachahmlichen Art nach vorne trug und Kim Pierre-Louis mit einem No-Look-Pass bediente, den diese sprunggewaltig im Kelterner Korb unterbrachte. In der Folge spielten sich die Angels in einen Rausch, überrannten die Gäste mehrfach und führten zur Halbzeit mit beeindruckenden 47:42.
In der zweiten Halbzeit gerieten die Angels, ihrem hohen Aufwand in der Defense geschuldet, mehr und mehr in Foultrouble. Coach Bär erhöhte als Antwort seine Rotation und versorgte Eigengewächs Kathy Schenk mit ihren ersten Bundesligaminuten. Auch Back-Up-Center Mesi Obanor mit einer sehr konzentrierten Vorstellung trug ihren Teil dazu bei, dass die Angels ihre Führung behaupten konnten, aber damit nicht genug. Als Kapitänin Laura Geiselsöder zum 62:51 traf, lag man erstmals zweistellig in Führung und witterte die mögliche Sensation. Einzig und allein Kelterns Barnert hielt ihr Team auf Tuchfühlung und gab der Angels-Defense unlösbare Probleme mit. 21 Punkte hatte die ehemalige Nationslspielerin bereits auf ihrem Konto, da lagen die Angels aber immer noch mit 64:56 in Führung.
Gar 16 Punkte betrug die Angels-Führung bei noch fünf zu spielenden Minuten und viele fragten sich: würde die Kraft reichen um den Tabellenführer auf Distanz zu halten, wie ließen sich die vielen Fouleinträge managen, würde Keltern noch einmal aufdrehen? Antwort: Coach Bär hielt seine Mädels konzentriert, während Keltern einseitig von außen agierte. Die Gäste trafen zwar 12 Dreier, spielten aber ansonsten zu einfallslos und mit zu wenig Intensität, wie deren-Coach Hergenröther am Ende kritisch anmerkte. Das Rieser amerikanisch-kanadische Guard-Duo Schlott/Hill hatte die Partie jederzeit im Griff, genau wie ihre Kolleginnen unter den Brettern, die das Rebound-Duell mit überragenden 39:26 gewannen. So konstant hat man die Bärtruppe noch nie spielen sehen, ein Match, zum Einrahmen, ohne großartige Ausschläge nach unten und mit hoher Intensität geführt. Der Sieg gegen Keltern betoniert den 6.Tabellenplatz der Angels, der allenfalls noch von Hannover angegriffen werden könnte, eben jenes Hanover, gegen die man am kommenden Wochenende antreten wird. Mit der gezeigten Leistung muss den Nördlingerinnen allerdings vor nichts und niemandem bange sein. Im Gegenteil dieses Team macht Freude und sieht den beiden verbleibenden Spielen der regulären Spielzeit mit Gelassenheit und Vorfreude entgegen, genau wie ihre Fans.
Gegen Keltern spielten: Jen Schlott (10 Punkte, 7 Rebounds, 6 Assists), Kim Pierre-Louis (23, 10), Pauline Steinmeyer, Anni Mäkitalo (6), Amenze Obanor (4, 2 Reb, 4 Ass.), Aleksandra Racic (14), Sami Hill (11,6), Kathy Schenk, Laura Geiselsöder (2), Carina Högg und Luisa Geiselsöder (18, 4 Reb, 2 Ass.) (pm)