Ein Wow-Effekt im fernen Osnabrück. Mit 69:54 kehren die Eigner Angels Nördlingen als Tabellendritter aus Niedersachsen zurück. Zweite Reihe Bildmitte: Neuzugang Chelsea Waters, zweite von rechts Combackerin Lea Favre. Beiden gelang, wie ihrem gesamten Team, eine solide Leistung.

Bild: Peter Struck
Der 13. Spieltag der 1. Damenbasketballbundesliga sollte sich eigentlich, wie die Spieltage davor, rein um sportliche Themen drehen. Überschattet wurde dieser jedoch von der sofortigen Beendigung des Spielbetriebs des bisherigen Tabellenführers und deutschen Vizemeisters aus dem Bergischen Land, den Rheinland Lions. Diese hatten einen Antrag auf Insolvenz gestellt.

Die Folgen des Rückzugs der Nordrhein-Westfalen sind unmittelbar in der Liga und somit direkt auch bei den Nördlinger Eigner Angels zu spüren. Schon an diesem Spieltag traten die Rheinland Lions nicht mehr an. Alle bisher absolvierten Spiele werden annulliert, damit auch die erlittenen Niederlagen der Girolive Panthers Osnabrück und der Eigner Angels. Im Pokal rückt der Zweitligist auch Bochum mit einem Freilos ins Halbfinale. Auch finanziell gibt es negative Auswirkungen bei den Angels, entgehen ihnen Einnahmen. Das geplante Heimspiel gegen die Lions am 15.01. wurde bereits abgesagt. Seitens des Stammvereins der Angels, der BG Donau-Ries e.V., wurde bereits bei der DBBL um Prüfung und Klärung des Sachverhaltes gebeten und eine Schadensaufstellung mit detaillierten Zahlen verschickt. Noch am 1. Januar gab die Pressestelle der Lions eine Pressemitteilung heraus, in welcher ein Sport- und Sanierungsexperte präsentiert wurde und die Pressestellen der „anderen Ligavereine“ bemüht wurden, die verkündet hätten, „dass sie den Fortbestand des Standortes Rheinland wünschen.

Wie konnte es zu einer solchen Situation kommen?

Angels-Vorstand Thomas Lambertz, zuständig für die Pressearbeit des Nördlinger Erstligisten, konnte weder eine solche Anfrage noch ein solches Signal seitens der Eigner Angels bestätigen. Ein virtuelles Treffen der Erstligavereine (ohne die Rheinland Lions) am 02.01. und am 06.01.2023, an welchem die verantwortlichen Vorstände der Eigner Angels, Martin Fürleger, Peter Struck und Thomas Lambertz, teilnahmen, diente dem Informationsaustausch und der Absprache des weiteren Vorgehens, war man sich doch der negativen Bedeutung einer Beendigung des Spielbetriebes der Lions für die Liga bewusst. So muss sich nun auch die DBBL und der Lizensierungsausschuss mit seinem Lizensierungsgutachter die Frage gefallen lassen, wie es gerade nach der drastischen Verschärfung der Lizensierungsauflagen in dieser Saison nun zu einer solchen Situation kommen konnte. Es zeichnete sich rückblickend wohl schon länger ab, dass es zu Schwierigkeiten bei den Lions kommen konnte. Für die verbleibenden Mannschaften in der Liga hat der Rückzug des deutschen Vizemeisters aber auch einen angenehmen Nebeneffekt. Alle können für eine weitere Erstligasaison planen, die Eigner Angels sogar schon für ihre 16.

Vor diesem Hintergrund also trafen die Girolive Panthers Osnabrück und die Eigner Angels bereits zum vierten Mal diese Saison aufeinander. Dreimal zogen die Rieserinnen dabei den Kürzeren. Jetzt aber hatten sie einige Überraschungen für die Panther im Gepäck. Zum einen kehrte Lea Favre nach ihrer Verletzung vom siebten Spieltag gegen Saarlouis in den Kader zurück.

Und dann zauberte Nördlingens sportliche Leitung um Martin Fürleger mit Chelsea Waters einen Neuzugang aus dem Hut. Interessanterweise lief die 28-jährige US-Amerikanerin vor der Winterpause noch für die Niedersachsen auf.

Die Rieserinnen zeigten in den beiden ersten Vierteln wieder ihr zwei unterschiedlichen Gesichter. Während sie souverän in die Partie einstiegen und die ersten 10 Minuten mit 23:16 für sich entschieden, schlich im zweiten Viertel der Schlendrian ein. Die Panther holten sich dieses mit 20:12. Eine starke, abwechslungsreiche Verteidigung der Angels, mal Frau gegen Frau, mal Zone, mal Presse, wurde von Ballverlusten (sechs) und Reboundunterlegenheit (15:20) kassiert.

Elina Koskimies startet das ungeliebte Nördlinger dritte Viertel mit einem erfolgreichen Dreipunkter. Konzentriert arbeitet die Truppe um eine treffsichere Sami Hill nun an ihrer Osnabrücker Traumabewältigung und an der Psyche des Favoriten. Denn bis zur 27. Minute erarbeitet sich die Angels eine 57:42-Führung. Man holte sich die Rebounds, verteidigte wieder energisch und ließ die Panther tierisch blass aussehen. Auch im letzten Viertel waren es die Angels, die kraftvoll zubissen. Bis zur 25 Minute erkämpften sie sich einen 62:49-Vorsprung, den man auch bis zum Schluss nicht mehr abgab. Nur 18 Punkte erlaubte man den Hausherrinnen in der zweiten Halbzeit. Herausragend bei dem 69:54-Auswärtssieg war aus einer bemerkenswert guten Mannschaftsleistung einmal mehr Sami Hill. Auffällig das gelungene Comeback von Lea Favre und die solide Leistung nach zwei Trainingseinheiten von Neuzugang Chelsea Waters. Das Nördlinger Überraschungspaket Waters / Favre war mit jeweils acht Punkten und je drei Rebounds mit am Erfolg verantwortlich. Bei dieser Nördlinger Performance kann es einem beinahe leidtun, dass das Heimspiel am 15.01. gegen die Rheinland Lions aus anfangs genannten Gründen nicht stattfindet. Das nächste Heimspiel des Tabellendritten aus Nördlingen findet am 22.01. um 16.00 gegen Marburg statt. (pm)

 Gegen Osnabrück spielten:

Laken James (8), Lena Grad (dnp), Olena Vasylenko (0), Elina Koskimies (7), Sami Hill (22, 3 Dreier), Joey Klug (8, 8 Rebounds), Mariam Haslé-Lagemann (0), Anissa Pounds (8), Lucy Michel (dnp), Chelsea Waters (8), Lea Favre (8)

 

Bei Osnabrück fielen auf:

Frieda Bühner (22, 1 Dreier), Stella Tarkovicova (9)