Rene Steinhübel aus Wemding hat geschafft, worauf viele Sportler über Jahre hinweg hinarbeiten. Er hat die Prüfung zum schwarzen Gürtel im Karte bestanden - und das obwohl er blind ist.
Wemding - Mit 18 Jahren hat sich Rene Steinhübels Leben um 180 Grad gedreht. Beim Sehtest für den Führerschein wurde vom Augenarzt eine unheilbare Netzhauterkrankung festgestellt. Über die Jahre hinweg, hat sich seine Sehkraft immer mehr verschlechtert - auch Operationen an beiden Augen konnten nicht helfen. Mittlerweile ist Rene Steinhübel 40, seine Augen haben nur noch eine Sehkraft von etwa 5 Prozent. "Ich sehe alles wie durch ein sehr starkes Milchglas und erkenne nur schwache Umrisse. Auf einem Auge ist es noch schlimmer, da wird alles dunkler und dunkler", erklärt Steinhübel seine Krankheit.
Als der Wemdinger noch ohne Handicap gesehen hat, hat er schon mit seinem Hobby, dem Karate beim TSV Wemding angefangen. Nach einem Jahr Trainingsvorbereitung hat er nun eine beeindruckende Leistung geschafft. Bei der Prüfung in Adelshofen bei München stellte er sein ganzes Können unter Beweis und konnte die hochkarätigen Prüfer von seiner Leistung überzeugen. Nun kann er sich Karateka mit 1. Dan nennen und den schwarzen Gürtel tragen. "In zusätzlichen Trainingsstunden neben dem wöchentlichen Training musste ich lernen, das was ich nicht sehe, mit meinen anderen Sinnen auszugleichen", erklärt Steinhübel.
Karate ist ein Sport für Körper und Geist, vor allem auf Konzentration und Disziplin kommt es bei den verschiedenen Faust- und Fußstößen an. Im Training und Wettkampf werden die Stöße vor dem Aufprall am Gegner aber abgestoppt. Voraussetzungen dafür sind Selbstdisziplin, Verantwortungsbewusstsein gegenüber dem Partner und natürlich eine gute Körperbeherrschung. Rene Steinhübel hat in vielen Trainingsstunden gelernt, den Gegner zu riechen, zu hören und die Luftzüge seiner Bewegungen zu spüren.
Trainer Jürgen Müller, der bereits den 5. Dan hat, ist sichtlich stolz auf Steinhübel und das Gespür, dass er mittlerweile entwickelt hat. Für ihn ist es eine besondere Herausforderung die Karategruppe vom TSV Wemding zu trainieren, in der Rene Steinhübel selbstverständlich mit trainiert. "Man muss den Spagat zwischen den Sehenden und einem blinden Karateka schaffen", sagt Müller.
Für Rene Steinhübel heißt die erfolgreiche Prüfung für den schwarzen Gürtel aber noch lange nicht, das nun alles geschafft ist. "Man muss immer dran bleiben", sagt der Karate-Sportler optimistisch. "So lange ich noch kann, mach ich weiter - und das natürlich trotzdem ich nicht sehen kann."
Das Bild zeigt v.l.n.r.: Co-Trainer Rudi Gottwald, Prüfling Rene Steinhübel, Co-Trainerin Monika Schenk, Trainer Lothar Kreutner und Jürgen Müller. Immer mit dabei, egal ob im Training oder im privat Leben ist auch Steinhübels Blindenhund Marlon.
Bild: TSV Wemding