14. Februar 2023, 16:42
Regionalliga Bayern

Paukenschlag beim TSV Rain: Weng und Müller treten zurück

Cheftrainer Martin Weng (r.) tritt mit sofortiger Wirkung beim TSV Rain zurück. Gleiches gilt für Co-Spielertrainer Johannes Müller und Kapitän Stefan Müller. Bild: TSV Rain
Ein Paukenschlag erschüttert die Donau-Rieser Fußballlandschaft, die Regionalliga Bayern und ganz besonders den TSV Rain. Nach Unstimmigkeiten mit der Vereinsführung treten Trainer und Co-Spielertrainer zurück. Dabei geht es um eine Entscheidung für die Landesliga und gegen die Regionalliga. Wie es jetzt weiter geht, ist völlig offen.

Die aktuellen Vorzeichen beim TSV Rain könnten aktuell kaum schlechter sein. Nachdem in den vergangenen Tagen bereits bekannt wurde, dass Dehner, Hauptsponsor der Blumenstädter, in Zukunft seinen Sponsoring-Etat zu Ungunsten des TSV Rain umverteilen wird, ereilt den Verein jetzt die nächste Hiobsbotschaft: Trainer Martin Weng und auch Co-Spielertrainer Johannes Müller treten mit sofortiger Wirkung zurück. Auch Kapitän Stefan Müller wird in Zukunft nicht mehr für den laufenden Spielbetrieb zur Verfügung stehen.

Schroder: "Habe Situation völlig falsch eingeschätzt"

Dem vorausgegangen war eine Grundsatzentscheidung des Vereins, sich gegen einen Verbleib in der Regionalliga auszusprechen und stattdessen - trotz des aktuellen Nichtabstiegsplatzes - den Weg in die Landesliga anzutreten. Diese Entscheidung sei der Mannschaft und den Verantwortlichen am vergangenen Montag, 6. Februar, während einer Krisensitzung mitgeteilt worden.

Die Vorwürfe, das Trainer-Duo habe im Vorfeld nicht über die Entscheidung des Vereins Bescheid gewusst, weist Alexander Schroder, Sportlicher Leiter des TSV, hingegen im Gespräch mit unserer Redaktion zurück: "Wir haben beide Trainer bereits vor einigen Wochen über die aktuelle Situation informiert und sie gebeten, die Informationen vertraulich zu behandeln. Umso enttäuschter bin deshalb über das Vorgehen und die öffentlichen Aussagen der beiden."

Schroder hätte sich gewünscht, eine gemeinsame Lösung mit dem Duo zu finden. Trotz der Enttäuschung geht Schroder hart mit sich selbst ins Gericht und spricht von der "dunkelsten Stunde seiner bisherigen Karriere". Er habe die Situation zu Beginn falsch eingeschätzt und die Mannschaft zu lange im Ungewissen gelassen. Diese Situation sei in oben genannter Sitzung gegipfelt und auch eskaliert.

Entscheidung kommt für Mannschaft völlig überraschend

Anders schätzt Co-Spielertrainer Johannes Müller die aktuelle Situation beim TSV Rain ein. Ihn selbst trifft die Entscheidung auch aus persönlichen Gründen besonders hart, ist er doch gemeinsam mit seinem Bruder, eine der Identifikationsfiguren und großen Konstanten des Vereins. Er wirft dem Verein Unehrlichkeit vor und zeigt sich enttäuscht vom Verhalten der Verantwortlichen nicht nur gegenüber dem Trainergespann, sondern auch gegenüber der gesamten Mannschaft.

"Nach mehreren Gesprächen wurde den Trainern und der Mannschaft Mitte Januar versichert, dass alles versucht wird, die Regionalliga zu stemmen. Am 2. Februar, zwei Tage nach Ablauf der Wechselfrist, als jedem klar war, dass kein Spieler mehr wechseln kann, wurden wir völlig überraschend telefonisch informiert, dass ein Gremium bestehend aus den beiden Abteilungsleitern, dem UG-Geschäftsführer, Verantwortlicher Finanzen sowie zwei Personen ohne offizielle Funktion im Verein eine Entscheidung getroffen hat", erklären Martin Weng und Johannes Müller in einer gemeinsamen Stellungnahme und führen weiter aus: "Ganz abgesehen davon, ob wir es verstehen, dass der Verein künftig nicht mehr auf Regionalliga-Fußball setzen möchte, lässt die Art und Weise, wie uns diese folgenreiche Entscheidung mitgeteilt wurde, keine andere Wahl, als den sofortigen Rücktritt. Bis zuletzt wurde uns versichert, es werde alles unternommen, damit Regionalliga in Rain weiter möglich sein wird".

Man habe sich hierbei die Frage stellen müssen, ob der Verein grundsätzlich höherklassig spielen möchte und ob sportlicher Erfolg hier überhaupt noch möglich sei. Diese Frage habe man leider mit Nein beantworten müssen, so Müller.

Erfahren hat die Mannschaft vom Rücktritt des Trios bereits am Montag. "Wir wollten der Mannschaft unsere Beweggründe erklären, bevor wir an die Öffentlichkeit gehen und sind froh, dass wir auf so viel Verständnis gestoßen sind", so Co-Spielertrainer Müller. Für ihn gebe es laut eigenen Aussagen aktuell keinen vorstellbaren Weg zurück in den Verein.

Johannes Müller (rot) ist seit vielen Jahren eine der Konstanten beim TSV Rain. Jetzt verlässt er den Verein gemeinsam Cheftrainer Martin Weng. Bild: TSV 1896 Rain

Zukunft völlig offen

Wie es mit dem Fußball in Rain weitergehen wird, ist aktuell noch völlig offen. Zwar hat der Verein im Anschluss an die Krisensitzung den finalen Entschluss wohl verworfen, im nächsten Jahr "nur" Landesliga spielen zu wollen, allerdings wird jetzt viel davon abhängen, wie der Verein in den kommenden Tagen die Mannschaft motivieren kann.

"Wir treffen am Donnerstag die Mannschaft, dann wird sich zeigen, ob wir genügend Spieler stellen können, um die Runde zu Ende spielen zu können", so Schroder. Erst vor wenigen Tagen hatte Schroder noch verkündet, dass der TSV Rain trotz der Kürzungen des Sponsoring-Etats von Hauptsponsor Dehner, die Spiellizenz für die Regionalliga-Saison 23/24 beantragen werde - von dieser Einschätzung scheint der Sportliche Leiter der Blumenstädter aber mittlerweile abzurücken.