Die Nachfrage nach Immobilien war in den vergangenen Jahren ungebrochen. Es machte den Anschein,dass selbst „unattraktivere Wohnobjekte“ zu sehr hohen Preisen schnell verkauft/vermietet werden konnten. Setzt sich diese Entwicklung weiter fort oder findet bereits eine Veränderung statt?
Es findet ganz klar eine Veränderung statt. Allerdings gilt das nicht pauschal für alle Immobilienarten und -lagen. Auf den Punkt gebracht: Je schlechter die Lage und je sanierungsbedürftiger die Immobilie, desto höher fällt die Preisentwicklung nach unten aus. Gerade bei sanierungsbedürftigen Immobilien müssen Käufer aufgrund gestiegener Material- und Handwerkerpreise bei gleichzeitig höheren Zinsen neu kalkulieren, um noch innerhalb des möglichen Budgets zu bleiben. Bezugsbereite, moderne Immobilien in begehrten Lagen dagegen sind momentan noch preisstabil.
Wie haben sich die Kaufpreise für Einfamilienhäuser im Donau-Ries in den vergangenen Jahren prozentual entwickelt?
Lassen Sie uns das anhand der zwei größten Städte unserer Region betrachten: Donauwörth und Nördlingen. In beiden Städten beobachteten wir in den vergangenen zehn Jahren eine Preissteigerung von über 110 Prozent. Abweichungen nach oben und unten werden natürlich immer durch die genaue Adresse beziehungsweise Lage bestimmt. Blicken wir auf die Preisentwicklung des vergangenen Jahres, verzeichnen wir eine Steigerung von durchschnittlich sieben Prozent. Allerdings stagnierten die Preise Mitte 2022 und sanken Ende des dritten beziehungsweise Anfang des vierten Quartals 2022 sogar.
Immobilien gelten seit jeher als sichere Anlage und wurden oft als Möglichkeit zur Altersvorsorge empfohlen. Die Krisen in der jüngsten Vergangenheit haben aber für viel Verunsicherung gesorgt. Ist derzeit der Kauf einer Immobilie sinnvoll?
Generell ist eine Immobilie eine langfristige Kapitalanlage. Selbst bei kurzfristigen Stagnationen oder auch Senkungen entwickelten sich Immobilienpreise mittel- und langfristig immer nach oben. Die Preisentwicklung der vergangenen Jahre sorgte zwar für steigende Angebotspreise, allerdings konnten Immobilienkäufer sehr günstig finanzieren. Natürlich kommt es jetzt zu einer Verteuerung von Krediten durch die Zinsentwicklung, aber gleichzeitig geben Immobilienpreise – vor allem in weniger stark nachgefragten Lagen – bereits nach. Zudem steigen die Mietpreise und wir gehen aktuell davon aus, dass sich diese Entwicklung weiter fortsetzen wird. Denn verunsicherte Kaufinteressenten schieben ihre Kaufentscheidung noch auf und bleiben oder gehen in Miete.
