Zeitreise in die Vergangenheit

Wo berühmte Persönlichkeiten im Donau-Ries ihre Spuren hinterließen

Das Hotel Krebs, heute das Maximilium am Alten Donauhafen. Bild: privat
Man sieht sie vielerorts: Tafeln an Gebäuden oder Plätzen, die zum Beispiel Schauplätze wichtiger Ereignisse markieren oder darüber informieren, dass in einem bestimmten Gebäude eine Person aus der Zeitgeschichte zu Gast war. Für unser Jahresthema sind wir den Spuren einiger berühmter Personen aus der Zeitgeschichte im Donau-Ries gefolgt.

1518: Martin Luther flüchtet nach Monheim

Es ist eine kalte Oktobernacht, als Martin Luther nach einem beschwerlichen achtstündigen Ritt Monheim erreicht. Aus Angst, verhaftet zu werden, hatte er Augsburg fluchtartig verlassen müssen.

Dort hatte sich der Reformator durch den päpstlichen Gesandten Kardinal Thomas Cajetan verhören und für seine 95 Thesen, die er ein Jahr zuvor in Wittenberg veröffentlicht hatte, verantworten müssen. Seine Weigerung, seine Thesen zu widerrufen, bringt ihn in höchste Gefahr.

Um einer Verhaftung zu entkommen, flieht er in der Nacht vom 20. auf den 21. Oktober 1518 aus Augsburg und versucht, rasch in sicheres Terrain zu gelangen. In Begleitung eines Berufsreiters flüchtet er durch die Nacht nach Monheim. Dort wird er als Augustinermönch erkannt und deshalb im einzigen beheizten Zimmer des Gasthauses „Zum Lamm“ untergebracht.

Da das Gasthaus außerhalb der Stadtmauern im Territorium des Marschalls von Pappenheim liegt und dieser bereits Anhänger Luthers Thesen ist, bietet es dem Reformator einen sicheren Unterschlupf.

An die Geschehnisse in dieser Nacht und den berühmten Gast erinnert eine Gedenktafel an der Hauswand des ehemaligen Gasthofes.

Bild: via Wikimedia Commons

1777/78: Wolfgang Amadeus Mozart macht Halt in Donauwörth, Hohenaltheim und Kaisheim

Seit Beginn des 17. Jahrhunderts war die ehemalige freie Reichsstadt Donauwörth an die großen Postrouten angebunden. Deshalb lag die Stadt auch auf der Reiseroute, als Wolfgang Amadeus Mozart am 26. Oktober 1777 mit seiner Mutter auf dem Weg nach Paris war.

Gegen Mittag erreichte der begnadete Komponist, von Augsburg kommend, die Posthalterei beim Traubenwirt in der Kapellstraße zu Donauwörth. Dort wurden die Pferde gewechselt. Manche Quellen berichten von einem Mittagessen beim Posthalter Ignaz Cajetan Keller, ehe die Mozarts ihre Reise in Richtung Nördlingen und Hohenaltheim fortsetzten.

In Hohenaltheim verweilten die Mozarts zwei Tage in der Sommerresidenz des Fürsten Kraft Ernst zu Oettingen-Oettingen und Oettingen-Wallerstein und setzten dann ihre Reise gen Paris fort. Dort verstarb die Mutter Anna Maria Mozart im Juli 1778.

Mitte Dezember 1778 trat Mozart die Heimreise an. Von Mannheim bis Kaisheim war Abt Cölestin Angelsprugger zusammen mit Mozart unterwegs. Auf dem Weg streifte Mozart neben Wallerstein und Nördlingen nochmals die ehemalige Reichsstadt Donauwörth.

In Kaisheim verweilte Mozart vom 13. bis 24. Dezember 1778 im Kloster, bevor er über Leitheim und Neuburg nach München weiterreiste.

Mozart mit Schwester Maria Anna und Vater Leopold, an der Wand ein Portrait der verstorbenen Mutter, Anna Maria. Gemälde von Johann Nepomuk della Croce um 1780. Bild: via Wikimedia Commons

1788: Johann Wolfgang von Goethe auf Stippvisite in Nördlingen

In einer Postkutsche näherte sich am 12. Juni 1788 Johann Wolfgang von Goethe der freien Reichsstadt Nördlingen. Der Dichter befand sich auf seiner Rückreise aus Italien. Zu dieser war er zwei Jahre zuvor von Karlsbad aus aufgebrochen. Von Rom reiste der Dichter und sein Begleiter, der Musiker Christoph Kayser, über Mailand, die Schweiz, Konstanz, Biberach, Ulm und Giengen nach Nördlingen. Dort speisten die beiden im Gasthof „Zur Sonne“ zu Mittag, ehe sie ihre Reise über Oettingen in Richtung Weimar fortsetzten.

„Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen.“ – Johann Wolfgang von Goethe

Goethe in der römischen Campagna. Bild: via Wikimedia Commons

1805: Napoleon in Nördlingen und Donauwörth

Im Jahr 1805 waren Nördlingen und Donauwörth, zumindest für wenige Tage, im Zentrum der Weltgeschichte. Napoleon hatte in einem von den Habsburgern begonnenen Krieg die strategisch wichtige Stadt Donauwörth als Übergangspunkt seiner Grand Armée über die Donau bestimmt – verbunden mit der Absicht, den Österreichern in den Rücken zu fallen.

Am 6. Oktober 1805 erreichte Napoleon gegen drei Uhr Nördlingen. Vom Bergertor ritt er zu seinem Quartier im Deutschordenshaus, wo er auch übernachtete. Zuvor hatte er noch das Schlachtterrain von 1634 und von 1645 bei Alerheim in Augenschein genommen.

Am 7. Oktober reiste Napoleon weiter nach Donauwörth. Dort verweilte er zwei Tage, um persönlich den Bau der zerstörten Donaubrücke zu überwachen, und übernachtete im Kloster Heilig Kreuz.

In Donauwörth-Schäfstall befindet sich nahe der Pfarrkirche St. Felizitas der Napoleongedenkstein. Von dort aus beobachtete Napoleon 1805 den Übergang seiner Truppen über den Lech.

Napoleon bei der Alpenüberquerung. Bild: via Wikimedia Commons

1818: Kaiser Franz I. von Österreich und seine Gemahlin Kaiserin Karoline Auguste übernachten in Donauwörth

Zwischen dem 29. September und 21. November 1818 nahm der Habsburger Kaiser Franz I. von Österreich am Aachener Kongress teil. Um sich mit seiner Gemahlin Karoline Auguste zu treffen, brach der Kaiser am 17. November in Aachen auf.

Kaiserin Karoline Auguste war bereits zu ihren Eltern, König Maximilian I. von Bayern und Königin Auguste Wilhelmine, nach München gereist. Am Morgen des 22. November 1818 brach der österreichische Kaiser in Crailsheim nach Süden auf, während die Kaiserin ihrem Gemahl von München aus entgegenreiste.

Nach einer monatelangen Trennung traf sich das Kaiserpaar in Donauwörth und übernachtete vom 22. auf den 23. November 1818 im Hotel Krebs, dem heutigen Maximilium.

Am nächsten Morgen reiste das Kaiserpaar nach München weiter.

Bild: via Wikimedia Commons

Seit 1970: Astronauten im Ries

Der Geopark Ries war bereits mehrfach Trainingskulisse für Astronauten. Im August 1970 führte die NASA für die Astronauten der Apollo-14- und Apollo-17-Missionen geologische Feldstudien im Rieskrater durch. Die Astronauten Alan Shepard, Ed Mitchell, Eugene Cernan, Stuart Roosa und Joe Engle trainierten in jenen Tagen an einem Gesteins-Abbruch in Nördlingen, genauer gesagt im Holheimer Lindle, sowie im Oettinger Suevit-Steinbruch. Der Rieskrater diente dabei als eine Art geologischer Simulator für die Impaktkrater des Mondes.

Wie von Zeitzeug*innen überliefert, stand für die Astronauten aber nicht nur Arbeit auf dem Programm – sie ließen es sich bei ihrem Ausflug nach Deutschland durchaus auch gut gehen und genossen das „German Weizenbeer“. Dieses ließen sie sich offenbar auch im Gasthof Sonne in Wemding schmecken.

Das Wissenschaftsteam der NASA-DAWN-Mission war 2011 im UNESCO Global Geopark Ries zu Gast. Das Ziel: sich vor Ort mit dem geologischen Aufbau eines Impaktkraters vertraut machen. 2018 führte das wissenschaftliche Kamerateam OSIRIS der ESA-Rosetta-Mission im Geopark Ries geologische Feldstudien durch.

Die Astronauten der Europäischen Weltraumbehörde (ESA) waren bereits mehrmals zu Gast im Ries und nutzten den Rieskrater als Trainingsgebiet für Raummissionen. 2022 kamen erneut Astronaut*innen im Zuge des Artemis-Programms der NASA für ein mehrtägiges Trainingsprogramm in die Region rund um Nördlingen. Einer von ihnen war der deutsche Astronaut Alexander Gerst (ESA).

Die Astronaut*innen sollten hier lernen, wie man in mondähnlichem Terrain wissenschaftlich arbeitet, Gesteinsproben nimmt oder geologische Erkenntnisse zurück zur Erde übermittelt. 2025 soll eine bemannte Rakete im Zuge der Artemis-Mission zum Mond geschickt werden. Ob die Mission stattfindet und ob Alexander Gerst dann wirklich an Bord sein wird, bleibt abzuwarten.

 

Dieser Artikel ist im blättle, Ausgabe 61 - März/April 2025 erschienen. Hier das E-Paper lesen. 

Bild: Thomas Oesterer

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