Zum Abschluss der diesjährigen Theatersaison steht im Stadtsaal "Klösterle" nochmals ein Stück auf dem Programm, das einen bemerkenswerten Schlusspunkt bietet. „Martinus Luther - Anfang und Ende eines Mythos“. Nach spektakulären Vorstellungen mit „Onkel Toms Hütte“ und der Problematik der unterschiedlichen Hautfarben sowie „Die Päpstin“, eine spektakuläre Theateraufführung der Theaterlust, München, steht nun von der gleichen Tourneebühne eine Neubearbeitung auf dem Programm. Ein Schauspiel gerade im Festjahr „500 Jahre Reformation“. Ein Kämpfer, ein Streiter. Beseelt, kompromisslos, im schlimmsten Fall gnadenlos. Ein Berufener. Am härtesten ist er zu sich selbst. Der junge Bettelmönch Martinus, der seiner weltlichen Karriere - und wahrscheinlich wäre es eine glänzende gewesen! - abgeschworen hat, um sein Leben Gott zu weihen. Ein Gewitter ist der Moment seiner Bekehrung, ein Donnerschlag wird es für die Welt. Der Bettelmönch Martinus, bekannter als Martin Luther, sorgte für eine der massivsten Zäsuren in der Geschichtsschreibung. 500 Jahre ist das jetzt her. Ein Gewitter also und ein Gelübde in Todesgefahr. Dann der Eintritt ins Kloster, die Abkehr von der Welt und das Ärgste: das Geständnis vor dem Vater.
Nördlingen - Das erste Mal, dass sich der Sohn auflehnt! Mit diesem Vater aber kann das nur zum Bruch führen. Es ist Martins erster Bruch mit der Autorität. Doch das gehört zu seinem Weg. An dessen Gipfel steht der Bruch mit der höchsten Macht, dem Papst. Der kleine Mönch Martinus, einst ein Häuflein Elend angesichts der eigenen Sündhaftigkeit, gebeutelt und erdrückt von Selbstzweifeln, fordert die größte Macht der Welt heraus, zieht grundlegende Glaubenssätze in Frage, prangert Korruption und Bigotterie der päpstlichen Kurie an, wettert gegen den Ablass. Er krempelt die Welt um, religiös wie politisch. Doch hier ist sein Weg nicht zu Ende. Der einst junge Revolutionär wird alt, wird krank, wird fett, verhärtet und verbittert nach all den Kämpfen seines Lebens. Exkommuniziert, politisch mehr geduldet als erwünscht. Ein großer Reformator oder ein tragisch Gescheiterter? Das scheint ganz offen. Ein machtbewusster, unerbittlicher alter Mann, der buchstäblich über Leichen geht. Mit der Neuproduktion, einer Auftragsarbeit zum 500. Jahrestag der Reformation, widmet sich das Theaterlust-Team der faszinierenden Gestalt Martin Luther. „Es ist eine echte Herausforderung“, sagt John von Düffel, „Luther als historischer und geistesgeschichtlicher Größe gerecht zu werden.“ Mit von Düffel hat der Hamburger Per H. Lauke-Verlag einen der bedeutendsten Vertreter der zeitgenössischen deutschsprachigen Dramatik dazugewonnen, über den Reformator zu schreiben.
Wie Luther wurde, was er war – und wie Luther aufhörte, Luther zu sein – so beschreibt der Autor seinen Ansatz. So entsteht ein spannendes Persönlichkeitsbild dieser großen historischen Figur. Und so lässt sich ein Bogen spannen zu dem, was wir heute an religiösem Extremismus erleben. An Luthers Beispiel erzählt der Autor die Geschichte einer Radikalisierung. Wie einer zum Hassprediger wurde, der als Gottsuchender begann. Eine Geschichte voll Faszination und Spannung, zutiefst persönlich und voll Bedeutung für die Welt von heute. Schon bei „Die Päpstin“ gelang es dem Ensemble der Theaterlust, München mit grandioser Schauspieldarbietung und vor allem einem ungewöhnlichen, überraschenden und faszinierenden Bühnenbild, die Zuschauer zu begeistern. Und hier schließt sich der Kreis. Im Reformationsjahr, den Feierlichkeiten und Veranstaltungsreihen zum 500. Jahrestag beschließt auch die Theatersaison 2016/2017 den Spielplan mit Martinus Luther - Anfang und Ende eines Mythos. Man darf gespannt auf die Inszenierung sein und sich freuen auf ein besonderes Theatererlebnis.
Karten für das Schauspiel mit Live-Musik, das am 23. April 2017, sind bei der Tourist-Information der Stadt Nördlingen, Leihhaus, Tel. 0 90 81/84-1 16 oder am Sonntag, 23. April 2017, ab 19:00 Uhr, im Stadtsaal „Klösterle“ erhältlich. Die Vorstellung beginnt um 20:00 Uhr und dauert ca. 2 1/2 Stunden (inkl. Pause). (pm)