Nach langen Monaten, in denen alle daheimbleiben mussten, möchte das Stadtmuseum in dieser Saison vor allem Familien einen unterhaltsamen Museumsbesuch ermöglichen. Ein „tierischer“ Parcours durch die Ausstellung bietet sieben kurzweilige Stationen, in denen es um Haustiere wie Hunde, Katzen oder Vögel geht, aber auch um Nutztiere wie Pferde, Schweine und Rinder. An jeder Station darf gesucht, gerätselt, gemalt, gespielt oder gehört werden. Gleichzeitig erfahren junge wie ältere Museumsbesucher, dass Tiere im Alltag oft nützlich waren, aber manchmal auch erheblich störten.
Katze "Wendelstein" vertreibt Tauben auf dem Daniel
Innerhalb der Stadtmauer lebten die Menschen in Nördlingen immer schon mit Tieren. Viele Einwohner hielten Kühe, Schweine, Ziegen oder Hühner. Auf Märkten wechselten sie ihre Besitzer und dann lebten sie in Ställen oder auf der Straße. Eine solche freilaufende Sau bewahrte Nördlingen der Sage nach sogar vor einem Überfall! Tiere konnten aber auch eine existentielle Gefahr darstellen. Mäuseplagen verursachten Hungersnöte. Zum Schutz eigener Nahrungsmittel bejagte man deshalb Mäuse und Ratten. Diese wichtige Aufgabe konnten wiederum Hunde und Katzen übernehmen, die erst in neuerer Zeit „Kuschelstatus“ erhielten. Gegenwärtig gilt einer Katze in Nördlingen besondere, mediale Aufmerksamkeit: „Wendelstein“ vertreibt seit elfJahren die lästigen Tauben auf dem „Daniel“. Während Katzen lange Zeit gefürchtet wurden, waren Hunde in der Vergangenheit meist Arbeitstiere. Liefen sie aber streunend herum, wurden sie zur Last. Der „Hundspeitscher“ entfernte sie im Mittelalter aus der Kirche. Dagegen sollte im 19. Jahrhundert die Einführung der Hundesteuer die Zahl der Hunde eindämmen.
Interessante Einblicke in Zusammenleben von Mensch und Tier
Schweine und Rinder waren auch früher schon wichtige Nahrungs- und Werkstofflieferanten. Schweineställe und Viehmärkte gehörten zum gewohnten Bild in Nördlingen, ebenso arbeitende Rinder und Pferde. Sie dienten bei der Arbeit auf dem Feld und als Zugtiere auf Wegen und Straßen. Das Federvieh hatte man am liebsten auf dem Teller. Vor allem die Feldlerchen waren eine beliebte Speise, deren Jagdrecht vor den Toren der Stadt in den „Lerchenkriegen“ sogar zum Kriegsgegenstand wurde. Vögel in Käfigen waren dagegen seltene Luxustiere.
Die neue Ausstellung im Nördlinger Stadtmuseum wirft einen interessanten Blick auf das Zusammenleben von Mensch und Tier in Nördlingen. Ihre sieben Stationen sprechen durch ihren „Mitmach“-Charakter besonders Familien mit Kindern im Grundschulalter an. Unterhaltsam soll es dieses Jahr aber nicht nur für Familien sein, auch Tierliebhaber sollen auf ihre Kosten kommen: So können Hundebesitzer, die üblicherweise ihren Hund in das Museum nicht mitbringen dürfen, dieses Jahr eine „Hundestunde“ am besucherfreien Vormittag buchen. Dieses besondere Angebot gilt auf telefonische Anfrage bis zum Ende der Saison 2021 von Montag bis Freitag.
Das Nördlinger Stadtmuseum hat vom 26. Mai - 7. November 2021 jeweils Dienstag bis Sonntag von 13:30 - 16:30 Uhr geöffnet. (pm)