Hainsfarth

Bürgerhaus Alte Jüdische Schule feierlich eröffnet

Bild: Matthias Stark
Aus einem bedeutenden Zeugnis jüdischer Kultur entstand ein Bürgerhaus für Alle

Mit einem feierlichen Festakt ist kürzlich in Hainsfarth das Bürgerhaus Alte Jüdische Schule zusammen mit dem neugestalteten Platz vor der ehemaligen Synagoge und der Mikwe eröffnet worden. Zahlreiche Ehrengäste hoben nach der Begrüßung durch Bürgermeister Klaus Engelhardt die herausragende Bedeutung dieses Projekts hervor. Die Festrede hielt Frau Sigried Atzmon, die Vorsitzende des Freundeskreises Synagoge Hainsfarth e.V..

Die Umgestaltung des gesamten Ensembles bestehend aus ehemaliger Judenschule, Synagoge und Mikwe kostete rund 772.000 Euro. Bei der Finanzierung wurde die Gemeinde Hainsfarth mit Fördermitteln von knapp 510.00 Euro unterstützt. Aufgrund der überragenden geschichtlichen Bedeutung des Ensembles hat sich auch der Landkreis mit 55.000 Euro an der Maßnahme  beteiligt, wie Landrat Stefan Rößle in seinem Grußwort betonte. Auch der Bezirk Schwaben hat für das Projekt aufgrund dessen überregionaler Bedeutung einen Zuschuss von 55.000 Euro gewährt, wofür an Bezirksrat Peter Schiele ein besonderer Dank ausgesprochen wurde.

Das jüdische Volks- und Brauchtum hat eine wesentliche Bedeutung für die Orts- und Siedlungsgeschichte von Hainsfarth, so Landrat Rößle. Nachweislich lebten bereits seit dem späten 16. Jahrhundert jüdische Familien in der Gemeinde. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts lebten in Hainsfarth 400 Juden und waren damit im Vergleich mit den Katholiken und Protestanten die größte Glaubensgemeinschaft. Im 19. Jahrhundert folgte dann ein massenhafter Wegzug nach Amerika und in Großstädte, bevor im Jahr 1942 mit der Deportierung der letzten jüdischen Einwohner von Hainsfarth die Geschichte ihren traurigen Höhepunkt nahm.

Mit der Sanierung und Umgestaltung der ehemaligen jüdischen Schule und der Synagoge werden nicht nur die Erinnerungen an die Geschichte bewahrt, sondern auch die Besucher an die Hand genommen, um das Judentum in seiner Vielfalt kennenzulernen. Landrat Rößle hob besonders hervor, dass kein Museum entstanden ist. Vielmehr dient die frühere Synagoge heute als Gedenk- und Begegnungsstätte und wird mit Veranstaltungen, Schülerprojekten  und Führungen mit Leben gefüllt. Das neu gestaltete ehemalige Schulgebäude soll als Bürgerhaus für die Nutzung durch Vereine, Gruppen und der Gemeinde Verwendung finden und daneben aber auch für Ausstellungszwecke des Freundeskreises Synagoge Hainsfarth e.V. genutzt werden. 

Dem Freundeskreis der Synagoge Hainsfarth und seiner Vorsitzenden Sigried Atzmon dankte der Landrat für ihr andauerndes Bemühen um die Synagoge und die ehemalige Judenschule, womit sie für das jüdische Leben und die Erinnerungsarbeit an die Geschichte in unserem Landkreis eintreten. Sein Dank galt natürlich aber auch der Gemeinde Hainsfarth und stellvertretend dem Bürgermeister für die Bereitschaft, die notwendigen Gelder für das Projekt zur Verfügung zu stellen, was angesichts der Größe der Gemeinde und deren finanziellen Rahmenmöglichkeiten besondere Anerkennung verdient. Um die Gemeinde finanziell zu unterstützen, beteiligt sich der Landkreis schon seit längerer Zeit  mit 60 % an den nicht gedeckten Betriebs- und Bewirtschaftungskosten der ehemaligen Synagoge. In Anlehnung daran beteiligt sich der Landkreis erstmals ab 2019 nun auch mit 60 % an den nicht gedeckten Betriebs- und Bewirtschaftungskosten der neu gestalteten ehemaligen jüdischen Schule, allerdings nur insoweit diese auf die Nutzung für Ausstellungszwecke durch den Freundeskreis entfallen. Eine Landkreisbeteiligung an den Kosten für die Nutzung als Bürgerhaus ist rechtlich ausgeschlossen. (pm)