Helmut Scheck erkannte man schon von Weitem. Mit seiner Aktentasche in der Hand sah man ihn fast täglich auf dem Weg von seinem Wohnhaus in der Heilbronner Straße in Richtung Innenstadt. Anlässlich seines 85. Geburtstages am 28. August 2023 hatte Ernst Mayer in der Tageszeitung einen schönen Beitrag veröffentlicht. Der Verfasser charakterisierte ihn als Musikerzieher, Chorleiter, Organist, Komponist und Rosetti-Entdecker. Nun ist Helmut Scheck am 29. Januar 2025 im Alter von fast 87 Jahren verstorben.
Er hinterlässt seine Ehefrau Johanna und zwei Töchter mit ihren Familien. Bis zuletzt war er am Tagesgeschehen in seiner Heimatstadt Nördlingen interessiert. In der Unterhaltung mit ihm ging der Gesprächsstoff nie aus. Seine Erinnerungen reichten weit zurück. Lebendig und anschaulich konnte er von seinen Kindheitserlebnissen des Kriegsjahres 1945 berichten, als der Vater Alois, von Beruf Lokomotivführer, seine Familie mit dem Zug trotz Bombenabwürfen heil in das benachbarte Städtchen Wemding und später wieder zurückbrachte. Helmut erinnerte sich auch daran, wie sein Vater im späteren Wohnhaus Mühlgasse 10 einen Luftschutzkeller baute. Als die Amerikaner im April 1945 in die Stadt kamen, lernte der damals Siebenjährige eine ganz andere Welt kennen.
Helmut Schecks Elternhaus stand in der Löpsinger Straße 5. Von hier aus war es nicht weit zum Amtsgericht am Tändelmarkt zur Familie des Oberamtsrichters Ludwig Schneider, mit der sich der kleine Helmut angefreundet hatte. Wenn Helmut Scheck später davon berichtete, spürte man seine Verbundenheit mit dieser Familie. Und so war es ihm auch selbstverständlich, die Patenschaft für das erhaltenswerte Grab der Familie Schneider auf dem Nördlinger Friedhof zu übernehmen, um damit auch das Engagement des Historischen Vereins für Nördlingen und das Ries zu unterstützen.
Helmut Scheck hat das Nördlinger und Rieser Musikleben geprägt wie kaum ein anderer, wie der Beitrag Günther Grünsteudels zu Schecks 70. Geburtstag zeigt. Demnach war Helmut bei der Gründungsversammlung der Internationalen Rosettigesellschaft im Hotel Sonne am 14. März 1992 einer der 11 Gründungsmitglieder, galt er doch in Sachen Wallersteiner Hofkapelle und Antonio Rosetti als ein ausgewiesener Spezialist. 1961 hatte er zum Abschluss seines Musikstudiums an der Münchner Musikhochschule eine Zulassungsarbeit über Ignatz von Beecke, den Intendanten der Wallersteiner Hofkapelle, vorgelegt. Die Rosetti-Forschung und Aufführungspraxis hätte ohne Scheck nicht ihre heutige Bedeutung. Während seines Musikstudiums hat ihn vor allem der Unterricht bei Carl Orff entscheidend geprägt.
Im Dezember 1963 trat Helmut Scheck als Schulmusiker an der Oberrealschule mit Gymnasium in Nördlingen seinen Dienst an, zuerst noch am Weinmarkt, dann am neuerbauten, 1964 eröffneten Theodor-Heuss-Gymnasium in der Schäufelinstraße. Auch nach seiner Pensionierung und Verabschiedung im Juli 2003 mit großem Abschiedskonzert blieb er seiner Schule verbunden, indem er immer wieder fachfremd Latein unterrichtete. Chor und Orchester des THG trugen seine Handschrift, aber auch viele andere Chöre in Nördlingen und im Ries, die er in seiner Freizeit betreute. Lange Zeit wirkte er als Kreischorleiter des Sängerkreises Nordschwaben. Bis vor Kurzem begleitete er noch die Gottesdienste in St. Josef im Wemdinger Viertel an der Orgel. Unvergessen sind seine Schulopern, kaum zu zählen sind seine Kompositionen, die sogar internationale Beachtung fanden. Bis zuletzt hat er sich mit dem Komponisten, Organisten und Musikdirektor an St. Georg, Friedrich Wilhelm Trautner, beschäftigt.
Für seine Verdienste um die Pflege der Musik wurde ihm 1987 der Rieser Kulturpreis des Vereins Rieser Kulturtage verliehen, weitere Auszeichnungen und Preise im In- und Ausland folgten. Nicht zuletzt ist die Verleihung des Ehrenbriefes der Stadt Nördlingen im Jahre 2003 durch den damaligen Oberbürgermeister Paul Kling hervorzuheben. Für seine Heimatstadt hatte Scheck ja 1998 die Jubiläumshymne im Rahmen der 1100-Jahrfeier der Stadt komponiert. Helmut Scheck, Pädagoge, Komponist, Vollblutmusiker, hat nun die Bühne der Musik verlassen. Er wird unvergessen bleiben. (dra)