Persönlichkeit

Nachruf auf den großen Verleger Dr. Hans Dieter Beck

Mit einer würdigen Gedenkfeier im Schrannensaal nahm die Stadt Nördlingen gemeinsam mit der Familie Beck, der Geschäftsleitung und den Mitarbeitenden der Druckerei C.H. Beck Abschied von ihrem Ehrenbürger Dr. Hans Dieter Beck, der am 3. Januar 2025 im Alter von 92 Jahren verstorben ist. Bild: Helena Ott / Stadt Nördlingen
Der am 9. April 1932 geborene promovierte Jurist hatte bis zuletzt die Firmenleitung inne. Nachruf von Dr. Wilfried Sponsel.

Im Sommer letzten Jahres durfte der Verfasser dieses Nachrufs mit Dr. Hans Dieter Beck die Familiengrablege der Unternehmerfamilie auf dem Nördlinger Friedhof besuchen. Es war ein bewegender Moment – der Firmenchef am Grab seiner Vorfahren, die seine Firma 1763 gegründet und durch alle Höhen und Tiefen geführt haben. Nun ist Dr. Hans Dieter Beck in seinem Geburtsort München am 3. Januar im Alter von 92 Jahren im Kreis seiner Familie verstorben. 

Der am 9. April 1932 geborene promovierte Jurist hatte bis zuletzt die Firmenleitung inne. Sein Vater Dr. Dr. Heinrich Beck hatte ihn 1970 zum Generalbevollmächtigten für Verlag und Druckerei und wenig später zum persönlich haftenden Gesellschafter ernannt. Zusammen mit seinem jüngeren Bruder Wolfgang führte er seit 1973 das Unternehmen als OHG, wobei Hans Dieter vor allem für das rechts- und wirtschaftswissenschaftliche Programm des Verlags verantwortlich zeichnete, der Bruder für das ebenfalls hoch angesehene geisteswissenschaftliche Programm. 

Zu Becks 60. Geburtstag im Jahre 1992 schrieb der renommierte Publizist und Journalist der Süddeutschen Zeitung, Dr. Heribert Prantl, dass der „Herr der Jura-Bücher“ kurz vor der Expansion nach Osteuropa stünde. Bald darauf gründete Beck tatsächlich Verlage in Polen, Tschechien und Rumänien sowie in Russland, wobei letzteres Engagement bald wieder aufgegeben wurde. Auch zum Tode von Dr. Beck verfasste Prantl einen kenntnisreichen Nachruf auf eine stets bescheidene, aber auch sparsame Unternehmerpersönlichkeit. Ohne seine Bücher könne kein Student Jura studieren und kein Richter richten. Prantl beschrieb damit einen Menschen, der bis zuletzt mit dem Fahrrad zur Arbeit fuhr, in jeder freien Minute zum Bergsteigen ging und nahezu konzertreif Klavier spielte. Musik und Kunst waren wichtige Konstanten im Leben des Firmenchefs. Seine im Laufe der Zeit erworbene Kunstsammlung hätte er gerne in Nördlingen der Öffentlichkeit gezeigt. 

Dr. Beck liebte Nördlingen. Nicht nur wegen der Pralinen, die es hier zu kaufen gab, sondern auch, weil ihm das von seinen Vorfahren 1877 erbaute Haus Bürgermeister-Reiger-Straße 25 ein wichtiger Baustein der Familiengeschichte geworden war. Unvergessen ist die Stadtführung für ihn und seine Familie anlässlich seines 80. Geburtstages. Was konnte man einer Persönlichkeit wie Dr. Beck bieten, der ja Nördlingen als seine zweite Heimat betrachtete? Die rettende Idee bestand darin, ihn und seine Familie an die Ursprünge des Unternehmens in Nördlingen zu führen, denn 1763 hatte ja Carl Gottlob Beck die Mundbach´sche Druckerei und Buchhandlung in der Turmgasse 1 erworben. Als sich Dr. Beck die Möglichkeit einer Hausbesichtigung durch die heutige Eigentümerfamilie Greno bot, die ja selbst auf eine langjährige Verleger- und Druckertätigkeit zurückblicken kann, da gab es zum Leidwesen seiner Gemahlin kein Halten mehr. Ebenso wenig später, als sich ihm die Welt der Ratsbibliothek im Nördlinger Stadtarchiv öffnete. Dass ein festliches Abendessen auf den Jubilar und auf seine Familie wartete, war Dr. Beck in diesem Augenblick ziemlich egal.

Die geschilderte Szene ist charakteristisch für Dr. Hans Dieter Beck, dessen Leben geprägt war von wissenschaftlicher Neugier und historischem Interesse. Was er sich in den Kopf gesetzt hatte und von was er überzeugt war, das wurde umgesetzt. 

2002 hatte ihm die Stadt Nördlingen die Ehrenbürgerwürde verliehen. Der damalige Oberbürgermeister Paul Kling würdigte eine weitsichtige und überaus sozial handelnde Unternehmerpersönlichkeit (2003 Gründung der Bürgerstiftung „Nördlinger Hilfe in Not“). Mit dem Tod von Dr. Hans Dieter Beck ist nicht nur die juristische Welt ein Stück ärmer geworden. Er hinterlässt seine Frau Helga und seine Töchter Anja, Veronika und Eva.