Im Moment klingelt bei dem Nördlinger Schwimmlehrer Ralf Großmann fast durchgängig das Telefon, es kommen Anfragen über SocialMedia und über seine Website. „Jeder frägt nach Terminen für einen Schwimmkurs. Besonders Eltern wollen ihren Kindern das Schwimmen beibringen. Allerdings muss ich im Moment fast durchgehend absagen“, erklärt Großmann. Hauptberuflich ist er Bademeister im Meitinger Freibad, 2019 hat er im Nebengewerbe eine Schwimmschule gegründet. Während der Corona-Pandemie konnte er einige wenige Stunden geben. Jetzt steckt er in einem Dilemma. „Es gibt nicht genügend Möglichkeiten, Stunden abzuhalten, weil es keine Kapazitäten in den Hallenbädern der Region gibt. Ich habe im Moment allein rund einhundert Kinder auf meiner Warteliste, die alle schwimmen lernen wollen. Ich könnte sofort mehrere Kurse starten. Aber keines der Hallenbäder kann uns Kapazitäten anbieten“, sagt er.
Auch Erwachsene wollen Schwimmen lernen
Einzig im Nördlinger Hallenbad hat er ein kurzes Zeitfenster, in dem er einen Kurs abhalten darf. „Dieses nutze ich für einen Schwimmkurs für Erwachsene“, schildert er seine Tätigkeit. „Bei Erwachsenen, die nicht schwimmen können, ist es wie bei Analphabeten. Sie trauen sich nicht, sich zu äußern. Dabei begeben sie sich auch bewusst in Lebensgefahr, wenn sie mit Freunden oder der Familie baden gehen. Deshalb ist es auch wichtig, dass diese Stunden unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, damit sich die Personen auch sicher fühlen.“
Aus diesem Grund hat er das Zeitfenster ausschließlich für Erwachsene reserviert. In dieser Zeit ist das Hallenbad für den allgemeinen Betrieb gesperrt. So konnte er im vergangenen Jahr bereits einen Schwimmkurs für Frauen anbieten, die in den vergangenen Jahren nach Deutschland geflüchtet waren.
Auf der Suche nach Räumlichkeiten
Mit seinem Schritt, an die Öffentlichkeit zu gehen, erhofft sich Ralf Großmann nun Räumlichkeiten zu finden. „Im Freibad sind Unterrichtsstunden nicht möglich. Häufig werden Kinder hier durch andere Kinder, oder durch Freunde abgelenkt. Deshalb bin ich nun auf der Suche nach einem Hallenbad oder einem Schwimmbereich. Es darf sich dabei auch gerne um private Räumlichkeiten handeln. Wichtig ist nur, dass wir den Kindern schwimmen beibringen können. Sonst haben wir zwei ganze Jahrgänge, die nicht schwimmen können und sie sind die Badetoten von morgen. Das will ich verhindern“, erklärt er eindringlich.