Zu seinen „Schützlingen“ zählten auch vier sog. Feierabendziegel – mit Bildern verzierte Dachplatten –, die er nun zusammen mit seinem Enkel Darian Minder dem Stadtmuseum Nördlingen zur dauerhaften Aufbewahrung übergab.
Der Name dieser speziellen Dachplatten folgt der Vorstellung, dass Ziegler am Ende eines Arbeitstages einer Laune folgten und – oft nur mit den Fingern – kleine Bilder, Blüten oder Jahreszahlen in den letzten Ziegel einritzten, bevor er in den Brennofen wanderte. Heute werden sie jedoch vielmehr als Schutz- oder Zählziegel, als Baudokumente oder Kurznotizen verstanden. Derart verzierte Einzelstücke fanden sich früher immer wieder auf alten Dächern und waren begehrte Sammelobjekte der Volkskunst.
Museumsleiterin Andrea Kugler freut sich über diesen besonderen Sammlungszuwachs, der heutzutage selten geworden ist, denn beim Abräumen eines alten Daches gibt es selten so aufmerksame Beobachter wie Richard Früchtl. Mittlerweile sind beinahe alle Dächer Nördlingens neu eingedeckt. Viele weitere Funde sind nicht mehr zu erwarten. Einer von Früchtls übergebenen Ziegel stammt sogar von der Nördlinger Stadtmauer, deren historische Deckung seit kurzer Zeit auch vollständig verschwunden ist. (dra)