Rauch steigt auf über dem Gelände des Bayerischen Eisenbahnmuseums in direkter Nähe zum Nördlinger Bahnhof. Zahlreiche historische Dampflokomotiven stehen bereit und präsentieren sich den Gästen. Der Verein Bayerisches Eisenbahnmuseum hatte am Montag gleich doppelt Grund zur Freude. Zum einem wurde das 55-jährige Bestehen des Eisenbahnmuseums gefeiert, zum anderen beging die Eisenbahn in Nördlingen ihren 175. Geburtstag. Gerd Böck erinnerte sich an die Gründung des Vereins Bayerisches Eisenbahnmuseum e.V.: Zwölf bahnbegeisterten Freunde entschieden sich, den Verein zu gründen, um alte und historische Fahrzeuge zu restaurieren und zu erhalten. Seit 1985 befindet sich das Gelände unweit des Nördlinger Bahnhofs im Besitz des Vereins. Mittlerweile gehören über 40 Lokomotiven und 200 Waggons zum Inventar des Vereins.
„Die Übernahme in Nördlingen war für unseren Verein ein absoluter Glücksfall. Diese Werkstätte mit ihrer 175-jährigen Geschichte ist die zweitälteste in Deutschland,“ so der Vereinsvorstand Ekkehard Böhnlien. Mit der Gründung eines Eisenbahnunternehmens - der Bayernbahn GmbH - wurde die Möglichkeit geschaffen, Personenfahrten und Güterfahrten anzubieten. So waren es unter anderen die Unternehmen Märker und AGRO Donau-Ries, die diese Dienstleistung und den Güterverkehr für ihre Logistik nutzten.
Züge zum Anschauen, Anfassen und Mitfahren
In Vertretung von Staatsminister Christian Bernreiter überbrachte Ministerialdirektorin Ingrid Simet Grußworte aus München: „Dieser Festakt zeigt eine Erfolgsgeschichte der Eisenbahn. Sie haben einen Verein gegründet, um die Eisenbahn zu erhaltenen. Und aus diesem Verein ist ein durchaus erfolgreiches Unternehmen entstanden.“ Außerdem kündigte Simet an, dass nach der Ertüchtigung der Riesbahn von Donauwörth nach Nördlingen die Reaktivierung der südlichen Hesselbergbahn anstehe. „Dann ist das 1000er-Ziel, also 1.000 Nutzer pro Tag locker zu schaffen", so die Ministerialdirektorin.
„Es gibt hier nicht nur Züge zum Anschauen, sondern auch zum Anfassen und zum Mitfahren. Sie begeistern damit nicht nur die Menschen vor Ort, sondern das Eisenbahnmuseum ist auch ein Zugpferd für die Region,“ so Landrat Stefan Rößle.
Oberbürgermeister Daivd Wittner machte deutlich: „Wir sind stolz und begeistert, dass wir das Bayerische Eisenbahnmuseum in Nördlingen haben. Die Eisenbahn hat sich als Motor für die Stadt entwickelt. Nördlingen profitierte stark von der Eisenbahn durch das Betriebswerk. Heute freuen wir uns, dass das Museum diese Geschichte - die auch eng mit der Stadt Nördlingen verbunden ist - so sehr pflegt.“
Nördlingen war wichtiger Bahnkoten
Dr. Winfried Sponsel erinnerte in seinem kurzweiligen Festvortrag an die Geschichte des Nördlinger Bahnhofes und den Eisenbahnverkehr. Seit 01. Oktober 1849 war die Verbindung von München nach Nürnberg über Nördlingen fertig. Über ein Jahrhundert war Nördlingen damit ein bedeutender Bahnknoten. So gab es zeitweise sogar Pläne, in der Nähe des Baldingers Tor einen zusätzlichen Bahnhof zu bauen. Ebenfalls kurios: 1892 hatte man keine Möglichkeit an einem Tag von Möttingen nach Wallerstein hin und wieder zurückzufahren - zu Fuß benötigt man knapp drei Stunden. Einzige Ausnahme: Mit dem Schnellzug von Nördlingen nach Donauwörth und dann mit dem letzten Zug zurück und in Möttingen aussteigen.
Das letzte Wort des Tages hatte Patrick Zeitlmann als Geschäftsführer der Bayernbahn GmbH. Er bedankte sich als aktives Mitglied bei den Altvorderen, „die Haus und Hof verpfändet haben, um Fahrzeuge für den Verein zu kaufen.“ Abschließend eröffnete er gemeinsam mit Ekkehard Böhnlein die Festwoche bis zu den Dampflok-Tagen am kommenden Wochenende.
Jubiläumsfest
Von Donnerstag, 09. Mai, bis Sonntag, 12. Mai wird im Bayerischen Eisenbahnmuseum das besondere Doppeljubiläum beim 3. Nördlinger Eisebahnfest gefeiert.