Sechs Tage lang trafen sich Interessierte aus Nah und Fern, um sich unter fachkundiger Leitung mit der Bedeutung des Körpers und Leibes in westlichen wie östlichen Kulturen auseinanderzusetzen. Dabei standen die eigene Übung und der Gesprächsaustausch im Vordergrund.
Den eigenen wichtigsten Lebenssatz in chinesischen Schriftzeichen mit Tusche auf Reispapier auftragen – das war im dreitätigen Kalligrafie-Workshop (Leitung: Walter Yu Peng, Berlin/Peking) für viele ein Abenteuer, eine Herausforderung und am Ende eine große Befriedigung. Kein Ort hätte dafür besser sein können als das weitläufige lichtdurchflutete Atelier des Kunstmuseums. Am Nachmittag ging es dann nach Kloster Heidenheim, wo die besondere Atmosphäre der dortigen Innen- und Außenräume eine wundervolle Kulisse für den „Bohmschen Dialog“ (Leitung: Dagmar Dotting, Kassel), eine Form des wertschätzenden Gesprächs, für Meditation im Sitzen und im Gehen (Leitung: Margit Langenberger, Roßtal) sowie für Qigong-Übungen (Leitung: Claudia Bachmann, Berlin) abgab. Letztere fanden an immer neuen Stellen im Klostergarten statt, passend zu den Elementen Wasser, Erde und Feuer.
Nach drei Workshoptagen folgten drei Tage, bei denen Vorträge den Schwerpunkt bildeten. Der Wemdinger Bürgermeister Dr. Martin Drechsler begrüßte herzlich die Gäste aus Nah und Fern. Der Religionswissenschaftler Prof. Bertram Schmitz aus Jena erläuterte auf anschauliche Weise, welchen jeweiligen Stellenwert körperliche Gesten und Gepflogenheiten in den fünf Weltreligionen einnehmen.
Die Yogalehrerin Ramona Faltin aus Görlitz lud die gesamte Zuhörerschaft ein, Atem-Yogaübungen zu praktizieren, die Religionswissenschaftlerin und Gymnastiklehrerin Anja Schmickal zeigte, was westliche Physiotherapie empfiehlt, um Knie und Bandscheiben geschmeidig zu halten.
Dass Beschäftigung mit Aspekten des Körpers auch in der Psychotherapie äußerst bedeutsam ist, machte der Theologe und Pfarrer Ludwig Frambach aus Nürnberg deutlich. Prof. Thorsten Schirmer aus Hannover zeigte anhand vieler Bildbeispiele, wie unterschiedlich der menschliche Körper in westlicher und fernöstlicher Kunst dargestellt wird. Zu erleben war weiterhin eine beeindruckende Klangperformance-Rezitation des Lyrikers Christian Schloyer aus Nürnberg.
Für jeden Programmpunkt hatte Annette Steinacker-Holst, die Leiterin des Kunst-Museums Donau Ries und Mitorganisatorin der Sommerakademie, den passenden Raum parat. Mal den hellen Vortragsraum mit Blick auf grüne Bäume und die Pferdekoppel, mal „das Kino“ für die Power-Point-Präsentationen, mal die Literatur-Bühne mit stimmungsvollem blauem Licht.
Einen der Museumräume im Erdgeschoss ließ der Klangkünstler Johannes S. Sistermanns bei der Uraufführung von „blaK S liboM 8“ zum „Raumleib“ werden, indem er in eine Komposition von digital wiedergegebenen Klängen singend den „Raumton“ hineinsetzte: ein Ton der exakt die Schwingung des Raumes traf, so dass jeder der fasziniert lauschenden Zuhörer leiblich-fühlend Teil eben dieses Klangschwingens wurde. Der stellvertretende Bezirkstagspräsident Peter Schiele bedankte sich bei dem Künstler, sowie dem Verein der Freunde des KunstMuseums und der Akademie, die so eine qualifizierte 6tägige Veranstaltungsreihe in unsere Region brachte.
Wir kommen wieder, sagten viele der Referierenden und Teilnehmenden nach durchweg positivem Fazit. Und: Wir organisieren wieder, sagten die Verantwortlichen der „Akademie für west-östlichen Dialog der Kulturen“ gemeinsam mit Annette Steinacker-Holst. Das für die 2. Sommerakademie in Wemding geplante Thema im August 2025 ist kein ganz einfaches, aber ein für jeden sicherlich sehr wichtiges: "LebenSterben, Transformation und Vergänglichkeit - Wie versteht sich der Tod in den Kulturen?" (dra)