Theater

Furioser Abschluss für Rampenfieber

Bei ihrem letzten Auftritt im B+ Zentrum begeisterte das Ensemble Rampenfieber rund 200 Gäste. V.l.n.r. Georg Thaller, Sepp Egerer, Kerstin Egerer, Hans Hüttinger, Ludwig Krätzig. Bild: Eva Münsinger
Das Neuburger Theaterensemble bietet drei Tage beste Unterhaltung im B+ Zentrum Blossenau.

Eigentlich sind sie echte Rampensäue: Sepp Egerer, Hans Hüttinger, Ludwig Krätzig und Georg Thaller, die Akteure von Rampenfieber performen mit ansteckender Spielfreude „Friedrich Schillers sämtliche Werke – leicht gekürzt“. Zwei kurzweilige Theatervorführungen und eine beeindruckende Revue über 30 Jahre Regiearbeit von Gundolf Hunner locken rund 200 Gäste ins B+ Zentrum Blossenau.

Gundolf Hunner prägte 30 Jahre die Theaterkultur in Neuburg und Umgebung. Er verstarb überraschend Anfang 2023. „Er war der Dreh- und Angelpunkt des Vereins“, so Kurt Kusebauch, der nun die traurige Aufgabe übernimmt, den Verein „Junges Schauspiel Neuburg“ aufzulösen. Wie viel der leidenschaftliche Regisseur Gundolf Hunner für die Theaterkultur geleistet hat, wurde in einer beeindruckenden Revue deutlich. Kusebauch präsentierte Fotos und Filmausschnitte aus Hunners 30-jährigen Regiearbeit, die mit dem Schülertheater am Descartes-Gymnasium Neuburg begann. Es folgten unvergessliche Inszenierungen mit vielen Statisten und Laienschauspielerin wie „Susanna“ in Rennertshofen. Ein Höhepunkt war „Luther - Rebell Gottes“ 2017 in der Neuburger Hofkirche. Dafür stellte der BC Blossenau eine mobile Bühne zur Verfügung, auf der nun der letzte Auftritt von Rampenfieber stattfand unter der Regie von Kerstin Egerer.

Schiller, der große deutsche Dichter, gilt eher als schwere Kost. Die vier Schauspieler servieren „Schillers gesammelte Werke – leicht gekürzt“ leichtverdaulich und wohlbekömmlich in kurzweiligen 90 Minuten. Sie verkörpern Schauspieler, die sich über Schillers Leben und Werke unterhalten und um Hauptrolle streiten. Jeder darf mal unter Schillers Perücke schlüpfen und den großen Dichter auf seine Art interpretieren. Munter wechseln die Schauspieler die Rollen. Ein Häubchen auf den Kopf und schon sind Sepp Egerer und Hans Hüttinger Caroline und Charlotte, die Geliebten des Dichters. Ein weißer Schal und Ludwig Krätzig tänzelt als tuntiger Iffland über die Bühne.

Die Requisiten sind sparsam: Helm, Schwert, auch eine nicht ganz zeitgemäße Pistole und Konfettiblut, das effektvoll aus den Niedergestochenen spritzt. Es sind vor allem Diktion, Mimik und Gestik, die Helden wie Wallenstein und den Räuberhauptmann Heinz Moor lebendig werden lassen.

Ob im 18. Jahrhundert oder in der Moderne, die Dramen bleiben die Gleichen. Wenn Georg Thaller zu Marlon Brandos Paten oder zu Hitler mutiert, wird dies erschreckend deutlich. Nicht zu viel Tragödie! Seine Kollegen bremsen ihn kurzerhand ein und das Publikum darf wieder befreit lachen. Sofort geht es zum nächsten Werk Schillers, schließlich will man ja sämtliche Werke humorvoll beleuchten.

Es ist Theater mit allen Facetten von Tragödie, Drama, Komödie. Thaller, Egerer, Hüttinger und Krätzig brachten ein großes Werk mit beeindruckend vielen Charakteren auf die Bühne – witzig, geistreich und überaus unterhaltsam. Das Publikum bedankte sich mit langanhaltendem Applaus. Schade, dass der letzte Vorhang für Rampenfieber gefallen ist. Weil sie aber alle vier echte Rampensäue sind, wird man sie sicher auch weiterhin in der ein oder anderen Weise erleben dürfen. (pm)