Viele Schmetterlinge, Wildbienen und Heuschrecken finden kaum mehr Nahrung und Lebensraum. Der Mangel an wichtigen Bestäubern bedroht nicht nur die heimische Artenvielfalt und das ökologische Gleichgewicht, sondern auch die Ernte. Landwirte und Gartenbesitzer sollen für mehr Vielfalt sorgen, aber auch den Kommunen mit ihren zahlreichen öffentlichen Flächen kommt große Verantwortung zu. Immer mehr Städte und Gemeinden engagieren sich daher für blühende Wegeränder und summende Grünflächen.
So auch die Gemeinde Oberndorf am Lech wie Bauhofmitarbeiter Bernd Lier bestätigt: „Die Gemeinde Oberndorf ist sich ihrer Verantwortung bewusst und möchte mit gutem Beispiel beim Thema Artenvielfalt voran gehen“. Bereits unter Altbürgermeister Hubert Eberle wurden im Gemeinderat Auflagen für eine umweltfreundlichere Bewirtschaftung von gemeindeeigenen Pachtflächen beschlossen. Auch die Anlage von 6 m breiten Ackerrandstreifen stand auf dem Programm.
Für die Umsetzung ihres Vorhabens holte sich die Gemeinde Oberndorf am Lech den Landschaftspflegeverband Donau-Ries e.V. mit ins Boot. „Durch das Projekt „DONAURIESig säen“ des Landschaftspflegeverbandes erhalten wir als Kommune Fördergelder für die insektenfreundliche Aufwertung öffentlicher Flächen. Es entstehen wertvolle blühende Strukturen, von denen die Bürger und die Artenvielfalt in unserer Kommune gleichermaßen profitieren.“ so der amtierende Bürgermeister Franz Moll. Zur Begrünung der Ackerrandstreifen sammelte der Landschaftspflegeverband mit einer speziellen Bürstenmaschine Samen von artenreichen Wiesen rund um Oberndorf. Dieses selbst gewonnene Saatgut, das für Insekten wichtige heimische Blumen und Kräutern beinhaltet, wurde auf den Ackerrandstreifen ausgesät. Um die Randstreifen noch artenreicher zu gestalten, wurde zudem noch Mähgut von artenreichen Wiesen aufgebracht. Durch dieses sogenannte Heumulchverfahren werden die Keimlinge in Trockenzeiten besonders gut geschützt.
Neben der Anlage von neuen blütenreichen und insektenfreundlichen Flächen kümmert sich die Gemeinde Oberndorf aber auch um die Aufwertung bereits bestehender Grünflächen. Michaela Dinkelmeier vom Landschaftspflegeverband Donau-Ries e.V. freut sich darüber sehr: „Bereits durch kleine Änderungen in der Pflege, kann die Vielfalt unscheinbar wirkender Grünflächen erheblich verbessert werden und wertvoller Lebensraum für viele Insekten geschaffen werden“. In Absprache mit dem Bauhof entwickelte der Landschaftspflegeverband daher ein Mähkonzept. So werden einige Flächen im Gemeindebereich zukünftig nur noch zweimal im Jahr gemäht und das Schnittgut abtransportiert, so dass die vorhandenen Blumen und Kräuter zur Blüte kommen können. Außerdem werden beim Mähen im Wechsel kleine Bereiche ausgespart, so dass Insekten das ganze Jahr über Nahrung und Überwinterungsquartiere finden. Dafür bittet der Landschaftspflegeverband um Verständnis: „Auch wenn nur teilweise gemähte Wiesen unordentlich aussehen, sind sie für viele Insekten wichtiger Lebensraum“.
Wer dem guten Beispiel der Gemeinde Oberndorf folgen möchte, kann sich vom Landschaftspflegeverband beraten lassen. Allerdings ist das Projekt zeitlich bis Ende April 2021 beschränkt, weshalb das Angebot von interessierten Kommunen bald in Anspruch genommen werden sollte.
„DONAURIESis säen – Mit heimischen Saatgut Artenvielfalt erhalten“ ist ein Projekt im Rahmen der Initiative NATÜRLICH BAYERN des Deutschen Verbands für Landschaftspflege. Es wird vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz gefördert und ist Teil des Blühpakts Bayern. Für Interessierte steht der Landschaftspflegeverband Donau-Ries e.V. telefonisch unter 09080/7250-373 oder per Mail unter dinkelmeier@lpv-don.de gerne zur Verfügung. (pm)