18. Juli 2021, 09:57
Unwetter

Katastrophenhilfe aus dem Ries

Thomas Hartmann (links) und Jörg Wörle (Mitte) mit dem Landwirt aus Hürtgen, der beim Umladen des Strohs hilft. Bild: privat
In den Morgenstunden fuhr Jörg Wörle heute mit Thomas Hartmann aus dem Ries nach Norden. Ihr Ziel ist der Hürtgenwald, nahe von Stollberg, der ebenfalls von den Überflutungen betroffen ist. Mit dabei haben sie Stroh, Stromerzeuger und Pumpen.

Als sich am Donnerstag die Katastrophe im Westen Deutschlands abzeichnete, war für den Reimlinger Jörg Wörle schwer, ruhig zu bleiben. Er will nach Westdeutschland fahren und dort helfen. Wie schon 2013, als Passau von einem schweren Hochwasser getroffen wurde und Wörle mit seinem Kanalfahrzeug aufbrach, um vor Ort zu helfen. Oder 2016 als die Gemeinde Braunsbach in der Nähe von Schwäbisch Hall getroffen wurde. "Ich hab die Möglichkeiten zu helfen, ich kann mir die Zeit nehmen, warum sollte ich es dann nicht auch tun", macht er deutlich.

Nach vielen Telefonaten setze er seinen Plan in die Tat um. Am Sonntagmorgen fuhr er gemeinsam mit seinem ehemaligen Mitarbeiter Thoms Hartmann aus Nördlingen los. Ihr Ziel: Hürtgen, eine Stadt rund dreißig Kilometer südöstlich von Aachen, rund 350 Kilometer von Nördlingen entfernt.

Die Stadt Stollberg bei Aachen wurde stark vom Hochwasser getroffen. Hier, in Hürtgen haben sie ihre erste Station. Auf dem Hof eines Landwirts entladen sie einen ganzen Wagenzug voller Stroh, das für einen Pferdehof ist. Gespendet wurde das Stroh von Landwirten aus dem Landkreis Donau-Ries, die ihre Kollegen damit unterstützen wollen. Insgesamt sind es weit über 20 Tonnen, die sie ins Katastrophengebiet bringen. Anschließend werden sie dort mit Heu beladen und fahren das auf einen Pferdehof, der Tiere aus dem Überschwemmungsgebiet aufgenommen hat. Von dort aus geht es weiter nach Euskirchen, das ebenfalls besonders stark betroffen ist. Auch hier hat Wörle Bekannte. "Er wurde mit dem Hubschrauber vom Dach seines Hauses gerettet. Er musste mit ansehen, wie seine Nachbarn vom Hochwasser abgetrieben wurden. Für sie gibt es wohl keine Hoffnung mehr", schildert Wörle die Lage am Telefon. Hier hilft er mit Tauchpumpen, einem Stromaggregat und Elektrogeräten. Diese hat er am gestrigen Samstag aus eigenen Beständen organisiert oder sich von Freunden geliehen. "Die Hilfsbereitschaft ist rießengroß. Es ist toll zu sehen, wie alle in dieser Krisensituation zusammenstehen und helfen. Das ist wohl das einzig Positive an der Lage. Die Menschen können sich sicher sein, dass ein ganzes Land hinter ihnen steht."

Tatkräftige Hilfe am Katastrophenort

Neben der Lieferung von wichtigen Gütern wollen die beiden auch tatkräftig mit anpacken. "Wir bleiben bis morgen Abend in Euskirchen und wollen dort dann auch helfen. Egal ob mit der Schaufel oder mit unseren Transportfahrzeugen. Wir waren gemeinsam schon in Passau und wissen, dass jede freie Hand helfen kann." Für Jörg Wörle ist das selbstverständlich. Erfreulicherweise auch für viele andere Menschen. Durch Deutschland schwappt eine Welle der Hilfsbereitschaft. Der Reimlinger Jörg Wörle und der Nördlinger Thomas Hartmann sind nur zwei von ihnen.