„Mit einer Kriminalitätsbelastung von knapp über 2500 Straftaten (begangene Straftaten auf 100.000 Einwohner umgerechnet) gehört das Ries zu den sichersten Regionen in Bayern. Das bedeutet, die Menschen die hier in der Region leben können sich sicher fühlen. Eine so geringe Straftatenbelastung bedeutet Lebensqualität und ist auch als Standortfaktor für die Arbeitgeber in der Region nicht unbeachtlich.“, so Polizeichef Walter Beck. Die Nördlinger Polizei registriert in nahezu allen Deliktsbereichen zum Teil sehr starke Rückgänge. Die Zahlen im Einzelnen: Die Körperverletzungsdelikte haben von 222 auf 202 abgenommen. Hier fällt auf, dass insbesondere die gefährlichen Körperverletzungen (z.B. mit Gegenstand zugeschlagen oder mehrere gemeinsam haben attackiert) nach einem Anstieg im Vorjahr wieder deutlich abgenommen haben (von 61 auf 46).
Obwohl die Diebstähle seit Jahren rückläufig sind, liegt das Groß der Straftaten mit knapp 25 % weiterhin bei den Diebstählen. Insgesamt 305 Diebstähle wurden angezeigt (Rückgang um über 26 %). Auffällig ist hierbei der deutliche Rückgang bei den schweren Diebstählen (Einbrüche jeglicher Art). Aber auch die Fahrraddiebstähle (Rückgang von 87 auf 60) und die Ladendiebstähle (von 81 auf 70) sind spürbar zurückgegangen. Nach einen deutlichen Rückgang im Vorjahr sind die Betrugs- und Vermögensdelikte wieder leicht angestiegen (insgesamt von 242 auf 251).
Bei der Suche nach den Ursachen für diese Entwicklung im Bereich der Eigentumskriminalität haben die Polizeifachleute zwei Erklärungsansätze. Beck: „Von Jahr zu Jahr wird deutlicher, dass sich kriminelles Agieren von der realen Welt in die virtuelle Welt verlagert. Wurden früher Banken und Tankstellen überfallen, nutzen die Straftäter heute häufig die „Anonymität des Netzes“.
Nachdem allerdings auch der Betrug nicht spürbar angestiegen ist, muss erwähnt werden, dass die polizeiliche Kriminalstatistik in diesem Bereich auch Mängel aufweist. Beck: „Die Betrügereien in der virtuellen Welt nehmen zwar stetig zu, schlagen sich aber meist nicht in der Statistik nieder. Denn sehr oft ist der Tatort für die Ermittler nicht festzustellen. Das heißt, die Kollegen nehmen hier in Nördlingen die Anzeige auf, das Opfer sitzt bei uns im Ries und der Schaden ist bei uns eingetreten, aber der Tatort steht nicht fest bzw. liegt nicht im Ries und wird deshalb nicht in der Kriminalstatistik der Nördlinger Polizei berücksichtigt.“ Die Palette des Betrugs ist vielfältig und nahezu jeden Tag wird eine neue „Idee geboren“. Schlaue Kriminelle setzen sich an den Computer und verursachen von Jahr zu Jahr mehr Schaden. Mit erheblicher Intensität trat auch im Ries im vergangenen Jahr das Kriminalitätsphänomen des Callcenterbetrugs auf, bei dem Opfer telefonisch kontaktiert und durch Vortäuschung unterschiedlicher Drohkulissen oder Versprechungen letztlich zur Aushändigung bzw. Überweisung von Bargeld genötigt werden. Bestes Beispiel hierfür ist das Auftreten falscher Polizeibeamter. Die Ermittlungen gestalten sich jedoch in diesem Bereich sehr schwer. Beck: „Auch wenn die Zusammenarbeit der Ermittlungsbehörden in Europa zwischenzeitlich besser funktioniert, so ist es für die Beamten gerade bei Betrugsermittlungen sehr schwierig, wenn der Fall die deutschen oder sogar europäischen Grenzen überschreitet. Und dies ist der bei Internet-Kriminalität meist der Fall. Eine weitere Hürde auf dem Wege der Täterermittlung bedeutet die immer noch fehlende Vorratsdatenspeicherung.“
Zu den weiteren Deliktsfeldern:
Leicht abgenommen haben auch die sogenannten Vandalismusstraftaten (das sind Sachbeschädigungen in Parkanlagen, Schmierereien an Hausfassaden und Beschädigungen von Kraftfahrzeugen) von 115 auf 110. Und schließlich registriert die Nördlinger Polizei auch bei den Rauschgiftstraftaten einen Rückgang von 111 auf 78. Hier muss man jedoch auch feststellen, dass es sich bei diesem Straftatenbereich um reine Kontrolldelikte handelt. Das heißt, je mehr Beamte zu Kontrollen eingesetzt werden können, desto mehr Straftaten kommen ans Tageslicht. Zudem schnellen die Fallzahlen in die Höhe, wenn ein Seriendelikt bearbeitet wird und das war im Vorjahr der Fall.“ Abschließend noch eine Anmerkung zur hohen Aufklärungsquote: Zu den 1282 Straftaten konnten 714 Tatverdächtige ermittelt werden. Knapp 80 der Tatverdächtigen sind Männer; Kinder machen Anteil von 2 % und Heranwachsende einen Anteil von 4 % aus. Beck: Die Nördlinger Polizei wird sich auf dieser positiven Entwicklung nicht ausruhen. Wir wollen versuchen, diese mehr als positiven Zahlen weitestgehend auf diesem Niveau zu halten. Wir arbeiten gerade an Konzepten, wie wir trotz angespannter Personallage unsere Präsenz erhöhen können. Denn eines ist klar: Polizeiliche Präsenz und Wachsamkeit schreckt die Täter ab.“
Zur Aufteilung der Straftaten im Bereich der Polizeiinspektion Nördlingen:
Von den Straftaten im Ries entfallen über 950 auf die beiden Städte Nördlingen und Oettingen. Besonders zu erwähnen ist hierbei, dass nach einem starken Straftatenanstieg im Vorjahr die Zahlen in Oettingen mehr als deutlich zurückgegangen sind.
Stadtgebiet Nördlingen
Von den insgesamt 1282 Straftaten wurden 843 im Stadtgebiet Nördlingen registriert (das heißt zwei Drittel der Fälle entfallen auf das Stadtgebiet Nördlingen).
Von diesen Straftaten konnten 66,7 % geklärt werden.
Folgende Deliktsschwerpunkte stellt die Polizei fest:
- 225 (307) Diebstähle (vorwiegend einfache Diebstähle)
- 110 (106) Körperverletzungen
- 122 (118) Sachbeschädigungen
- 44 (64) Betrugsdelikte
- 51 (68) Rauschgiftstraftaten
Stadtgebiet Oettingen
Die Straftatenzahl Stadtgebiet Oettingen hat sich nahezu halbiert, 111 Straftaten (Vorjahr 200) wurden polizeilich aufgenommen. Hiervon konnten knapp 60 % aufgeklärt werden.
Unter anderem kamen
- 16 (40) Diebstähle
- 7 (14) Betrugsstraftaten
- 14 (26) Körperverletzungsdelikte
- 46 (41) Sachbeschädigungen und
- 12 (25) Rauschgiftstraftaten
bei der Polizei zur Anzeige.
Weder in Oettingen noch in Nördlingen haben sich Kriminalitätsschwerpunkte herauskristallisiert. (pm)