Seit der Teillegalisierung von Cannabis im Juli 2024 wird auch immer wieder über die Auswirkungen dieser Gesetzesänderung auf den Straßenverkehr diskutiert. Am Donnerstag hat nun das Polizeipräsidium Schwaben Nord, in dessen Zuständigkeitsbereich auch der Landkreis Donau-Ries liegt, in einer Medienrunde über das Thema „Tödliche Verkehrsunfälle und Gefahren durch Drogen im Straßenverkehr“ unterrichtet.
Wie Polizeivizepräsident Michael Riederer zusammen mit Polizeihauptkommissar Mario Lauser und Polizeikommissarin Katharina Bauer berichtete, sind bis zum 30. September 2024 bei 28 Unfällen bereits 29 Menschen auf Straßen in Nordschwaben tödlich verunglückt – sieben Tote gab es im Landkreis Donau-Ries zu beklagen. Im Zusammenhang mit Drogen wurden in diesem Zeitraum 42 Unfälle registriert, bei denen 14 Personen verletzt wurden.
Anstieg von Drogenunfällen und Drogenfahrten
Sollte sich das vierte Quartal ähnlich wie die vorausgegangenen neun Monate entwickeln, dann „gibt es am Ende des Jahres einen neuen Höchststand“, befürchtet Polizeivizepräsident Riederer mit Blick auf diese Drogenunfälle. Im kompletten Jahr 2023 wurden 53 Unfälle unter Drogeneinfluss aufgenommen. Bei 18 dieser Unfälle wurden Personen verletzt, ein Unfallopfer verstarb.
Eine ähnliche Tendenz erkennt die Polizei bei den sogenannten „folgenlosen Drogenfahrten“. Dabei handelt es sich um Fahrten unter Drogeneinfluss, die aber zu keinen Unfällen geführt haben. In den vergangenen fünf Jahren weist das Polizeipräsidium Schwaben Nord hierfür jeweils 500 bis 650 Fälle aus. In diesem Jahr wurden bis zum 30. September bereits 493 Fälle registriert. Die mit Abstand häufigste Droge, die registriert wurde, ist Cannabis.
Auswirkungen auf das Fahrverhalten
Ebenso wie Alkohol sollte die Auswirkungen von Cannabis auf die Fahreigenschaft nicht unterschätzt werden – zumal bei Cannabis der Abbau im Körper deutlich schwieriger einzuschätzen ist. Der Konsum kann sich noch Tage später auf die Reaktionsfähigkeit auswirken. Zusätzlich wird dies noch durch einen sogenannten Mischkonsum erschwert, sprich: der Konsum von Cannabis und anderen Drogen oder Alkohol.
Grundsätzlich besteht dabei bei der Polizei ein Anfangsverdacht, sollte ein Unfall unter Drogen geschehen – auch unter dem Grenzwert. Dieser Anfangsverdacht wird an die zuständige Staatsanwaltschaft und die Führerscheinstelle weitergeleitet. Neben den strafrechtlichen Ermittlungen wird so auch die grundsätzliche Eignung, ein Kraftfahrzeug zu führen, überprüft.
Nicht gängeln, sondern mehr Sicherheit schaffen
Grundsätzlich sei es den Beamten wichtig, „durch Prävention bei allen Verkehrsteilnehmern ein Gefahrenbewusstsein zu schaffen“, wie Polizeivizepräsident Riederer erklärte. Dies passiert über ständige Kontrollmaßnahmen der Polizei, die Polizeikommissarin Bauer aufzählte: „verdachtsunabhängige, allgemeine Verkehrskontrollen, Kontrollen aufgrund eines Verdachts und stationäre Kontrollstellen“. Dabei gehe es nicht darum, die Verkehrsteilnehmer „zu gängeln“, wie Riederer betonte, sondern um die Sicherheit auf der Straße. „Es gibt fast nichts Schlimmeres, als einen Familienangehörigen im Straßenverkehr zu verlieren.“
Dass diese Kontrollen notwendig sind, zeigt ein weiterer Blick auf die Statistik. Allein im ersten Halbjahr 2024 wurden im Bereich des Polizeipräsidiums Schwaben Nord rund 41.000 Geschwindigkeitsverstöße – eine der Hauptursachen für Unfälle – festgestellt.