Am 18. November wurde in Berlin das erste Lagebild "Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten“ vorgestellt. Zum ersten Mal wurden Zahlen aus unterschiedlichen Datenquellen zusammengefasst und so umfassend dargestellt, dass Frauen und Mädchen in vielerlei Hinsicht Opfer von Straftaten und Gewalt werden. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache.
So stiegen Femizide, also versuchte oder vollendete Tötungsdelikte an Frauen und Mädchen, um ein Prozent. Opfer im Zusammenhang mit Beziehungstaten, sind zu 80,6 Prozent weiblich. Insgesamt gab es 2023 in Deutschland beinahe jeden Tag einen Femizid.
52.330 Frauen und Mädchen wurden 2023 Opfer von Sexualstraftaten. Das ist ein plus von 6,2 Prozent. Über die Hälfte der Opfer war unter 18 Jahren.
Ein Plus von ganzen 25 Prozent gab es im Bereich der Digitalen Gewalt. Über 17.193 Frauen und Mädchen wurden somit Opfer von Delikten wie "Cyberstalking“.
Über 180.000 Frauen wurden 2023 Opfer häuslicher Gewalt, was einer Zunahme von 5,6 Prozent entspricht. Somit erlebt alle drei Minuten ein Mädchen oder eine Frau häusliche Gewalt. Besonders hoch, so das Ergebnis der Statistik, ist der Anstieg bei frauenfeindlichen Straftaten als Teil der Politisch motivierten Kriminalität. Hier ist ein Anstieg von 56,3 Prozent zu verzeichnen.
Gewalt gegen Frauen geht uns alle an
"Wir stellen uns Gewalt gegen Frauen entschieden entgegen. Wir brauchen mehr Härte gegen die Täter und mehr Aufmerksamkeit und Hilfe für die Opfer. Neben harten Strafen brauchen wir verpflichtende Anti-Gewalt-Trainings und elektronische Fußfesseln, damit die Täter ihr Verhalten tatsächlich ändern und sich betroffenen Frauen nicht mehr unbemerkt nähern können. Denn Gewalt gegen Frauen geht uns alle an. Fast jeden Tag sehen wir einen Femizid in Deutschland. Alle drei Minuten erlebt eine Frau oder ein Mädchen in Deutschland häusliche Gewalt. Jeden Tag werden mehr als 140 Frauen und Mädchen in Deutschland Opfer einer Sexualstraftat. Sie werden Opfer, weil sie Frauen sind. Das ist unerträglich – und verlangt konsequentes Handeln", so Bundesinnenministerin Nancy Faser.
Mahnwachen in Nördlingen und Wemding
Auch die Frauenlisten Wemding und Nördlingen wollten ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen setzen und luden am Montagabend (25. November 2024), dem
"Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen" zu Mahnwachen nach Wemding und Nördlingen ein. Teil der Aktion ist ein Fahne der internationalen Bewegung Terre des Femmes. Die Bewegung setzt sich für ein Gesamtkonzept zur Bekämpfung von Gewalt an Frauen ein. In Wemding war es Stadträtin und Frauenreferentin Diana Waimann die sich bereits vor drei Jahren zum ersten Mal dafür einsetzte, dass die Flagge vor dem Wemdinger Rathaus gehisst werden durfte.
Dass die Stadt Wemding ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen setzt sei unbedingt notwendig, erklärte Weimann. Ihrem Empfinden nach, so die Stadträtin, bewege man sich bei dem Thema Gewalt gegen Frauen rückwärts. Der Druck von außen sorge dafür, dass gerade Frauen die Opfer häuslicher Gewalt werden, nichts sagen, weil sie den Schein wahren wollen.
Hängenbleiben darf die Flagge vor dem historischen Rathaus in Wemding für mehrere Wochen: Kleiner Wermutstropfen: Für die Zeit während des Weihnachtsmarktes soll die Fahne abgenommen werden.
Häusliche Gewalt gibt es überall
"Gerade heute zeigen beispielhaft die Stadt Wemding und das Wemdinger Frauenreferat zusammen mit der Wemdinger Frauenliste Flagge", so Regina Thum Ziegler von der Wemdinger Frauenliste. "Die Fahne ist ein sichtbares mahnendes Zeichen, denn Gewalt, vor allem häusliche Gewalt an Frauen, gibt es überall, auch hier in unserer liebenswerten Kleinstadt Wemding", betonte Thum-Ziegler.
Flagge zu zeigen sei das eine. Wichtig sei aber auch vor allem etwas daran zu ändern, betonte Regina-Thum Ziegler. Drei Punkte gelte es umzusetzen. Man müsse hinschauen und den betroffenen Frauen zu Verstehen geben, dass man sich nicht dafür schämen müsse, wenn der eigene Partner handgreiflich werde. Hinschauen bedeute auch Täterarbeit. Täter müssten, so Thum-Ziegler weiter, nicht nur bestraft werden, sondern mittels Therapie dazu befähigt werden, ihr Verhalten zu ändern. Des weiteren müsse es mehr geschultes Personal bei Polizei und Ermittlungsbehörden geben und zudem sollte jede Frau einen Rechtsanspruch auf einen Platz im Frauenhaus bekommen. "Aber leider sind solche Plätze oft Mangelware und nicht auskömmlich finanziert", erklärte Regina Thum-Ziegler. Im Falle des Frauenhaus Nordschwaben in Nördlingen sei man auf Spenden und ehrenamtliche Unterstützung angewiesen.
"Gewalt, egal ob physisch oder psychisch ist grundsätzlich nicht hinnehmbar. Niemand hat das Recht, jemanden an Seele oder Körper zu verletzten. Und dafür sollten wir immer und überall einstehen. Das sind unsere demokratischen Grundfeste, an denen wir nie rütteln sollten. Wer diese Grenze überschreitet, muss zur Verantwortung gezogen werden", so Regina Thum-Ziegler.
Darf die Flagge bleiben?
Auch der zweite Bürgermeister der Stadt Wemding, Johann Roßkopf, nahm an der Mahnwache teil und betonte, wie wichtig es sei die Aktion und die geforderten Ziele zu unterstützen. Auf die Frage, warum die Flagge während des Wemdinger Weihnachtsmarktes am kommenden Wochenenende abgehängt werden soll, erklärte Rosskopf gegenüber unserer Redaktion, dass man sich entschieden habe "während des Weihnachtsmarktes kein Politisches Thema haben zu wollen". Allerdings, so fügte Roßkopf hinzu, stünden er und auch Wemdings Bürgermeister Dr. Martin Drexler der Flaggenaktion tolerant gegenüber und deshalb dürfe die Fahne wohl auch auch länger hängenbleiben als nur einige Wochen. Ein gutes Signal von Seiten der Stadtverwaltung, vielleicht auch für die Zeit während des Weihnachtsmarktes?