Bestattungsunternehmen

Tod, Trauer und Trost: Julia Ordemann eröffnet eigenen Bestattungsdienst

Julia Ordemann gründet als 26-jährige Bestattermeisterin ihr eigenes Unternehmen. Bild: Bestattungsdienst Ordemann
Der Tod ist für Julia Ordemann aus Auchsesheim all gegenwärtig. Sie weiß damit umzugehen, Tod und Trauer gehören zu ihrem Arbeitsalltag. Seit sie 15 Jahre alt war, wusste sie, dass sie Bestatterin werden möchte. Heute ist sie 26, Bestattermeisterin und macht sich mit ihrem eigenen Unternehmen selbstständig.

Angefangen hat alles mit einem Ferienjob. Gemeinsam mit einer Schulfreundin wurde sie bei der Stadt Donauwörth vorstellig, um sich als Ferienarbeiterin das Taschengeld etwas aufzubessern. Die Freundin landete in der Stadtgärtnerei, Julia Ordemann wurde auf dem Friedhof eingeteilt. Zuerst übernahm sie dort nur gärtnerische Tätigkeiten, aber nach ein paar Tagen hat sie die Mitarbeiter gefragt, ob sie auch bei den Bestattungen helfen könne. 

Berufswunsch "Bestatterin"

„Ich kam nach Hause und habe gesagt, dass ich Bestatterin werden will“, erinnert sich Ordemann. Ihr Wunsch wurde zunächst belächelt. Doch als ihr Umfeld merkte, dass sie es ernst meint, standen Freunde und Familie hinter hier. Julia Ordemann war so begeistert, dass sie den Nebenjob auf dem Friedhof behielt. Nach dem Abitur begann sie 2017 die Ausbildung als Bestattungsfachkraft in Ulm. Danach wurde ihr recht schnell eine Führungsposition angeboten. Im Jahr 2021 wechselte Julia Ordemann als Betriebsleiterin zur Stadt Donauwörth und ist sogar seit 2024 Bestattermeisterin. Nachdem die Stadt Donauwörth ihren Bestattungsdienst zum 30. Juni 2025 einstellt, wagt sie nun den Schritt in die Selbstständigkeit.  

Sogar Seebestattungen sind möglich

Ab Juli ist der Bestattungsdienst Ordemann in Donauwörth tätig. Im Sterbefall kümmert sich Julia Ordemann um einen würdevollen Abschied. Nachdem ein Arzt den Tod festgestellt hat, holt die Bestatterin mit ihrem Team den Verstorbenen ab und versorgt den Leichnam hygienisch und kosmetisch. Die Toten werden bekleidet und in den Sarg gebettet. Mit den Angehörigen macht sie einen Gesprächstermin aus und berät sie in allen Fragen rund um den Nachlass, die Kündigung von Versicherungen und die Sterbeurkunde. Auch den Trauerdruck für Sterbebildchen oder Traueranzeigen gibt sie in Auftrag und bespricht mit Pfarrern den Ablauf der Trauerfeiern. Je nachdem, ob es eine Erd- oder Feuerbestattung sein soll, hebt die junge Bestatterin auch das Grab aus. „Ich baggere auch“, sagt Julia Ordemann. 

In Donauwörth gibt es neben herkömmlichen Friedhöfen auch den Naturfriedhof im Donauwörther Stadtwald, wo Julia Ordemann Bestattungen durchführt. „Erdbestattungen sind rückläufig, die Waldbestattungen werden jedes Jahr mehr“, weiß die Donauwörtherin. Angehörige sparen sich die Grabpflege und viele schätzen die Verbindung zur Natur über den Tod hinaus. Ganz selten bekommt Julia Ordemann auch Anfragen für Seebestattungen. Um diese durchzuführen, arbeitet sie mit einer Rederei an der Ost- und Nordsee zusammen. 

Die Bestatterin bietet im Rahmen der Bestattungsvorsorge an, schon zu Lebzeiten seine gewünschte Bestattungsform bei ihr zu hinterlegen. Selbst Sterbebilder könne man schon auswählen und seine Trauerfeier bis ins kleinste Detail planen, erklärt Ordemann. Dies wird sie auch als Unternehmerin so weiterführen.

„Ich spreche nie mein Beileid aus“

Als junge Frau ist in der Bestatterbranche übrigens längst keine Seltenheit mehr. Laut Statistischem Bundesamt haben sich die Auszubildenden in dem Beruf mehr als verdoppelt. 2023 waren fast 60 Prozent der Azubis Frauen, vor zehn Jahren waren sie noch in der Unterzahl.  Julia Ordemann ist begeistert von ihrem Beruf. „Es ist schön, wenn man trauernde Angehörige persönlich und auch fachlich begleiten kann“. Sie schätzt besonders die Dankbarkeit, die sie von Trauernden zurückbekommt. 

Angehörigen spricht Julia Ordemann nie ihr Beileid aus, sondern ihr Mitgefühl oder ihre Anteilnahme. „Ich leide nicht mit, aber ich fühle mit. Das ist ein großer Unterschied“, sagt die Bestatterin. Das hilft ihr, mit der alltäglichen Trauer in ihrem Beruf umzugehen. 

Auch Freunde und ihr Privatleben sind ihr wichtig, um den nötigen Abstand zum Berufsleben zu wahren. Ganz gelingt ihr das aber nicht immer, ihr Beruf macht schließlich ein Gesprächsthema auf. „Die meisten finden es interessant, weil es ein Tabuthema ist“, berichtet Ordemann von den Reaktionen aus ihrem Umfeld. „Ich entspreche eben nicht dem Totengräberklischee“, sagt die 26-Jährige.

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