Nachdem es im Landkreis Anfang der der 2000er Jahre zu vielen teils schweren und sogar tödlichen "Discounfällen" gekommen war, allein 2002 verunglückten im Landkreis 554 Jugendliche im Alter von 18 bis 24 Jahren, sechs Jugendliche verloren ihr Leben, wurde im Jahr 2004 im Donau-Ries das Projekt Fifty-Fifty ins Leben gerufen. Das Prinzip dahinter: Jugendliche zwischen 14 und 25 Jahren mit Wohnsitz im Landkreis können Freitag- und Samstagabends sowie in den Nächten vor Feiertagen jeweils zwischen 19.00 Uhr und 5.00 Uhr zum halben Preis Taxi fahren. Die anderen 50 Prozent des Fahrpreises wurde zu 40 Prozent vom Landkreis und zu 10 Prozent vom jeweiligen Taxiunternehmen bezahlt.
Seit der Einführung habe sich das Projekt bei den Jugendlichen einer großen Beliebtheit erfreut, und wurde entsprechend gut angenommen, erläuterte Juliane Keil vom Team ÖPNV, Schülerbeförderung, bei der jüngsten Sitzung des Ausschuss für Wirtschaft, Verkehr und Technologie (AWVT). Mit und während der Corona-Pandemie seien die Nachfragezahlen massiv zurückgegangen und würden erst seit der Lockerung der Ausgangsbeschränkungen und der Wiedereröffnung von Clubs und Discotheken wieder langsam steigen.
Einzelne Taxiunternehmen bieten keine Fifty-Fifty-Fahrten mehr an
Seit dem Frühjahr, so Keil weiter, hätten die Beschwerden von Fahrgästen zugenommen, das einzelne Taxiunternehmen keine Fifty-Fifty-Fahrten mehr annehmen und stattdessen den vollen Taxi-Fahrpreis verlangten. Die Begründung der Taxibetriebe: Aufgrund der seit Frühjahr 2022 enorm gestiegenen Treibstoffpreise sei der Selbstbehalt von 10 Prozent nicht mehr tragbar. Zudem sei eine Erhöhung der Taxitarife zwar beantragt, aber noch nicht genehmigt worden. Als die neuen Taxitarife zum 01.10.2022 in Kraft traten, habe es weiterhin Taxi-Unternehmen gegeben, die trotzdem keine Fifty-Fifty-Fahrtwünsche mehr annahmen, erläuterte Juliane Keil die Situation. Wiederholt habe das Landratsamt interveniert und als Begründung führten die Unternehmen im Einzelfall aus, dass der bürokratische Aufwand für die Fahrer zu groß sei, da die einzelnen Fifty-Fifty-Fahrten im Taxi manuell erfasst und vom Fahrgast mittels Unterschrift quittiert werden müssten, um dann am Monatsende mit dem Landkreis abgerechnet zu werden.
Landkreisverwaltung sucht das Gespräch
Um das Projekt Fifty-Fifty auch in Zukunft weiterführen zu können, will das Landratsamt die Gespräche mit den Unternehmen fortführen, um zum einen die bisher sehr einfache vertraglichen Regelungen detaillierter zu fassen und die Möglichkeiten einer Digitalisierung mittels App auszuloten, so Keil weiter. Um das Projekt auch kurzfristig am laufen zu halten stimmten die Kreisrät*innen einer vorübergehende Aussetzung der Selbstbeteiligung der Taxiunternehmen zu. Die Differenz wird zunächst vom Landkreis übernommen. Einig war man sich außerdem darüber, dass das Projekt in Zukunft wieder stärker beworben werden soll, um es auf eine tragfähige Basis zu stellen.