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Sollte man für die Schulen der Stadt Nördlingen Luftfilter für jedes Klassenzimmer beschaffen? Im Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrats ist man sich nicht einig, bestellt wird für den Moment noch nicht.

In der Sitzung am Montagabend stellte Karl Stempfle, Sachgebietsleiter der Liegenschafts- und Sportabteilung bei der Stadtverwaltung, die Vor- und Nachteile mobiler Luftfiltergeräte vor. Diese sollen die Virenlast (Corona und alle anderen) in den Klassenzimmern verringern und so im neuen Schuljahr Präsenzunterricht ermöglichen – so zumindest die Hoffnung. Dass sich diese durch mobile Luftfilter aber nicht erfüllen werde und die Geräte auch einige Nachteile hätten, machte Stempfle schnell deutlich.

Hohe Kosten bei fraglichem Nutzen

Je nach Modell produzieren die Filter Geräusche zwischen 35 und 56 Dezibel (etwa so laut wie ein Flüstern oder ein leises Gespräch) und entwickeln eine Sogwirkung (also einen Luftzug). Das könnte zu Ablenkungen und Erkältungen führen. Schwerer wiegt, dass durch Luftfilter das stetige Lüften der Zimmer nicht ersetzt werden könne. Hinzu kommen die Anschaffungs- und Betriebs- bzw. Wartungskosten: Ein Gerät kostet laut Stempfle circa 4500 Euro. In den Schulen in der Trägerschaft der Stadt Nördlingen gibt es 90 Klassenzimmer, macht 405.000 Euro. Abzüglich einer Förderung des Freistaats bleiben der Stadt laut Stempfle Investitionskosten von etwa 270.000 Euro. Für die laufenden Kosten zog Stempfle die Stadt Aalen als Beispiel heran: Dort habe man bereits Geräte angeschafft, die Stadt rechne mit Kosten von 1000 Euro für Betrieb und Wartung pro Gerät und Jahr.

Da der Nutzen der anzuschaffenden Geräte gegenüber dem finanziellen Aufwand noch nicht abschließend zu klären sei empfahl Stempfle, jetzt noch keine Luftfilter anzuschaffen und besser neue Daten abzuwarten. „Der Luftfilter ersetzt nicht das offene Fenster und ist keine Garantie für Präsenzunterricht“, stellte Oberbürgermeister David Wittner klar.

Gespaltenes Meinungsbild im Stadtrat

In der Diskussion stimmte Gabriele Fograscher (SPD) dem Vorschlag der Verwaltung zu, die Filter seien kein „Allheilmittel“. Vielmehr solle der Freistaat mehr Lehrer einstellen und kleinere Klassen einrichten. Grundsätzlich eher zurückhaltend äußerte sich auch Dr. Cathrin Schnell (Grüne-Frauenliste). Sie gab aber auch zu bedenken: „Wenn wir jetzt nicht bestellen, sind wir der Situation bis ins Frühjahr ausgeliefert.“ Denn die Verfügbarkeit der Geräte ist schlecht, was auch Karl Stempfle bestätigte: Selbst wenn man sofort bestelle seien die Filter bis zum Beginn des Schuljahres im September sicher nicht da.

Nicht überzeugt vom Nutzen der Filter waren des Weiteren Thomas Mittring (Stadtteilliste) und Helmut Beyschlag (PWG). Mittring gab der Verwaltung aber mit auf den Weg, bei dem Thema am Ball zu bleiben und nach entsprechenden Anbieterfirmen zu schauen. Alexander Deffner (PWG) sagte, dass man die Ferienzeit nutzen solle, um zu erarbeiten, welche Geräte in welcher Größe für welche Klassenräume sinnvoll seien, um bei der nächsten Sitzung Ende September über eine Anschaffung entscheiden zu können.

Allein Vertreter*innen der CSU im HFA sprachen sich klar dafür aus, so schnell wie möglich die Filter anzuschaffen. Laut Jörg Schwarzer sei abwarten so gut wie ablehnen. Eine Belastung für die Eltern wie im letzten Schuljahr mit viel Homeschooling solle sich nicht wiederholen. Wenn man dafür etwas tun könne, solle man das auch machen. Laut Maximiliane Böckh hätten die Geräte auch nach Ende der Pandemie einen Nutzen, da sie auch gegen andere Erreger wirksam seien. Markus Landenberger-Schneider gab schließlich zu bedenken, dass auch bei einem trotz Filtern eventuell nötigen Wechselunterricht ein Mehrwehrt für die Schulkinder bestehe, man solle sich jetzt „so schnell wie möglich auf den Weg machen“ und die Geräte anschaffen.

Es bleibt bei konkreten Vorbereitungen

Laut David Wittner wird die Stadt nun mit Fachplanern ermitteln, wie die Ausstattung der Klassenzimmer mit den mobilen Luftfiltergeräten aussehen könnte, außerdem sollen die Kitas gleich in die Überlegungen miteinbezogen werden. In einer Vollsitzung oder im Haupt- und Finanzausschuss, notfalls während einer Sondersitzung im August oder September, könne über die Anschaffung der Geräte dann entschieden werden. Wittner betonte, dass die Eltern über alle Schritte informiert werden, wobei auch klar gemacht werden soll, was man von den Luftfiltern erwarten könne und was nicht.