Viele Kommunen im Landkreis kämpfen mit einem zunehmenden Leerstand in den Ortskernen. Anders in Mertingen. Hier entsteht im Ortskern ein moderner Neubau, mit einer Apotheke, einer Bank und Praxisräumen. Schon in den zurückliegenden Jahren entstanden hier mehrere Geschäfte, alle im Besitz der Gemeinde: Blumenladen, Arztpraxis, Bäckerei, Gastwirtschaft.
Mertingen - Wie schafft es die Gemeinde, das Ortszentrum so zu entwickeln? Bürgermeister Albert Lohner weiß die Antwort: „Gemeinderat und Bürgermeister haben die Aufgabe den Standort attraktiv zu machen. Es genügt nicht mehr nur die Dinge richtig zu tun, also nach Recht und Gesetz zu handeln, wichtiger noch ist es, die richtigen Dinge zu tun. Führungsaufgabe eines modernen kommunalen Managements ist es, aktiv die Zukunft zu gestalten, Markt- und Entwicklungschancen zu erkennen und diese auch umzusetzen.“
1996 wird Albert Lohner Bürgermeister. Eines seiner ersten Projekte war es, den Verkehr aus dem Ortskern zu bekommen. „Mertingen war ein klassisches Straßendorf, das entlang der St. 2027 und der DON 28 entstanden ist. Damals fuhren täglich mehrere tausend Fahrzeuge mitten durch die Gemeinde. Das wollten wir ändern. Weil sich aber vom Bund keine Aktivitäten abzeichneten, haben wir eben die Umgehungsstraße selber gebaut und bekamen dafür eine entsprechende Förderung“, erzählt der Bürgermeister. Dadurch ist es gelungen, viel Durchgangsverkehr aus dem Ort zu nehmen. Zudem wurden mehrere neue Rad- und Gehwegbrücken über die Schmutter gebaut: „So haben wir das Altdorf mit den, auf der anderen Seite der Schmutter liegenden Siedlungen verzahnt“, erklärt Lohner.
In den Folgejahren wurden vermehrt Höfe im Altdorf aufgegeben. Hier hat die Kommune – aufgrund sprudelnder Steuereinnahmen – zugegriffen und immer wieder wichtige Objekte selbst gekauft. „So haben wir die Hand drauf und können entscheiden, was damit passiert“, erklärt Albert Lohner den Plan der Gemeinde.
Im Rathaus wurde mit Planern für jeden erworbenen Standort ein eigenes Konzept entwickelt. So wurde neben der Kirche der gesamte Hof erworben und abgerissen. Hier entstanden zwei Wohnhäuser mit einer Gewerbeeinheit, die von der Kommune erworben wurde. Diese wurde als Blumenladen eingerichtet und an ein lokales Blumengeschäft vermietet. „Jeder Bauträger tut sich leichter, wenn bereits vor Baustart etwas verkauft wird. Und wir können damit die Grundversorgung steuern, indem wir anders abschreiben wie private Investoren. Unser „Return on Invest“ sind die immer mehr werdenden Menschen, die in der Ortsmitte einkaufen und die in der Ortsmitte wohnen. Ein Konzept das funktioniert und bereits mehrfach wiederholt wurde, zuletzt am Zehentplatz, beim Seniorenheim und nun beim neuen Seniorengerechten Wohnen der AWO.
Die vermutlich entscheidendste Weichenstellung wurde im letzten Jahr von der Firma Zott getroffen. Die Verantwortungsträger der Genussmolkerei entschieden sich, das ehemalige Werk 1 im Ortskern abzureißen und hier die neue Verwaltungszentrale der Molkerei Zott zu bauen. „Für die Gemeinde ein Glücksfall. Dadurch werden rund 150 Arbeitsplätze im Ort gehalten, was natürlich die Kaufkraft innerorts erheblich stärkt“ lässt Bürgermeister Lohner wissen und fügt hinzu: „Auch wir als Gemeinde werden viel Geld in die Hand nehmen, um den Zehentplatz in unserer Ortsmitte – gegenüberliegend von Zott – neu zu gestalten. Durch diese Überlegungen haben wir vielleicht auch das Familienunternehmen überzeugt, ihren Wurzeln treu zu bleiben und hier am Platze des Stammhauses diesen Neubau zu realisieren.“
Wie der Ortskern in einigen Jahren aussehen wird, steht bereits nahezu fest. „Neben dem Seniorengerechten Wohnen wollen wir in der ehemaligen Bäckerei Pfenning ein Café einrichten. Am Anfang der Fuggerstraße, gegenüber der Kirche wird ein kleiner Platz entstehen, der an die Zeit der Römer in Mertingen erinnern soll. Das Ärztehaus wird nach dem Auszug der Apotheke weiterhin Ärztehaus bleiben, hier entsteht Platz für eine weitere Praxis. In den Neubau am Zehentplatz 2 werden eine barrierefreie Apotheke, zwei Praxen und eine Filiale der Sparkasse einziehen. Neben der Raiffeisenbank wird ein moderner Parkstadel entstehen und die alte Schule wird zum neuen Rathaus.
„Mit der Alten Brauerei haben wir eine attraktive, traditionelle bayerische Gastwirtschaft geschaffen, die sowohl von den Mertinger Bürgern, wie auch von vielen Menschen aus der Region sehr gut angenommen wird – Gott sei Dank. Die Qualität des dörflichen Zusammenlebens hat dadurch immens zugenommen.
„Ich denke, wir haben es bisher ganz gut gemacht. Die Entwicklungsstrategie, die wir für die Gemeinde ausgegeben haben, hat Früchte getragen. Das haben die Ansiedlungen von neuen Unternehmen im Gewerbegebiet gezeigt, wie auch die neuen Wohngebiete in denen es kaum mehr freie Bauplätze gibt“, so der Mertinger Bürgermeister.
Für die Zukunft ist Albert Lohner – er ist noch bis 2020 Bürgermeister – noch nicht amtsmüde. „Im Gegenteil. Wir arbeiten bereits an weiteren Konzepten, um Mertingen auch in Zukunft attraktiv zu halten. Wir sind optimistisch, dass es uns – Gemeinderat, Bürgermeister und Verwaltung – auch in der Zukunft gelingt, unser Unternehmen namens Gemeinde auf einem erfolgreichen Weg weiter zu führen: Erfolg, ist die Folge einer gezielten und umsichtigen Vorarbeit“.