Interview

5 Jahre "Autofrei zu Kita"

Bild: Sarah Dobrocani
Nach dem zehnjährigen Jubiläum des Bündnis für Familie Asbach-Bäumenheim gibt es für die Gemeinde in diesem Jahr erneut Grund zum Feiern: fünf Jahre „Autofrei zu Kita und Schule“. Das erfolgreiche Projekt wurde im Jahr 2015 von der Gemeinderätin und Referentin für Familie, Kinder und Senioren der Gemeinde, Frau Sieglinde Schönherr, initiiert.

Frau Schönherr ist mit vielen Geschwistern groß geworden, selbst Mutter und Oma von drei Enkelkindern. Aus ihren eigenen Erfahrungen heraus ist das Thema Familie bzw. familienfreundliche Gemeinde eine Herzensangelegenheit.

Frau Schönherr, Asbach-Bäumenheim unterstützt Familien in vielerlei Hinsicht. Warum ist der Gemeinde Familienfreundlichkeit so wichtig?

Schönherr: In den Familien liegt unsere Zukunft und Kinder sind unser größter Schatz. Sie sind besonders schützenswert. Wir müssen sie fördern und fordern.

Welche Angebote halten Sie als Gemeinde für Familien vor?

Schönherr: Seit vielen Jahren heiße ich persönlich unsere neugeborenen Gemeindemitglieder willkommen. Der Besuch bei den frisch gebackenen Eltern zur „Begrüßung des Neugeborenen“ kommt gut an. Im Gepäck habe ich auch immer ein kleines Geschenk. Mit unserer Lesepatin Bärbel Reiser fördern wir viele Fähigkeiten von Kindergarten- und Schulkindern wie Fantasie, Spracherwerb und Lesefähigkeit.
Besonders hervorzuheben ist natürlich unser Projekt „Vorfahrt für Familie“ mit der Geschwisterbefreiung bei Kita-Plätzen oder der Bezuschussung von Bauplätzen für Familien.
Die Umsetzung des Spielplatzkonzeptes in der Buchenstraße, Beethovenstraße und im Naherholungsgebiet ist abgeschlossen und wird sehr gut angenommen. Auch die anstehende Sanierung unseres rege genutzten Hallenbades wird angegangen, damit unsere Kinder weiterhin sicher schwimmen lernen können.
Aber auch unser Adventsfenster am Rathaus oder das Familienfest im vergangenen Jahr fanden großen Zuspruch.

Ein Erfolgsprojekt Ihrer Gemeinde feiert in diesem Jahr fünfjähriges Jubiläum: „Autofrei zu Kita und Schule“. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, dieses Projekt ins Leben zu rufen?

Schönherr: Ich habe mich an meine eigene Kindheit zurück erinnert, wie schön es doch war, sich mit den Freundinnen auf den Weg zur Schule zu machen und dabei über dies und das auszutauschen. Aber auch mit den eigenen Kindern oder heute Enkelkindern empfinde ich die Zeit, die wir gemeinsam zum Kindergarten oder zur Schule spazieren als sehr wertvoll, zum Beispiel um miteinander zu reden. Diese Erfahrung wollte ich auch ins Bewusstsein anderer rücken und stellte meine Idee unserem Ersten Bürgermeister Martin Paninka und dem Familienbeauftragten des Landkreises vor. Beide waren gleich hellauf begeistert und haben mich bei der Umsetzung unterstützt.

Wer ist denn an dem Projekt beteiligt?

Schönherr: Die beiden Kindertageseinrichtungen Dr.-Hermann-Fendt-Kindergarten und Maria Immaculata sowie die Grund- und Mittelschule machen mit. Das heißt, ca. 500 Kinder mit deren Eltern werden in der Projektwoche aufgefordert, das Auto auch mal stehen zu lassen und den Weg zum Kindergarten oder Schule zu Fuß, mit dem Laufrad, Fahrrad oder Roller zurückzulegen. Und die Beteiligung ist immens. Die meisten Kinder und Jugendlichen lassen sich schnell dafür begeistern – und stecken ihre Eltern mit der Begeisterung an.

Warum ist es denn so wichtig, auf das Auto hin und wieder zu verzichten?

Schönherr: Bewegung ist für die Entwicklung eines Kindes unverzichtbar und fördert die Konzentration und das Denkvermögen. Kinder, die sich schon vor Unterrichtsbeginn „ausquatschen“, müssen das nicht mehr im Unterricht nachholen. Außerdem macht die Bewegung an der morgendlichen frischen Luft wach.
Kinder, die lernen, alleine den Schulweg zu bewältigen, werden in ihrer Selbstständigkeit gestärkt. Und für Eltern wird der stressige Morgen etwas entzerrt, wenn sich die Kinder alleine auf den Weg machen können.
Auch für Kindergartenkinder bietet die morgendliche Entdeckungstour mit den Eltern Zeit, miteinander zu plaudern.Nicht zuletzt spart jeder Weg zu Fuß Geld!

Was hat die Gemeinde von dem Projekt?

Schönherr: Das alltägliche Verkehrschaos zu Bring- und Abholzeiten wird reduziert, Gefahrensituationen oder gar Unfälle werden vermieden. Weniger Autos heißt mehr Sicherheit.

Wie sind Schulkinder in den höheren Klassen für diese Thematik zu begeistern?

Schönherr: Ganz klar über den ökologischen Aspekt. Klimaschutz bewegt unsere Jugend. Die Friday for Future – Bewegung zeigt es: Umweltschutz ist das große Thema unserer Zeit und Jugendliche wollen etwas verändern. Indem sie sich nicht von den Eltern zur Schule kutschieren lassen, tragen sie selbst zum Schutz unserer Umwelt bei.

Wie setzen die beteiligten Einrichtungen die Projektwoche „Autofrei zu Kita und Schule“ um?

Schönherr: Zunächst werden die Eltern in einem Elternbrief über die Einrichtungen, aber auch über Bannerwerbung und Presse informiert. Und es gibt zahlreiche Aktionen. Kindergartenkinder können den Laufradführerschein machen. Im Morgenkreis werden Verkehrslieder gesungen. Verkehrserziehung ist Themenschwerpunkt. Zum Frühstück werden Ampelbrote gereicht. Die Verkehrserzieher der Polizeiinspektion Donauwörth verteilen Zitronen an Autofahrer und Süßes an Fußgänger. In der Schule führen die Schüler Stempelkarten fürs zu Fuß gehen und vieles mehr.

Haben Sie bei der Umsetzung Unterstützer?

Schönherr: Ohne das Engagement der Elternbeiräte und vieler Eltern, aber auch der Schul- und Kindergartenleitungen, wäre es nicht möglich, so ein buntes und effektives Programm auf die Beine zu stellen. Ihnen gilt unser herzlichster Dank! Besonders möchte ich aber auch der Polizeiinspektion Donauwörth mit den Verkehrserziehern, der Verkehrswacht, der Gemeinde Asbach-Bäumenheim und dem Landratsamt Donau-Ries mit der Familienbeauftragten für die tatkräftige Unterstützung sowie unseren freundlichen Investoren (Raiffeisenbank Asbach-Bäumenheim, Sparkasse Außenstelle Asbach-Bäumenheim, Juventas-Johann-Streitberger-Stiftung) danken. Letztere ermöglichen es, dass die Einrichtungen Anschaffungen vor allem zum Thema Verkehrserziehung tätigen können, die sonst nicht möglich wären.


Die Projektwoche in Asbach-Bäumenheim findet von 24. bis 28. Juni statt. Lassen auch Sie doch mal Ihr Auto in dieser Woche stehen!
Wollen Sie das Projekt unterstützen oder als Einrichtung oder Gemeinde ebenfalls umsetzen? Dann nehmen Sie Kontakt mit der Familienbeauftragten auf: familienbeauftragte@lra-donau-ries.de
Das Interview führte Sina Scheiblhofer., LRA Donau-Ries. (pm)