90 Prozent der Bevölkerung in Deutschland können mindestens eine Bus- oder Bahnhaltestelle mit wenigstens täglich 20 Abfahrten fußläufig gut erreichen. Die Anteile variieren jedoch je nach Region erheblich. Das ergibt eine Analyse des Bundesinstituts für Bau, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ermittelten den Anteil der Bevölkerung, die eine entsprechende Bushaltestelle im Umkreis von 600 Metern oder einen entsprechenden Bahnhof im Umkreis von 1.200 Metern vorfindet.
In den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen wohnen nahezu 100 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner in der Nähe einer solchen Bushaltestelle oder eines entsprechenden Bahnhofs. Hohe Anteile weisen auch Baden-Württemberg (95 Prozent), das Saarland (95 Prozent), Hessen und Nordrhein-Westfalen (jeweils 94 Prozent) auf. Im Ländervergleich am geringsten sind die Anteile dagegen in Mecklenburg-Vorpommern (72 Prozent), Bayern (80 Prozent), Niedersachsen (82 Prozent) und Brandenburg (83 Prozent).
Donau-Ries: Anbindungnsquote von 38 Prozent
Dicht besiedelte Landkreise sind jedoch in der Regel besser an den öffentlichen Verkehr angebunden als dünn besiedelte. Die niedrigsten Quoten weisen die Landkreise Straubing-Bogen (Bayern, 34 Prozent), Haßberge (Bayern, 37 Prozent) sowie Cuxhaven (Niedersachen), Cham (Bayern) und Donau-Ries (Bayern) mit jeweils 38 Prozent auf. In den meisten kreisfreien Großstädten sowie den hochverdichteten Umlandkreisen liegen die Anteile dagegen über dem Durchschnitt.
„Mobilität mit Bus und Bahn muss alltagstauglich sein – in städtischen und ländlichen Räumen“, sagt Dr. Peter Jakubowski, Leiter der Abteilung Raum- und Stadtentwicklung im BBSR. „Dazu gehört ein komfortabler Zugang zum öffentlichen Verkehr, also fußläufig gut erreichbare und regelmäßig angefahrene Haltestellen – für einen Großteil der Bevölkerung ist das Realität, anders als von vielen vielleicht vermutet. Helfen könnten hier bundesweite Standards und Qualitätskriterien für Angebote und Erreichbarkeit, um den öffentlichen Verkehr noch attraktiver zu machen und ihn besonders in ländlichen Räumen als Alternative zum Auto zu stärken.“
Mindestangebot wären Bushaltestellen im Umkreis von 600 Metern und 20 Fahrtmöglichkeiten am Tag
Das BBSR wertet die fußläufige Erreichbarkeit einer Haltestelle mit einem Mindestangebot an 20 Fahrtmöglichkeiten an einem Werktag als komfortablen Zugang zum öffentlichen Verkehr. Ein Umkreis von 600 Metern entspricht dabei einem 8- bis 10-minütigen Fußweg, der zum Erreichen einer Bushaltestelle noch als zumutbar gilt. Für einen Bahnhof gilt ein längerer Fußweg von 16 bis 20 Minuten als zumutbar.
Insgesamt gibt es in Deutschland 217.000 Bushaltestellen und Bahnhöfe. Unabhängig von der Anzahl der angebotenen Abfahrten können rund 97 Prozent der Bevölkerung mindestens eine davon in einem Radius von maximal 1.200 Metern erreichen. Die rund 169.000 Haltestellen mit mindestens zehn Abfahrten an einem Werktag erreichen 94 Prozent der Bevölkerung, die 134.300 Haltestellen mit mindestens 20 Abfahrten 90 Prozent, die 114.700 Haltestellen mit mindestens 28 Abfahrten dagegen nur noch 86 Prozent. (pm)