Einem Studenten aus Donauwörth wird vorgeworfen, seine Mutter getötet zu haben. Zeugen berichten bei der Gerichtsverhandlung von einer schweren psychischen Erkrankung der Frau, das Mutter-Sohn-Verhältnis wäre normal und gut gewesen.
Augsburg/Donauwörth - Seit Dienstag steht ein 22-Jähriger aus Donauwörth vor dem Landgericht in Augsburg. Wie berichtet wird dem jungen Mann vorgeworfen, seine Mutter im Sommer 2016 getötet zu haben. Am 2. August fand man die Frau leblos im Toilettenraum der Dreizimmerwohnung in Donauwörth auf.
Am zweiten Verhandlungstag wurden heute weitere Zeugen - vor allem aus dem nahen Familienkreis - vernommen. Dabei wurde auch bekannt, dass die getötete 42-Jährige seit ihrer Jugend depressiv und bis zu ihrem Tod psychisch krank war. Die Schwester und die Mutter der Getöteten berichteten im Zeugenstand von mehreren Selbstmordversuchen der Frau. Schon als Jugendliche wollte sie sich demnach das Leben nehmen. Später schluckte sie eine Überdosis Lithium-Tabletten in Verbindung mit Alkohol und wollte sich die Pulsadern aufschneiden. Einige Monate vor dem Tod, fand ihre Mutter die 42-Tochter alkoholisiert und ungepflegt in ihrem Bett auf. "Sie lebte nur von Zigaretten und Alkohol", gab sie an.
Den Tod ihres Familienmitglieds erklären sich die engste Verwandten mit einem weiteren, diesmal erfolgreichen Suizidversuch. "Wir sind davon ausgegangen, dass es Selbstmord war", so die Schwester der Verstorbenen. "Mein erster Gedanke war Selbstmord - jetzt hat sie es geschafft", erklärte die Großmutter des Angeklagten.
Die polizeilichen Ermittlungen am Tatort, die Donauwörther Wohnung von Mutter und Sohn, schließen eine Selbsttötung aber aus. Am Tag nach dem Tod wurde bekannt, dass sich die Verletzungen, durch die die 42-Jährige getötet wurde, ein Mensch nicht selbst zufügen könne.
Dass die Verstorbene an einer psychischen Erkrankung litt, bestätigten dem Gericht auch zwei Ärzte, die die Frau über längere Zeit wegen "tiefen Psychosen" , und einer "ausgeprägten depressiven Symptomatik" behandelt haben. Kurz vor ihrem Tod wurde die Frau allerdings aus der stationären Behandlung in eine Tagesklinik entlassen. "Sie war nicht mehr suizidal", widerspricht ein Arzt aus dem Donauwörther Krankenhaus den Angaben der Angehörigen.
Freundin des Angeklagten kennt die schwierige Situation
Auch die Freundin des 22-jährigen Studenten wusste von der familiären Situation. Ihr Freund habe ihr erzählt, seine Mutter würde sich im Schlafzimmer öfter einsperren und dort trinken. "Ich denke schon, dass es mit der Mutter schwierig war", sagt sie. Über ein Jahr hinweg sei sie regelmäßig in der Wohnung - auch über Nacht - gewesen. Die Mutter ihres Freundes habe die 17-Jährige aber nur wenige Male gesehen und gesprochen.
Sie gab auch an, dass ihr Freund in den Monaten und Wochen vor dem Tod seiner Mutter nach Wohnungen in Augsburg, wo er studierte, suchen wollte. Im polizeilichen Verhör kurz nach den Ereignissen im Sommer 2016 sagte sie: " Er wollte mit seiner Familie abschließen, seine Anschrift den Verwandten nicht mitteilen."
Gutes Mutter-Sohn-Verhältnis
Allerdings hätte es auch gute Zeiten im Leben der Frau gegeben. "Sie war eine gute Mutter wenn sie gesund war, wenn sie krank war es schlimm", so die Großmutter des Angeklagten. Als seine Tante im Gerichtssaal von diesen guten Tagen berichtet, bricht der angeklagte junge Mann in Tränen aus. Die Erinnerung an diese Zeiten lösen bei dem 22-Jährigen sichtlich starke Gefühle aus. Er gab bereits am ersten Verhandlungstag über seine Anwälte bekannt, im restlichen Verlauf des Prozesses zu schweigen
Seine Angehörigen beschreiben den jungen Mann als fürsorglich, hilfsbereit, zuverlässig und ruhig "Von seiner Geburt bis zur jetzigen Sekunde, konnte ich nicht feststellen, dass er aggressiv sein könnte", so der Großvater des Angeklagten, und Vater der Toten.
Das Verhältnis zwischen Mutter und Sohn wäre laut den Zeugen aus dem engsten familiären Umfeld "gut" und "normal" gewesen. "Sie war stolz auf ihren Sohn, eine fürsorgliche Mutter. Ein unproblematisches, sogar sehr gutes Mutter-Sohn Verhältnis", sagte die behandelnde Neurologin. "Sie war schwer krank, und er hat das beste daraus gemacht", schildert die Tante des Angeklagten.