Musical

Bausteine für den Frieden

Die Bewohner von Nazareth staunen ungläubig: Der Schreinersohn Jesus (Thomas Knoll) legt die Heilige Schrift aus. Bild: Silke Hampp
Die Kinderkantorei St. Georg hat sich auf die Spur von Jesus begeben. Im Nördlinger Gemeindezentrum bringen über 50 Mädchen und Jungen eine grandiose Musical-Inszenierung auf die Bühne.

Der junge Salman, Sohn einer der Weisen aus dem Morgenland, befindet sich auf einer Art Forschungsreise. Sein Vater folgte damals einem Stern, der die Geburt eines Friedenskönigs ankündigen sollte. Mittlerweile ist der Vater gestorben, doch Salman will wissen, was aus diesem neugeborenen Kind geworden ist. Unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Udo Knauer begeben sich über 50 junge Sängerinnen und Sänger der Kinderkantorei St. Georg auf Spurensuche und nehmen die Zuschauerinnen und Zuschauer im vollbesetzten Nördlinger Gemeindezentrum gleich mit.

„Wer ist Jesus?“ – so fragen sie im fetzigen Eingangslied, das die Band bestehend aus Saxophon (Peter Hoenke-Eisenbarth), E-Piano (Veronika Eisenbarth), Bass (Holger Havlin) und Schlagzeug (Thomas Höpfner) mit jazzigen Rhythmen untermalt. Und diese Frage zieht sich wie ein roter Faden durch das Musical „Auf der Spur von Jesus“ von Andreas Hantke. Wer ist dieser Jesus, der so viele Konventionen durchbrochen hat? Der als Zwölfjähriger lieber im Tempel mit Schriftgelehrten diskutiert, anstatt mit seinen Eltern Joseph und Maria nach Hause zurückzukehren. Der die Bewohner Nazareths vor den Kopf stößt, weil er – der Sohn eines Schreiners – plötzlich in der Synagoge predigt. Der keine Scheu hat, eine Ehebrecherin den selbstgerechten Fängen eines wütenden Mobs zu entziehen und der sich ganz selbstverständlich mit Aussätzigen und schrägen Typen abgibt.

Abwechselnd mimen die Schwestern Eva und Johanna Bruglachner in den insgesamt vier Musical-Aufführungen souverän den suchenden Salman. Dieser trifft schließlich nach vielen Stationen (und aufwändigen Bühnenumbauten) in Jerusalem auf verängstigte und verstörte Jünger. Jesus ist gekreuzigt worden, der junge Mann kommt zu spät. Bis plötzlich Maria Magdalena und die Emmausjünger die unglaubliche Nachricht verbreiten, dass Jesus nicht mehr im Grab liegt, sondern auferstanden ist. Der Jubel ist groß und mündet im hymnischen Schlusslied: „Auf der Spur von Jesus Christus lasst uns weitergehen! Seine Botschaft von der Liebe sollen alle verstehen … Und dann werden wir den Frieden sehn!“ In vielen Sprachen singen die jungen Solisten das Motto „Friede auf Erden“ und ein Meer aus Länderfahnen und Friedensbausteinen sorgen bei den Besuchern für Gänsehautgefühl.

Ein bewährtes Team, bestehend aus vielen ehemaligen Mitgliedern der Kinderkantorei, kümmert sich um Requisite, Ton und Beleuchtung. Insbesondere die Lichttechnik setzt geschickt den Fokus auf bestimmte Szenen und schafft professionell Musical-Atmosphäre im Gemeindezentrum. Bei der unglaublich konstanten Gesamtleistung aller Mitwirkenden auf sehr hohem Level fällt es schwer, einzelne Talente hervorzuheben. Die Solistinnen und Solisten wirken durch die Bank großartig sicher und stimmgewaltig. Nervosität ist nicht zu spüren. Besonders erfrischend ist es, die ganz jungen Mitglieder der Kinderkantorei zu erleben, die mit viel musikalischem und schauspielerischem Talent nahtlos an die mitreißende Leistung der „alten Hasen“ anknüpfen. Trotz vierjähriger Zwangspause, die Kantor Knauer ideenreich mit dem Dreh eines Musicalfilms überbrückt hatte, kann die Kinderkantorei St. Georg also auf zahlreiche Nachwuchstalente setzen, die das ausgezeichnete Niveau des Chores weiterführen werden. Die emotionale Friedensbotschaft sorgte beim Publikum jedenfalls für stürmischen Applaus und eine schmissige Zugabe. (pm)