Maxi Pongratz präsentierte sein neues Soloalbum „Meine Ängste“ im B+ Zentrum Blossenau. Bild: Eva Münsinger
Junge bayerische Volksmusik ist beliebt. Es gibt alles von Blasmusik bis Rap. Der Oberammergauer Maxi Pongratz lässt sich in keine Schublade stecken. Seine Texte und Musik sind wie er, schillernde „Persönlichkeiten“ mit einem besonderen Innenleben. Die harmonisch miteinander auskommen, sich auch mal reiben können und wieder auseinandergehen. So sind die Sätze manchmal „zu eckig für den Refrain“, wie Maxi Pongratz sagt. Mit Kanten halt wie das Leben selbst.

Ängste sind Maxis ständige Begleiter. In seinem neuen Solo-Album „Meine Ängste“, mit dem er im B+ Zentrum Blossenau gastierte, nimmt Maxi Pongratz sie mit in seine Musik. „Meine Ängste eich g’er I ganz“ singt er und gibt ihnen Raum und sich selbst Befreiung

1987 kommt Maxi im berühmten Passionsspielort Oberammergau zur Welt.  Der Vater, Maurer, erklärte die Lebzeit mit einem Meterstab. Die Kinder spielten das Leiden Christi nach und geißelten sich gerne mit nassen Handtüchern. „Früher wollt ich mal Jesus werden, dann Musiker.“ Er lernt Akkordeon. Die Mutter, eine Schneiderin, unterstützt ihn und schickt ihn auf die Musikfachschule. Ausgerechnet ins urkatholische Altötting verschlägt es ihn. Gerade mal zwei Jahre hält er aus. Er wagt den Sprung in die Freiheit und beginnt als freier Musiker in unterschiedlichen Formationen. Mit seiner Band ‚Kofelgschroa‘ kommt auch der große Erfolg. Seit 2019 ist er solo unterwegs.

Etwas verloren steht Maxi Pongratz auf der Bühne im B+ Zentrum. Der schmale, lange Mann hält sich an seinem Akkordeon fest und erzählt aus seinem Leben – erst ganz trocken, dann blitzen witzige Pointen auf, durchaus auch tiefsinnig und berührend. Er nimmt das Publikum mit in sein Leben, ins manchmal bizarre Oberammergau und in seine Zeit als Friedhofgärtner, wo er „Topfen mit der Topfmaschine“ durfte.

Mit dem Akkordeon übersetzt Maxi Pongratz seine Geschichten und Gefühle in unvergleichliche Musik. Mal zurückhaltend und fein und dann wieder dominant mit einem unglaublichen Volumen und einer Klangfülle, dass man eine ganz Band zu hören glaubt. Der Rhythmus wechselt oft unvermutet, so wie die Gedanken und Gefühle des Musikers. Er schafft es mit seinem virtuosen Spiel auf dem Akkordeon alle mit zu einer Wanderung oder ins Death Valley mitzunehmen, wo man die Fahrt in immer größere Hitze förmlich spürt. Erinnerung an das erste Rendezvous werden geweckt beim Lied vom“ Blattl am Bam“. Poetisch beschreibt das „Augenlied“ den Lidschlag: „Auf einen Schlag ist es Tag und Nacht“. Es sind die Momente wie sein Lied für die Oma, mit der wegen Corona nur noch telefonieren konnte: „für mi bist du net gestorb‘n sondern vermisst“, die nachwirken und die man mit nach Hause nimmt. Einfach großartig und ganz B‘sonders. (pm)