Bild: Thomas Oesterer
Am 17. November startete das Dramatische Ensemble mit dem Musical „Der kleine Horrorladen“ im Stadtsaal Klösterle. Gespielt wird an den kommenden zwei Wochenenden jeweils Freitag, Samstag und Sonntag. Unsere Redaktion war bereits zur erfolgreichen Generalprobe am Donnerstagabend nach Nördlingen eingeladen.

Mit eingängigen Liedtexten, einer überraschende Geschichte, einer gehörigen Prise Humor und durchgängiger Unterhaltung versucht das Dramatische Ensemble in diesem Jahr die Zuschauer*innen von der ersten Minute an mit einem absoluten Klassiker in ihren Bann zu ziehen. Aus dem ursprünglichen Stoff von Regisseur Roger Corman haben spätestens Komponist Alan Menken und Autor und Produzent Howard Ashman in den 80er Jahren ein echtes Kultmusical erschaffen, das jetzt – über vier Jahrzehnte später – die Herzen des Nördlinger Publikums erobern soll. Inszeniert wurde das Musical für die Klösterle-Bühne dabei von Regisseurin Clarissa Bühler, die zeitgleich die Hauptrolle der Audrey spielt, Co-Regisseur Gerhard Munk, Marcus Prügel als musikalische Leitung und dem Nördlinger Künstler Wolfgang Balzer, der das Bühnenbild gestaltete.

Und auch sonst besteht die gesamte Besetzung des Musicals - insgesamt 21 Darsteller*innen - vorwiegend aus Nördlingen oder zumindest angrenzenden Riesgemeinden. „Zusammenhalt und ein freundschaftliches Verhältnis stehen bei uns an erster Stelle. Dass in diesem Jahr außerdem das schauspielerische und musikalische Niveau so hoch ist, beeindruckt mich immer wieder selbst“, bestätigt auch Ulrich Klieber vom Dramatischen Ensemble.

Pflanze Aubrey II. will Menschenblut

Doch worum geht es in „Der kleine Horrorladen“ eigentlich? Das Stück spielt in Mushniks Blumenladen in der Skid Row, einem ärmlichen Bezirk in New York. Das Problem für den Inhaber Mr. Mushnik (Oliver Böckh) und seine Angestellten: Der Laden läuft äußerst schlecht, den Angestellten Seymour (Kai Weeber/Alexander Neumeier) und Audrey (Clarissa Bühler) droht die Entlassung. Durch die exotische Pflanze Audrey II (Wolfgang Heinrich), die von Seymour gezüchtet wurde, scheint die Rettung in greifbarer Nähe. Nach kurzer Zeit muss Seymour jedoch mit Schrecken feststellen, dass der neuerliche Erfolg mit einem hohen Preis bezahlt werden muss – die Pflanze will nämlich gefüttert werden und das mit Menschenblut. Das stellt der junge Botaniker fest, als er sich an einer Rose verletzt und zu bluten beginnt. Für Seymour ist eines klar: Wenn einer das Opfer für seine Pflanze sein soll, dann der sadistische Zahnarzt Dr. Scrivello, der Freund von Audrey.

Humor und Tragik auf der Bühne vereint

Was sich daraus entwickelt, ist eine humorvolle, in manchen Teilen fast schon absurde Geschichte voller überzeichneter Charaktere und einem durchaus überraschenden Ende. Dabei spielt das Musical zusehends auf ein Dilemma an, dass einer gewissen Tragik nicht entbehrt. Audrey II. ist für Mr. Mushnik, Seymour, Audrey und die Bewohner*innen der Skid Row der Weg aus der Tristesse und den prekären Verhältnissen, in den sie leben. Zeitgleich ist ein Überleben der Pflanze nur mit Menschenblut möglich. Es stellt sich also die Frage, ob die Charaktere, allen voran der junge Botaniker Seymour, dem Streben nach Macht und Geld tatsächlich so schnell verfallen, dass sie im Zweifel Menschenleben dafür opfern?

Gleiches gilt für uns als Zuschauer*innen - wo würden wir unsere Grenze ziehen? Dieser Frage dürfen alle Gäste des Musicals an den kommenden zwei Wochenenden jeweils selbst nachgehen, wenn es auf der Bühne heißt "Seymour, bitte fütter mich".

Einige Karten für die Sonntagsvorstellungen können nach wie an der Abendkasse erworben werden. Mit der Premiere am Freitag geht für das gesamte Team eine anstrengende Zeit voller Proben, Gesangs- und Schauspieltraining zu Ende, die mit dem Musical ihren würdigen Höhepunkt finden.