Lebendige Traditon

Schwäbischwerder Kindertag ist immaterielles Kulturerbe

Bild: StMFH/Christian Blaschka
Die Tradition des Kinderfests in Donauwörth lässt sich bis ins Jahr 1680 zurückverfolgen. Nun wurde der Schwäbischwerder Kindertag als immaterielles Kulturerbe der UNESCO ausgezeichnet. Heuer findet das Festwochenende vom 19. bis 21. Juli statt.

An den Schwäbischwerder Kindertag erinnern sich wohl alle zurück, die ihre Schulzeit in Donauwörth verbracht haben! Generationen von Kindern spielen im zweijährigen Rhythmus die Stadtgeschichte ihrer Heimatstadt nach. Das Festspiel auf der Heiligkreuz Wiese und der anschließende Umzug durch die Stadt sind seit jeher feste Bestandteile des Donauwörther Veranstaltungskalenders.  Der Name des Kinderfests bezieht sich auf den früheren Namen der ehemaligen Reichsstadt. Bis 1607 hieß Donauwörth "Schwäbischwerd". 

Seit 1680 feiern Kinder das Ende des Schuljahres

Das traditionsreiche Fest am Ende eines Schuljahres ist seit 1680 belegt und wurde damals als "Rutenfest" gefeiert. Ulrike Steger, Leiterin der Donauwörther Tourist-Information, erzählt die dunkle Vorgeschichte des Festes: Wie in vielen anderen Städten zogen die Kinder im Sommer los, um Haselruten im Wald als "Werkzeug für Bestrafung" zu sammeln. Das Rutenfest, damals auf dem Schellenberg, hat dann im Anschluss an den fragwürdigen Brauch stattgefunden. 

Die Zeiten und Erziehungsmethoden haben sich zum Glück geändert. Über die Jahrhunderte hat sich der Brauch zu einem beliebten Festtag für die Kinder der Stadt entwickelt. Von Märchenfiguren oder ihrer Fantasie inspiriert, verkleideten sich die Mädchen und Jungen, um zusammen zu feiern. Seit 1977 ist es in Donauwörth Tradition, dass die Kinder am Kinderfest die Stadtgeschichte nachspielen. Als Grundlage für das Historienspiel dient das Textbuch, welches Altoberbürgermeister Alfred Böswald entwickelte und später durch Felix Späth ergänzt wurde. In historischen Gewändern führen die Kinder als Ritter, Bürger und Fischer ihre Tänze, Lieder und Reden auf. Große Wagenaufbauten, wie etwa das Prunkschiff der Kaiserin Maria Theresia, ergänzen das Festspiel bereits seit Anfang an. 

Mittlerweile hat sich das Fest auf ein ganzes Wochenende im Juli ausgeweitet. Blasmusikabend, ein Spielenachmittag für die ganze Familie, Abendprogramm mit Live-Musik, Lagerleben, Historischer Markt, Festbetrieb, Bühnenprogramm und eine Feuershow gehören auch heuer vom 19. bis 21. Juli wieder fest zum Programm. Am Sonntagvormittag werden mehr als 870 Kinder und Jugendliche wieder im Bilderbuch der Stadtgeschichte blättern. "Der Kern ist das Kinderfest am Sonntag. Das wird bewahrt aber auch in die Moderne getragen", fasst Oberbürgermeister Jürgen Sorré zusammen. 

Auszeichnung für lebendige Tradition in Bayern

Am Schwäbischwerder Kindertag treffen Vergangenheit und Gegenwart aufeinander. Auch das war ein Grund, warum der Donauwörther Festtag zusammen mit weiteren sechs bayerischen Traditionen am Dienstag die Auszeichnung als immaterielles Kulturerbe der UNESCO erhielt. Heimatminister Albert Füracker überreichte in München eine Aufnahmeurkunde stellvertretend an OB Sorré. 

Seit 2003 stellt die UNESCO immaterielle kulturelle Ausdrucksformen in den Fokus der Öffentlichkeit. Überall auf der Welt sollen überliefertes Wissen und Können, das einen wesentlichen Bestandteil unserer Alltagskulturen ausmacht, als immaterielles Kulturerbe sichtbar gemacht sowie Maßnahmen unterstützt werden, die zur Erhaltung und Weiterentwicklung geeignet sind.