Erneut reist die Freilichtbühne Nördlingen in die Vergangenheit der Stadt. Die Geschichte von Georg Cratzer basiert auf einer wahren Geschichte. Aus dem Jahr 1613 ist das Urfehdebuch der Stadt überliefert. In eben diesem Jahr, am 14. Mai, wurden Georg Cratzer und Barbara Fürst zum Tode verurteilt. Beide sind in diesem Stück - geschrieben von Frank Gruppe - wichtige Personen und werden auch auf der Freilichtbühne hingerichtet, so viel sei verraten.
Bevor das Stück eröffnet wurde, trat Cornelia Panitz an das Rednerpult und eröffnete die Saison mit einem kurzen Grußwort. Der 1. Vorsitzende des Vereins Alt Nördlingen steht nämlich selbst auf der Bühne, weshalb die Rolle des Grußwortes von der 2. Vorsitzenden übernommen wurde. „2004 stand ich selbst bei der Erstaufführung auf der Bühne und ich kann allen Zuschauern bereits jetzt versprechen. Dieses Stück ist wieder ein absolutes Highlight", so Panitz.
"Die Kostüme, die Maske, die Schauspieler. Freuen Sie sich auf eine wirklich gelungene Darbietung." Anschließend durfte Oberbürgermeister David Wittner ans Mikrofon treten. Bei leichtem Regen - der kurz darauf wieder abebbte - begrüßte er die Besucher*innen in der fast auf den letzten Platz besetzten Bastei. "Da wir dieses Jahr wieder unser Stadtmauerfest feiern können, freut es mich besonders, das ein historisches Stück präsentiert wird. Das 17. Jahrhundert war eine prägende Zeit für die Stadt Nördlingen, besonders die Zeit des 30-jährigen Kriegs", so Wittner, der die Premiere im Jahr 2021 verpasste und darum dieses Jahr erstmals auf der Bühne stand.
Meisterleistung des Laientheaters
Besonders hervorzuheben: Die Szenen in der Schenke "Zur Hölle", der Tanz auf der Nördlinger Mess oder der Streit zwischen Ratsherr Gering und seinem Sohn Hans, und nicht zuletzt das Finale mit der Hinrichtung von Georg Cratzer. Den Aktiven - insgesamt standen 35 Schauspieler*innen auf der Bühne der Alten Bastei - konnte man den Spaß und die Leidenschaft für das Theater ansehen. Dazu stellt das Ambiente der Alten Bastei einen herrlichen Rahmen und lässt die Besucher*innen in die Zeit der Alten Reichsstadt eintauchen. Perfektioniert wurde das Theaterstück durch die hervorragende Arbeit der Maskenbildner*innen und die passenden Kostüme.
Die Besucher*innen spendeten nach zwei Stunden Spielzeit lang anhaltenden Applaus und feierten die Darstellerinnen und Darsteller, sowie die vielen helfenden Hände hinter der Bühne.
Über das Stück:
Nördlingen war seinerzeit berühmt für seine Loden, einen widerstandsfähigen Stoff aus Wolle. Dieser wurde bis in die Schweiz und nach Bozen exportiert. Doch aufgrund der wirtschaftlichen Not produzierten die Lodenmeister mehr, als die Stadt erlaubte. Dafür wurde vor allem minderwertige Wolle verwendet, was zu Zweifeln an der Nördlinger Qualität führte. Einer der Lodenmeister, Georg Cratzer, war an dem Betrug beteiligt. Dafür fälschte er die amtlichen Bleisiegel, die der Rat der Stadt ausgibt, um mehr Ware zu produzieren. Das Verhalten der Handwerkszunft ist dem Rat natürlich ein Dorn im Auge, weshalb Ratsherr Gering als Aiunger - veraltet für Inquisitor und Richter - eingesetzt wird und versucht Cratzer zu überführen.