Wer kennt sie nicht, die Räuberpistole "Das Wirtshaus im Spessart" nach Wilhelm Hauff. Viele werden sich noch an die Verfilmung mit Lilo Pulver und Carlos Thompson in den Hauptrollen erinnern. Für die Nördlinger Freilichtbühne haben Markus Hirschberger, der auch für die Inszenierung verantwortlich ist, und Bettina Ostermayer das Stück überarbeitet.
Die Handlung entführt die Zuschauer in den Spessart. Mitten im finsteren Spessartwald gerät die Kutsche der Comtesse Franziska von Sandau in den Hinterhalt einer Räuberbande. Dafür hatten die beiden Halunken Knoll und Funzel extra eine Fallgrube ausgehoben. Die Comtesse, ihr Verlobter Baron von Sperling, ihre Zofe und der mitreisende Pfarrer werden von den Räubern in ein Wirtshaus gebracht. Dabei handelt es sich um das berüchtigte Wirtshaus im Spessart. Dort trifft die Reisegesellschaft auf die beiden Handwerksburschen Felix und Peter.
Vom Grafen von Sandau verlangt die Räuberbande 20 000 Gulden als Lösegeld für dessen Tochter, doch der geizige Graf will nicht zahlen und schickt lieber die Soldaten los. Kurzerhand tauscht die Comtesse ihre Kleidung mit Felix und macht sich auf den Weg zu ihrem Vater, um ihn zur Rede zu stellen. Sie stößt bei ihm jedoch auf taube Ohren. Trotzig kehrt die Comtesse als Franz getarnt in das Lager der Räuberbande zurück, um dem Räuberhauptmann als Bursche zu dienen und verliebt sich dabei in ihn. Das schürt den Ärger des Korporals, der den Hauptmann schließlich offen angreift. Kurz vor dem Ende erfährt der Zuschauer, dass der Räuberhauptmann eigentlich der Adlige Friedrich von Wallerstein ist und sein Vater vom Grafen von Sandau einst um 20 000 Gulden geprellt wurde. Einige Turbulenzen und eine geplatzte Hochzeit später, bekommt die Comtesse ihren Räuberhauptmann und es kommt zum Happy End.
Was das rund 80-köpfige Ensemble des Verein Alt Nördlingen e.V. auch in diesem wieder auf die Beine gestellt hat ist enorm. Die herausragenden Leistungen der Darsteller nehmen das Publikum von Anfang an mit auf die Reise in den Spessart. Besonders erwähnenswert ist das Gaunergespann Knoll und Funzel (Dominic Birau und Fabian Merk), das mit spitzfindigem Sprachwitz die Lachmuskeln reizt. Besonders gelungen ist auch die Darbietung von Nina Hellriegel, die die kesse Art der Comtesse Franziska wunderbar darstellt. Steffen Höhn gelingt der Spagat zwischen Adligem und Räuber scheinbar mühelos. Als Adliger trägt er im Original den Namen Ferdinand von Rupertsburg. In der Nördlinger Bühnenadaption hingegen heißt er Friedrich von Wallerstein, was im Publikum für Gelächter sorgt. Herrlich auch die Darbietung von Alexander Güntert als Pfarrer, der seinem geistlichen Auftrag sehr weltlich nachgeht. Kompliment an die Damen aus dem Wirtshaus, allen voran Elfi Wagner als greise Wirtin, die mit ihren Aussagen für Lacher sorgt. Als lebenslustige Marketenderin setzte Daniela Sachs immer wieder Glanzpunkte. Spontaner Publikumsliebling war Alexander Plöger, der den trotteligen Baron von Sperling einfach großartig darstellt. Als er mit den beiden Ganoven Knoll und Funzel auf Weinfässern, sturzbetrunken durch die Nacht reitet, hat er das Publikum endgültig auf seiner Seite.
Den Zuschauern auf der voll besetzten Freilichtbühne wurde ein wunderbar kurzweiliger Theaterabend geboten, was von den Besuchern mit minutenlangem Schlussapplaus honoriert wurde.
Karten, sowie weitere Informationen gibt es unter: http://www.freilichtbuehne-noerdlingen.de
Weitere Aufführungstermine:
Samstag 06. Juli 20:30 Uhr
Sonntag 07. Juli 20:30 Uhr
Mittwoch 10. Juli 20:30 Uhr
Freitag 12. Juli 20:30 Uhr
Samstag 13. Juli 20:30 Uhr
Sonntag 14. Juli 20:30 Uhr
Mittwoch 17. Juli 20:30 Uhr
Freitag 19. Juli 20:30 Uhr
Samstag 20. Juli 20:30 Uhr
Sonntag 21. Juli 20:30 Uhr
Mittwoch 24. Juli 20:30 Uhr
Freitag 26. Juli 20:30 Uhr
Samstag 27. Juli 20:30 Uhr
Sonntag 28. Juli 20:30 Uhr
Mittwoch 31. Juli 20:30 Uhr
Freitag 02. Aug. 20:30 Uhr
Samstag 03. Aug. 20:30 Uhr
Sonntag 04. Aug. 20:30 Uhr