Der dabei entstandene Rieskrater und seine nahe Umgebung mit den vom Geopark Ries entwickelten Erlebnismöglichkeiten, wecken zunehmend den Heimatstolz seiner Bewohner und ziehen von Jahr zu Jahr mehr Besucher an. Der Geopark Ries e. V. strebt für diese einmalige Region derzeit eine weltweite Anerkennung durch die UNESCO, als UNESCO Global Geopark, an.
Um „UNESCO Global Geopark (UGG)“ zu werden, liegt die Messlatte hoch. „Eine Bewerbungsvoraussetzung ist, bereits zertifizierter Nationaler Geopark zu sein. Diese Anerkennung wurde dem Geopark Ries im Mai 2006 verliehen und bei den Evaluierungen 2011 und 2016 jeweils um fünf Jahre mit sehr positiven Bewertungen verlängert“, erläutert Landrat Stefan Rößle.
Hohe Anforderungen der UNESCO
Als Geopark Ries Vorsitzendem liegen Rößle nun auch die internationalen Ambitionen des Geoparks sehr am Herzen, weil die gesamte Region damit „noch sichtbarer“ werde und wirtschaftlich noch mehr profitieren kann. Geopark-Geschäftsführerin Heike Burkhardt arbeitet mit ihrem Team deshalb intensiv an der Herausforderung, im internationalen Wettbewerb mitspielen zu können. Wie sie sagt, gibt es einen „umfangreichen Katalog an Anforderungen, die bis zur bevorstehenden Internationalen Bereisung zusätzlich umgesetzt oder in Angriff genommen sein sollten“.
UNESCO Global Geoparks sind im besonderen Maße den Nachhaltigkeitszielen der UNESCO verpflichtet. Jeder Geopark für sich muss deutlich machen, wie er die für ihn relevanten Ziele ansteuert bzw. bereits erfüllt. Zudem ist es auch von großer Bedeutung, dass sich die Geoparks insgesamt und in Zusammenarbeit für die Nachhaltigkeit einsetzen. Landrat Stefan Rößle und Geschäftsführerin Heike Burkhardt sind sich einig: Der Geopark Ries ist hier schon relativ gut aufgestellt (Beispiele: Anteil regenerativer Energien, Regionalvermarktung über „Geopark Ries kulinarisch“). „Mit der beschlossenen deutlichen Ausrichtung der Kreispolitik für die Nachhaltigkeit werden wir noch zulegen können“, so Rößle.
Bereisung durch Experten
Zwei vom UNESCO Sekretariat in Paris benannte Experten werden sich mehrere Tage im Geopark unter anderem zeigen lassen, wie der Geopark in der Fläche sichtbar ist, wie es mit Infozentren aussieht und wie international man sich präsentiert. Dafür wurde inzwischen in vielen Bereichen ergänzt, geändert, optimiert. Wichtig dabei war, die neu festgelegte Grenze zwischen dem benachbarten UGG Schwäbische Alb und dem Nationalen Geopark Ries und damit das geänderte Gebiet des Geoparks Ries auf allen Darstellungen anzupassen. Dies betraf die Großtafeln im Gelände ebenso wie viele Broschüren und die Darstellung auf der Website.
Das Resultat kann sich sehen lassen
Die erforderlichen Änderungen wurden intensiv genutzt, um Informationstafeln zu aktualisieren oder aufgrund von Beschädigungen oder Verwitterung auszutauschen. „Die Ergebnisse der umfangreichen Runderneuerung sind überall im Geopark Ries zu erkennen. Sie verbessern die Erlebnisqualität weiter und erschließen damit unseren Besuchern die Geschichte und Bedeutung des Rieskraters“, so Geschäftsführerin Heike Burkhardt. „Manch einer, der in den letzten Wochen einen der vier Geopark-Themenwanderwege Schäferweg, Schwedenweg, 7-Hügel-Weg und Sagenweg oder eines unserer sechs Erlebnis-Geotope gegangen ist, hat das vielleicht schon bemerkt.“ Entlang der Wege befinden sich derzeit gut 80 Informationstafeln unterschiedlicher Größe. Von diesen wurde ein Viertel komplett ersetzt. Bei einem Drittel aller Tafeln wurde die Gebietskarte aktualisiert, welche nun auch alle aktuellen Geopark-Wege, Infozentren und -stellen zeigt. Vor allem auch im stets gut besuchten Erlebnis-Geotop Lindle, mussten nach acht Jahren viele verwitterte Tafeln komplett erneuert werden. Alle verbleibenden Tafeln wurden gereinigt und nachgebessert.
Auch in den Geopark Infozentren in Nördlingen, Oettingen und Treuchtlingen und der Geopark Infostelle in Wemding wurde die Gelegenheit genutzt, Tafeln inhaltlich zu überarbeiten und auf aktuellen Stand zu bringen. So konnte die Corona-bedingte Schließzeit produktiv genutzt werden. Nun wird noch mit zwei Sprachen nachgerüstet, die deutschen Tafeltexte werden ins Englische und Italienische übersetzt.
Mehrsprachigkeit auch per App
Die Bewerbung zum UNESCO Global Geopark erfordert jedoch auch darüber hinaus eine weitere Internationalisierung der Angebote. So sind inzwischen bereits vier der zwölf Broschüren des Geoparks Ries in englischer Ausgabe erhältlich. „Weitere zweisprachige Produkte werden folgen“, kündigt Geschäftsführerin Heike Burkhardt an. Der Webauftritt des Geoparks Ries ist bereits mehrsprachig, es gibt davon auch eine englische und eine italienische Version.
Vorbild für das künftige internationale Erscheinungsbild des Geoparks Ries soll die neue Outdoor-Infostelle in Harburg werden. Diese wird erstmals durchgehend zweisprachig – deutsch und englisch – gestaltet sein. In Anlehnung daran wird die Infostelle in Deiningen erneuert werden, die 2020 bereits ihr 10-jähriges Bestehen feiern kann.
Die Arbeiten hinsichtlich der Mehrsprachigkeit haben dazu geführt, dass auch die deutschen Texte – besonders der geologischen Tafeln im Gelände – kompakter und leichter verständlich geworden sind. Bereits vor zwei Jahren wurden hier kleine Zusatztäfelchen mit QR-Code angebracht. Dieser führen auf direktem Weg zu einer „Progressive Web App“ (PWA), die erkennt, ob das Betriebssystem des Endgeräts deutsch oder englisch ist und die Texte automatisch in der voreingestellten Sprache anzeigt. Die englischen Texte sind – eingesprochen von einem Profi-Sprecher – auch als Audio-Dateien abrufbar. So erweisen sich viele der Standards, die im internationalen Vergleich einzuhalten sind, als gute Chance für weitere wertvolle Verbesserung des Geopark-Auftritts.
Internationale Wissenschaftskontakte
Ein weiterer bedeutender Aspekt für die Anerkennung als UNESCO Global Geopark ist die Pflege und der Ausbau internationaler Wissenschaftskontakte. Durch seine geologischen und naturräumlichen Besonderheiten ist der Rieskrater längst zum Lernort und Forschungsterrain für Bildung und Wissenschaft geworden. Seit langem trainieren hier Astronauten für Einsätze, bei denen es darum geht, auf dem Mond oder künftig auch auf anderen Planeten Gesteinsproben zu bestimmen und zu sichern. Und die Impaktforschung befasst sich in Zusammenarbeit mit dem Geopark Ries mit der Frage, wie die Bedrohung durch künftige Asteroiden-Einschläge abgewendet werden könnte.
Besuchstermin der UNESCO-Kommission noch offen
Das UNESCO Sekretariat in Paris hat die Bereisungsmissionen, die eigentlich zwischen Mai und August erfolgen sollten, aufgrund der Pandemie bis Juni auf Eis gelegt. Inzwischen wurde auch die Sitzung des fachlichen Entscheidungsgremiums, des UNESCO Global Geopark Councils, von Ende August in die 2. Novemberhälfte verlegt. „Wir haben uns trotz der Pandemie-Beschränkungen bestmöglich auf den Besuch der international zusammengesetzten Kommission vorbereitet“, sind sich Vorsitzender Stefan Rößle und die Geschäftsführerin des Geoparks Ries einig. „Derzeit gehen wir davon aus, dass es noch in 2020 zu einer mehrtägigen internationalen Bereisung des Geoparks Ries kommt, wie es der offizielle Bewerbungszeitplan vorsieht.“(pm)