Der promovierte Germanist und Romanist war bisher beim Deutschen Akademischen Austauschdienst für Stipendienprogramme und den weltweiten akademischen Austausch zuständig. Bei der Deutschen UNESCO-Kommission wird er sich neben den Bildungs- und Wissenschaftsthemen auch um das Welterbe und die Geoparks kümmern. Im Geopark Ries informierte er sich aus erster Hand über die praktische Einbindung von UNESCO-Projekten in die Lebenswirklichkeit einer Region und die daraus entstehenden Wechselwirkungen.
Die Deutsche UNESCO-Kommission, die ihren Sitz in Bonn hat und die Geschäfte des deutschen Nationalkomitees für UNESCO-Geoparks führt, unterstützt den Geopark Ries bei seiner UNESCO-Bewerbung , genauso wie das auch das Nationalkomitee tut. Die Unterstützung bekräftigte Dr. Roman Luckscheiter bei seinem Besuch gegenüber dem Vorstand des Geoparks, Landrat Stefan Rößle und Nördlingens Oberbürgermeister Herrmann Faul, sowie Geopark-Geschäftsführerin Heike Burkhardt. Der Geopark Ries ist durch seine erdgeschichtliche Entstehung ebenso wie seine „moderne“ Seite von weltweiter Bedeutung. „Gerade in Zeiten wie diesen, in denen wir im Zeichen der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes planetare Perspektiven bei Wissen, Bildung und Handeln benötigen, sind solche Lernorte wichtig“, stellte Luckscheiter fest. Es sei sehr überzeugend, wie im Geopark Ries Zukunftsperspektiven geschaffen würden, die eine tragfähige Verbindung von Ökologie, Wirtschaft und Kultur herstellen.
Startpunkt der Besuchstour war das Theodor-Heuss-Gymnasium in Nördlingen. Die Schule ist seit 2008 als UNESCO-Projektschule anerkannt. Schulleiter Robert Böse erläuterte die interkulturelle Ausrichtung der Schule, die durch die Lage im Geopark zusätzlich profitiere. Die europäischen Partnerschaften der Schule bestehen zum Teil schon seit Jahrzehnten, aber mit Projekten z.B. in Afrika erweitert die Schule den weltweiten Horizont ihrer Schülerinnen und Schüler. Beeindruckt zeigte sich Dr. Roman Luckscheiter auch vom baulichen Konzept des Gymnasiums, das nach Generalsanierung und Umbau eine ausgesprochen lern- und gemeinschaftsfördernde Architektur aufweist, die Offenheit, Transparenz und Kontakt mit der Außenwelt signalisiert.
Im Nördlinger Infozentrum des Geoparks informierte sich der Generalsekretär der Deutschen UNESCO-Kommission darüber, wie das kosmische Ereignis des Meteoriteneinschlags vor 14,5 Millionen Jahren die Wirtschaft und Landschaft im Ries bis heute bestimmt. Beeindruckt zeigte sich Luckscheiter daneben von dem hohen Stellenwert, den die Impaktforschung im Rieskrater hat. Die Perspektive der planetaren Geologie, die sich dadurch eröffnet, erhält 50 Jahre nach der Mondlandung und im Zeichen geplanter Marsexpeditionen neue Aufmerksamkeit.
Im Rieskrater-Museum empfing Museumsleiter Professor Stefan Hölzl den Gast aus Bonn und führte ihn durch die aktuelle Sonderausstellung „Apollo – 50 Jahre Mondlandung“. Tatsächlich trainierten einige NASA-Astronauten schon in den siebziger Jahren, kurz nach der Mondlandung im Rieskrater, um sich auf neue Missionen vorzubereiten. Die Raumfahrer lernten in den Aufschlüssen die Gesteinsformationen des Nördlinger Einschlagkraters zu erkennen, damit sie nach ähnlichen Gesteinen gezielt auf dem Mond suchen könnten.
Anschließend führten Geopark-Geschäftsführerin Heike Burkhardt, Günther Zwerger und die Geologin Gisela Pösges ihren Gast durch das Erlebnis-Geotop Lindle. Luckscheiter ließ sich zeigen, wie sich ein Geopark im Außenbereich um die wertgebenden Steinbrüche kümmert, diese für Besucher attraktiv ausbaut und so als Lernort gestaltet. Ein drei Kilometer langer Lehrpfad, Aussichtsplattformen und Infotafeln erklären dem Besucher die geologischen, bodenkundlichen, biologischen und geographischen Besonderheiten. Für Schulkassen wurden darüber hinaus zusammen mit dem Lehrstuhl Geographiedidaktik der Universität Augsburg eine Lehrerhandreichung entwickelt, die das Geotop als außerschulischen Lernort erschließen. Eine ganzheitliche Betrachtung des Systems Erde-Mensch wird dadurch wesentlich unterstützt, weil Themen wie die Landwirtschaft als Anpassung an natürliche Gegebenheiten, die Nutzung der Gesteine durch den Menschen, die Entwicklung des Tourismus etc. nicht nur theoretisch behandelt werden können, sondern im Kontakt mit Natur und Umwelt praktisch erfasst und selbst entdeckt werden können.
Zum Abschluss der Tour tauschte man sich über die Lern- und Erlebnisqualität des Geoparks Ries noch einmal aus und kam zu einer gemeinsamen Einschätzung. So wie die Perspektive der Astronauten auf den verletzlich wirkenden „blauen Planeten“ unser Weltbild geprägt und uns für die Grenzen des Wachstums sensibilisiert habe, so könne uns der Gang durch einen der am besten erhaltenen großen Impaktkrater der Erde darauf verweisen, wie sehr wir auch von Ereignissen planetaren Ausmaßes abhängig sind, meinte Dr. Roman Luckscheiter, bevor er sich auf den Weg zum Zug nach Augsburg machte, um am Festakt der Übergabe der UNESCO-Urkunde an das Welterbe Augsburger Wassermanagement-System teilzunehmen. (pm)