Erika Wüst aus Nördlingen ist mittlerweile 80 Jahre alt. Während Gleichaltrige ihren Hobbys nachgehen oder sich um ihre Familien kümmern, hat sich die aktive Seniorin seit vergangenem Jahr einem gänzlich anderen Thema verschrieben. Gemeinsam mit ihrer Mitstreiterin Maria Höpfner möchte sie Nördlingen zur saubersten Stadt im Ries machen. Angefangen hat dabei alles im kleinen Rahmen. "Ich konnte einfach nicht mehr wegschauen, wenn Müll auf dem Gehweg oder der Straße lag und habe mich dann bewusst dafür entschieden, etwas zu unternehmen. Beim Spazieren gehen habe ich dann regelmäßig Müll gesammelt", erklärt Erika Wüst die Anfänge. Später sei sie dann auf die zahlreichen Zigarettenstummel aufmerksam geworden und habe sich daraufhin über deren Auswirkungen auf die Umwelt informiert - ein echter Wachmacher, wie sie heute sagt. Das Problem: Zigarettenfilter sind aus Kunststoff. Sie werden also nicht abgebaut, sondern enden als Mikroplastik u. a. im Grundwasser.
Umweltstreiterinnen beklagen Gleichgültigkeit der Menschen
Seitdem treffen sich Erika Wüst und Maria Höpfner regelmäßig zu gemeinsamen Müllsammelaktionen in Nördlingen. Mit Gummihandschuhen bewaffnet, sammeln sie an Rastbänken und im Innenstadtgebiet weggeworfene Zigarettenstummel und Müll. Besonders frustrierend sei dabei, wie viele Stummel unmittelbar bei den extra bereitgestellten Mülleimern liegen. „Anstatt die Stummel im Mülleimer zu entsorgen, werfen sie viele Raucher einfach weg, wo sie gehen und stehen“, beklagt Maria Höpfner die Gleichgültigkeit. Mittlerweile stehen die beiden Frauen diesbezüglich in regem Austausch mit der Stadt, dem Ordnungsamt und weiteren lokalen Organisationen wie dem Bund-Naturschutz und das mit Erfolg. In einem ersten Schritt wurden in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Hinweisschilder zur Müllentsorgung an mehrere Sitzbänke in Nördlingen angebracht, Taschenaschenbecher an mehrere Geschäfte und Einzelpersonen verteilt und die sogenannten "Kippenkisten" an mehreren Standorten im Stadtgebiet aufgehängt. Die Kippenkisten werden von den beiden Umweltstreiterinnen aktuell selbst gebastelt und regelmäßig geleert.
Allgemeines Umweltbewusstsein schaffen
"Wir wollen mit unseren Aktionen auf keinen Fall auf uns aufmerksam machen oder den Nördlinger Bürgerinnen und Bürgern das Rauchen verbieten, sondern ein Bewusstsein dafür schaffen, was die unachtsam weggeworfenen Kippen unserer Umwelt antun", erklärt Höpfner. Trotz der kleinen Erfolge sei mehr notwendig als lose Zusagen seitens der Stadt oder das Interesse der Menschen. Vor allem fehlt es den beiden Frauen an Mitstreiter*innen. "Wir versuchen mit den wenigen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, möglichst viel zu erreichen, stoßen aber oft an unsere Grenzen. Deshalb würden wir uns freuen, wenn uns möglichst viele Menschen unterstützen würde und auch die Stadtverwaltung etwas unternimmt", so Wüst.
Musterbeispiele gäbe es zu Hauff, so die 80-Jährige weiter, man müsse sie nur finden und entsprechende Maßnahmen umsetzen. Eines dieser Beispiele sei Heidenheim an der Brenz. Dort werden Umweltvergehen seit 2019 konsequent mit Geldstrafen geahndet. Umgesetzt werden die Strafen vom Ordnungsamt und der Polizei. Diese sind dazu angehalten, besonders darauf zu achten, ob etwas auf die Straße geworfen wird und verhängen direkt Verwarngelder. Eine Option, die sich Wüst und Höpfner durchaus auch für Nördlingen vorstellen könnten.
Mitstreiter*innen gesucht
Erika Wüst und Maria Höpfner sind auf der Suche nach Personen, die sie bei ihren Müllsammelaktionen unterstützen.
Interessierte können sich deshalb gerne telefonisch (0173 / 3820113) oder per Mail (mahe5001@hotmail.com) an Maria Höpfner wenden.