„Auch in 2020 sollen Optimismus, Zuversicht und Mut unsere treuen Begleiter sein“, das wünschte das Stadtoberhaupt allen Bürgerinnen und Bürgern. Circa 350 von ihnen waren am vergangenen Sonntag zum traditionellen Neujahrsempfang im Stadtsaal Klösterle eingeladen. Sie hörten einen nachdenklichen Oberbürgermeister Hermann Faul, der noch vor den Herausforderungen unserer Zeit wie z.B. Digitalisierung, Fachkräftemangel, Klimaschutz und vielem mehr die Wahrung von Frieden und Freiheit als wichtigstes Ziel für eine lebenswerte Zukunft anführte. „Es wird Zeit, sich darauf zu besinnen, was die Freiheit uns wert ist, denn Privilegien und Errungenschaften sind nicht selbstverständlich“, so Hermann Faul. Am Konflikt zwischen den USA und Iran sei erkennbar, wie schnell sich die Lage zuspitzen könne.
Leider müsse man aber immer wieder die Erfahrung machen, dass es auch in unserer Gesellschaft Kräfte gebe, die die Gesellschaft spalten wollen, die andere Menschen ausgrenzen und zu Sündenböcken machen. „Wehret den Anfängen“, warnte der Oberbürgermeister.
Als Gruppe, der durch die Einladung zum Neujahrsempfang eine besondere Würdigung zuteilwerden sollte, begrüßte Faul die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des städtischen Bauhofs, der Stadtgärtnerei, der Stadtwerke, der Kläranlage sowie Hausmeister und Reinigungspersonal der Stadt Nördlingen. Sie seien es, die zwar nie im Rampenlicht stünden, deren Arbeit aber so wichtig für das Funktionieren der Stadt sei – und das oft auch abends, nachts, an Wochenenden und Feiertagen. „Sie sind quasi das Gesicht der Stadt vor Ort“, lobte Faul.
Der anschließende filmische Jahresrückblick von Horst Lenner führte den Gästen die Nördlinger Höhepunkte und Meilensteine des Jahres 2019 nochmals vor Augen, z.B. 800 Jahre Mess‘, Historisches Stadtmauerfest, Märkte, Firmenjubiläen und vieles mehr.
Für die musikalische Umrahmung des Empfangs sorgte das Orchester des Theodor-Heuss-Gymnasiums, das unter der Leitung von Andreas Nagl einmal mehr zu begeistern wusste.
Ausblick auf 2020
Danach ergriff der OB abermals das Wort und äußerte sich zur unmittelbaren Zukunft Nördlingens. In den nächsten vier Jahren stehen in der Stadt Investitionen in Höhe von 91 Millionen Euro für „gesetzte Maßnahmen“ an, laut Hermann Faul eine „kaum vorstellbare Gesamtsumme“. Als Beispiele führte Faul die Schaffung von mehr Krippen-, Kindergarten- und Hortplätzen, Baumaßnahmen und Digitalisierung an den städtischen Schulen, Schaffung von mehr Wohnraum und – natürlich – das Nördlinger Hallenbad an. Bei letzterem war es dem Stadtoberhaupt wichtig zu betonen, dass man bei aller Euphorie „auf dem Boden der Realität bleiben“ müsse. Ein Spaß- und Erlebnisbad könne man sich definitiv nicht leisten, sondern nur ein verbessertes Schulschwimmbad mit Sauna. Ideen und Vorschläge würden laut Faul in den nächsten Wochen und Monaten mit der Öffentlichkeit diskutiert, Baubeginn soll im April 2021 sein.
Kein Leben ohne ehrenamtliches Engagement
Eine besondere Würdigung durch den Oberbürgermeister erfuhren in dessen Rede die 181 Vereine der Stadt Nördlingen und ihrer Stadtteile. Ihre ehrenamtlich engagierten Mitglieder bereichern laut Hermann Faul das Leben in der Stadt, vitalisieren und stärken die Demokratie und fördern damit die humane Gesellschaft. „Ohne diese Menschen gäbe es viele Veranstaltungen, Aktionen und Hilfestellungen nicht“, so Faul. Ausdrücklich lobte er auch die Damen und Herren des Stadtrats und die Ortssprecher, die viel Zeit und Nerven opferten, um die Bürgerschaft zu vertreten und Entscheidungen zu verantworten. Ebenso verdienten alle Kandidatinnen und Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeisters sowie die Listenkandidaten Respekt und Anerkennung dafür, sich für ein kommunales Ehrenamt zur Verfügung zu stellen.
Bevor der Empfang mit einem gemeinsamen Essen und vielen guten Gesprächen endete, referierte Stadtarchivar Dr. Wilfried Sponsel über das Leben in Nördlingen nach dem Ende des zweiten Weltkriegs. Der mit Fotos und persönlichen Erinnerungen Nördlinger Bürger ausgeschmückte Vortrag führte eindrucksvoll vor Augen, welche Schäden der Krieg in der Stadt hinterließ, wie sich Stadtamtmann Rudolf Steger um die kampflose Übergabe der Stadt an die Amerikaner bemühte und wie das öffentliche Leben Stück für Stück wiederhergestellt wurde. Die Grundlage dafür waren Frieden und Freiheit – genau die Errungenschaften also, die laut Hermann Faul heute wieder so dringend bewahrt werden müssen.