Altoberbürgermeister Hermann Faul durfte sich am Freitagabend als Ehrenbürger der Stadt Nördlingen ins Goldene Buch der Stadt eintragen - sein Nachfolger David Wittner hatte ihn dafür vorgeschlagen. Bild: Maximilian Bosch
30 Jahre Kommunalpolitik, davon 14 als Oberbürgermeister: Hermann Faul hat die letzten Jahrzehnte der Stadt Nördlingen entscheidend geprägt. Am Freitag wurde ihm nun das Ehrenbürgerrecht verliehen.

Es ist die höchste Auszeichnung, die die Stadt Nördlingen zu vergeben hat; erst sieben Personen haben sie in der Vergangenheit erhalten – das Ehrenbürgerrecht. Altoberbürgermeister Hermann Faul ist der Achte, dem diese seltene und herausragende Ehre zuteil wird. Vorgeschlagen dafür hat ihn sein Nachfolger David Wittner, der Stadtrat war einstimmig einverstanden.

„30 Jahre hast du dich in den Dienst deiner Heimatstadt gestellt“, lobte David Wittner seinen Vorgänger bei der Verleihung am Freitagabend im Saal der Alten Schranne. Nicht nur als Oberbürgermeister, sondern auch als Kreisrat, Kirchenvorstand, Sporttrainer, im Vorstand der Lebenshilfe und im Verwaltungsrat der Sparkasse Dillingen-Nördlingen habe sich Hermann Faul engagiert. In seiner Amtszeit sei vieles erreicht worden, die Einwohnerzahl stieg, ebenso wie die Zahl der Arbeitsplätze. „14 Jahre mit dir als Oberbürgermeister waren gute Jahre für Nördlingen“, sagte Wittner.

Kein Promi, sondern ein enger Freund als Laudator

Die Lobrede auf Nördlingens neuen Ehrenbürger hielt Fauls langjähriger Freund und Mitstreiter im Stadtrat Helmut Beyschlag. Dass er heute hier als Laudator stehe und kein prominenter Redner aus der Landespolitik oder von ähnlicher Prominenz sei ihm eine große Ehre und zeige die Bescheidenheit von Hermann Faul, so Beyschlag.

Die Wege der beiden kreuzten sich schon in der Schulzeit an der Oberrealschule am Nördlinger Weinmarkt, wo Faul als überdurchschnittlich guter Handballer auffiel. Später begegneten sie sich wieder, Hermann Faul als Polizist, Helmut Beyschlag als Richter, und hatten sofort wieder einen engen Draht zueinander. Zur Politik kam das Duo dann bei der Stadtratswahl 1984, für die sie von den damaligen PWG-Größen als Kandidaten angeheuert wurden. Beyschlag schaffte es auf Anhieb, Faul noch nicht – doch der spätere OB blieb beharrlich und zog 1990 in den Stadtrat ein, 1996 dann in den Kreistag. Das sei ein Generationenwechsel gewesen, meinte Beyschlag, der engagierte Stadtrat Hermann Faul erwies sich als „Kümmerer und Menschenfänger im besten Sinne.“

Neben seinem politischen Engagement war Faul auch im Kirchenvorstand von St. Georg tätig, ebenso wie als Abteilungsleiter und Schiedsrichter der Handballabteilung des TSV Nördlingen. Beruflich stieg er auf zum Leiter der Polizeiinspektion Donauwörth, wo er daran arbeitete, die „herzliche Abneigung“ zwischen Donauwörth und Nördlingen aufzuweichen. Auch als Reiseleiter bei der Volkshochschule brachte sich Hermann Faul ein. „Er behauptete immer von sich, kein Politiker zu sein“, erinnerte sich Beyschlag in seiner Laudatio.

Die beste Entscheidung für Nördlingen und ihre Freundschaft

Als es darum ging, einen PWG-Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl 2006 und einen Nachfolger für OB Paul Kling zu finden, trafen Faul und Beyschlag in Meyers Keller einvernehmlich die Entscheidung, dass Hermann Faul Kandidat werden sollte – danach blieben sie sich dennoch in bester Freundschaft verbunden. Das sei die beste Entscheidung für Nördlingen und für sie beide gewesen, so der Laudator.

Nach einem harten Wahlkampf, in dem Faul teilweise auch persönlichen Angriffen ausgesetzt war, konnte der heutige Ehrenbürger im Jahr 2006 das Amt des Oberbürgermeisters erlangen. Auch als OB war Bürgernähe für Hermann Faul sehr wichtig: Er habe sich der Sorgen der Leute angenommen, egal welches Problem sie hatten oder welchem Stand die Person angehörte. Das wurde sogar sprichwörtlich: Wenn Bürgerinnen und Bürger von der Verwaltung einmal ein „Nein“ zu hören bekamen, hieß es oft: „Dann geh ich zum Hermann.“ Das wurde zum geflügelten Wort in der Stadt.

Amtszeit voller Errungenschaften

Sich selbst habe Hermann Faul nie in den Vordergrund gestellt, so Beyschlag weiter: Seine Freizeit verbrachte er auch als OB im Garten oder am Sportplatz, sein „Einsatzfahrzeug“ in der Stadt war ein bescheidener Fiat Cinquecento. Seine menschliche Größe habe sich auch im Umgang mit seinem Gegenkandidaten bei der OB-Wahl, Peter Schiele, gezeigt, der bei ihm Hauptamtsleiter im Rathaus wurde und mit dem zusammen er viel erreicht habe.

Zu den vielen Errungenschaften während Fauls Amtszeit gehörten laut Beyschlag die Altstadtsanierung, der Ringschluss der Fußgängerzone Löpsinger Straße, der Ausbau von Straßen und Plätzen (mit teils harten Diskussionen ums Pflaster), die Erhöhung der Einwohnerzahl entgegen der demografischen Vorhersagen, die Gründung des Jugend- und Familiengästehauses, der Zusammenschluss der Krankenhäuser zum gKU, Schulsanierungen, die Ansiedelung der Varta AG und vieles mehr. Der Neubau des Wemdinger Tunnels, der auch aufgrund des großen Einsatzes von MdB Ulrich Lange möglich wurde, sei Faul ein besonderes Anliegen gewesen. Der OB habe es geschafft, dass Stadtrat und Bürgerschaft hinter dem Projekt standen. Als weiteren Meilenstein nannte Beyschlag die Ertüchtigung der Kläranlage 2014.

Sein Freund Hermann Faul, der sich als Oberbürgermeister durch Bürgernähe, Transparenz und das Streben nach tragfähigen Kompromissen ausgezeichnet habe, „wird heute mit größter Berechtigung mit der Ehrenbürgerwürde ausgezeichnet“, so Helmut Beyschlag.

Demut und tiefe Dankbarkeit

Dann kam der neue Ehrenbürger selbst zu Wort. Für ihn stelle diese Feier einen der Höhepunkte seines Lebens dar, sagte Hermann Faul. Diese Ehre nehme er mit „Demut, Respekt, Stolz und tiefer Dankbarkeit“ an. Allerdings fühle er sich dabei zu sehr gelobt, vieles habe sich während seiner Amtszeit auch durch andere ergeben, durch glückliche Umstände, das Engagement von Stadtrats- und Verwaltungsmitgliedern sowie von Bürgerinnen und Bürgern. „Ein einzelner bewirkt nichts“, so der Altoberbürgermeister, Erfolg sei immer ein Zusammenspiel vieler. Seinem Nachfolger David Wittner dankte er für den Vorschlag, ihn zum Ehrenbürger zu ernennen, ebenso wie für den konstruktiven Amtsübergang. Er wisse, dass die Worte seines Freundes Helmut Beyschlag ehrlich gemeint waren, auch wenn er sich zu sehr gelobt fühlte. Aber es sei auch beeindruckend gewesen, zu hören, „was alles im Leben eines kleinen Nördlinger Bauernbuben passiert ist“, sprach der sichtlich ergriffene Hermann Faul.

Besonders bedankte er sich bei seiner Frau Brigitte, die ihn stets ermutigt und ihm Kraft gegeben habe. Ihre Ankündigung, ihm im Ruhestand zu zeigen, wie groß der gemeinsame Garten sei, habe sie inzwischen wahr gemacht. Dankbar zeigte sich Faul auch gegenüber den Mitgliedern des Stadtrats und seinen Stellvertreter*innen sowie den Mitgliedern der Verwaltung, an deren Abschiedsaktion er sich gerne erinnere: An seinem letzten Tag als OB spielten Musikerinnen und Musiker aus allen Fenstern des Tanzhauses für ihn.

Für die ökumenische Andacht in St. Georg, die vor der Verleihung stattfand, dankte Faul Dekan Gerhard Wolfermann und Pfarrer Benjamin Beck, das sei ihm sehr wichtig gewesen. Gleichzeitig entschuldigte er sich bei den beiden, sie beim Schafkopfen so ausgenommen zu haben, scherzte der frühere OB. Weitere Dankesworte empfingen die Knabenkapelle, die den Abend mit einem Saxofonquartett untermalte, sowie die Presseorgane für die gute Zusammenarbeit.

Auf seine Stadt sei er sehr stolz, er sei dankbar, ein Teil dieser Gemeinschaft zu sein. Das schrieb der neue Ehrenbürger im Folgenden neben Dankesworten auch in das Goldene Buch der Stadt: „Meiner Heimatstadt Nördlingen und den Menschen, die in dieser Gemeinschaft leben, wünsche ich eine erfolgreiche Zukunft. Suchet der Stadt Bestes!“

Bei der Verleihung der Ehrenbürgerwürde im Schrannensaal (v.l.): Brigitte Faul, Ehrenbürger und Altoberbürgermeister Hermann Faul und Oberbürgermeister David Wittner. Bild: Maximilian Bosch