Die Stadt Nördlingen hatte zu dem Informationstermin im Gemeindezentrum Dürrenzimmern eingeladen, nachdem in der Bürgerschaft Unmut wegen des Projekts der Deutsche Funkturm GmbH (eine Tochter der Telekom) laut wurde. Es gibt zwei Gruppen: Die einen befürchten gesundheitliche Schäden durch die elektromagnetischen Wellen, die von so einem Masten ausgesendet werden, die anderen haben ein ästhetisches Problem: Für sie verschandelt der 30 Meter hohe Turm das Ortsbild der beiden Nördlinger Stadtteile.
Wie Oberbürgermeister David Wittner den circa 70 erschienenen Gästen sagte, solle der Termin dazu dienen, Fragen zu klären, Transparenz zu schaffen und das Verfahren vorzustellen. Man müsse sich aber im Klaren sein, dass man am Ende auch weiterhin unterschiedlicher Meinung sein könnte.
Fakten kamen auf den Tisch
Frank-Peter Käßler, Kommunalbeauftragter der Deutsche Telekom Technik GmbH, nannte die Gründe für die vielen neuen Mobilfunk-Standorte, die derzeit gebaut werden. Die Forderung der Politik sei es, dass alle Haushalte mit mindestens 100 Megabit Mobilfunk versorgt werden. Dazu kommt, dass die Datenraten und die Zahl der Anschlüsse, sprich Endgeräte, steigen – den hohen Bedarf müssten Anbieter wie die Telekom abdecken und gleichzeitig für zukunftssichere Netze sorgen. Das sei in Pfäfflingen und Dürrenzimmern nicht gegeben. Der Standort bei der B 466 wurde so gewählt, weil er technisch sinnvoll in das „Wabennetz“ aus Mobilfunkmasten (auch Basisstationen genannt) passe, alle Auflagen erfülle und eine sinnvolle Abdeckung bei geringstmöglichen Emissionen biete.
Thorsten Vogelgsang von der Stadt Nördlingen erläuterte das Genehmigungsverfahren. Dabei wurde unter anderem klar, dass die Stadt Nördlingen bei dem Projekt keinen Ermessensspielraum habe, wenn keine öffentlichen Belange dem Bau entgegenstünden und keine Fachstellen Einwände dagegen vorbringen.
Keine Schäden für Gesundheit bekannt
Über die Funktionsweise elektromagnetischer Strahlung und deren Auswirkungen auf die Gesundheit informierte ein Sprecher des Landesamts für Umwelt. Ihm zufolge kommt der überwiegende Teil der Emissionen, die beim Mobilfunk auf den menschlichen Körper einwirken, nicht vom Sendemast, sondern von den Endgeräten, diese werden schließlich direkt am Körper verwendet.
Sorgen vor 5G entkräftete der Fachmann damit, dass die Art des Mobilfunknetzes für die Auswirkungen auf die Gesundheit nicht entscheidend sei, sondern nur die verwendete Frequenz. Diese liegt beim Mobilfunk zwischen circa 900 Megaherz und 2,1 Gigaherz, was weit unter dem Bereich der erwiesen gesundheitsschädlichen ionisierenden Strahlung liegt (z.B. UV-Licht, Röntgen-Strahlung, radioaktive Strahlung).
Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO gebe es keinen Hinweis, dass Hochfrequenzfelder das Risiko für Krebs oder andere Krankheiten erhöhen. Für HF-Felder wie die des Mobilfunks sei lediglich eine geringe Wärmewirkung auf den menschlichen Körper belegt. Als Anlaufpunkte mit mehr Informationen und tausenden Studien zum Thema empfahl der Experte des LfU die Webseite www.emf-portal.org, die Broschüre „Elektromagnetische Felder im Alltag“ des Bayerischen Landesamts für Umwelt und die Initiative „Deutschland spricht über 5G“.
Die Frage der Ästhetik
Da für viele der neue Turm vor allem optisch an der geplanten Stelle störend ist, stellte Ortssprecher Markus Hager die Frage, warum der vorgestellte Suchbereich für den Mast so klein sei. Käßler erklärte, dass die Masten in der Region sich nicht gegenseitig stören dürften und daher der Mast technisch nur hier Sinn mache. Ein weiterer Vorwurf ist, dass die Deutsche Funkturm mit dem gewählten Grundstück den Weg des geringsten Widerstands gehe, denn die Baufläche gehört der Bundesrepublik Deutschland, die naturgemäß keinerlei Einwände vorzubringen hat. Hierzu erklärte Käßler, dass das Vorhandensein des Grundstücks des Bundes auf den Suchbereich keine Auswirkung gehabt habe. Stünde jedoch in diesem Bereich kein Grundstück zur Verfügung, dann würde es auch keine neue Basisstation geben – man werde keinen Funkmast an einem sinnlosen Standort bauen, so Käßler.
Aus der Ecke derer, die um ihre Gesundheit besorgt sind, kam die Anschuldigung, die Leute vor Ort seien bei dem Projekt egal. „Das ist in keinster Weise der Fall“, verteidigte OB Wittner sich und den Bauwerber. Auch sei es nicht so, dass aufs Dorf jetzt ein Mast komme, um die Einwohner*innen der Kernstadt zu schonen – im Gegenteil, dort gebe es viel mehr Mobilfunkmasten, jeder in der Kernstadt sei näher an einer Basisstation als es jeder Dürrenzimmerer je sein werde.
Ein weiterer Kritikpunkt war, dass jetzt, da am Standort nicht mehr gerüttelt werden könne, die Veranstaltung zu spät komme – ein Punkt, den Wittner verstand und mitnahm, gleichzeitig aber Verständnis für die Deutsche Funkturm zeigte, die bei der schieren Zahl an zu bauenden Basisstationen nicht jedes Mal erst nachfragen könne, wo man sie denn gerne hätte. „Gestalterisch ist das nirgends ein Highlight“, gab Wittner den Kritikerinnen und Kritikern Recht. Bei ihnen bleibt vor allem die Wut, dass man eben keinerlei Einfluss auf den Standort nehmen konnte.
Auf die Frage nach dem zeitlichen Horizont konnte Käßler antworten, dass es nach Erteilung der Baugenehmigung erfahrungsgemäß zwei Jahre dauert, bis der Mast steht. Circa 2024 gibt es dann also im Zentralries besseren Empfang, aber eine schlechtere Aussicht.