Der Anmeldebeginn zu diesem geschichtsträchtigen Lauf war der Zeitpunkt an dem die Mauer "gefallen" ist, nämlich am 9. November, 18:57 Uhr. Schirmherr der "100MeilenBerlin" war der frühere DDR-Bürgerrechtler Rainer Eppelmann. Zu diesem Wettbewerb waren lediglich 555 Einzelläufer und insgesamt 190 verschieden starke Staffeln zugelassen. Deshalb war der Wettbewerb auch bereits nach wenigen Stunden ausgebucht.
10. Berliner Mauerweglauf
Der Lauf wird jedes Jahr in Erinnerung an einen an der Grenze ermordeten Menschen durchgeführt, dieses Jahr an den Grenzsoldaten Ulrich Steinhauer. Es war auch gleichzeitig der 10. Lauf, weshalb jeder Teilnehmer zusätzlich eine Jubiläumsmedailie erhielt, ebenso wie ein kleines Stück aus der Mauer. Der Lauf startete dieses Jahr das erste Mal am Erika-Hess-Stadion in Berlin Mitte. Für die 555 Einzelläufer bereits um 6 Uhr, die pünktlich mit Shuttle Bussen zu Startort gebracht wurden. Die Staffelläufer je nach Größe der Staffel zwischen 7 und 8 Uhr. Vor dem Start konnten die Läufer an bis zu drei Stationen Drop-Bags mit evtl. benötigten Dingen abgegeben werden, insbesondere die Ausrüstung für die Nacht, was auch Pflicht war.
Drei Läufer*innen des TSV Nördlingen
Vom TSV Nördlingen waren Simone Müller, Bernhard Satzenhofer und Hans Niederhuber als Einzelläufer am Start. Vom Erika-Hess-Stadion ging es dieses Jahr gegen den Uhrzeigersinn dem Mauerweg entlang, zuerst durch viel befahrene Straßen mit Ampelkreuzungen, die Verkehrsregeln mussten zwingend beachtet werden. Dann der kompletten ursprünglichen Grenze Westberlins entlang, an dem auch die Grenzsoldaten ihre Streife gingen. Viel durch kleinere Stadtteile von Berlin, bzw. Ortschafften die nicht mehr zu Berlin gehören. Ein Großteil der Strecke führte durch Wald und Felder, an verschiedenen Seen und Flüssen entlang. Von Großstadtflair war an den meisten Stellen nichts zu ahnen, ebenso an den Wegen, die aus Asphalt, Kopfsteinplaster und Plattenbelag bestanden oder Kies- und Graswege, Waldwege und Trampelpfade waren. Nachts wurde es besonders gefährlich weil der Untergrund erst später erkennbar wurde.
Erschwerte Bedingungen durch Hitze
Simone Müller lief vom Start weg ziemlich forsch los, Bernhard Satzenhofer und Hans Niederhuber versuchten von Anfang an nicht zu schnell zu Laufen, was auch meist gelang und wegen der enormen Hitze und Schwüle auch gar nicht möglich war. Simone Müller musste ihrem Anfangstempo Tribut zollen und die Kräfte schwanden, so dass sie von Satzenhofer und Niederhuber bei Kilometer 50 wieder eingeholt wurde. An den wenigen Steigungen legten dann alle drei Athleten Gehpausen ein um Kräfte zu sparen.
Simone Müller hatte mit Henning Breuer einen Fahrradbegleiter bei sich. Die Kräfte schwanden auch bei Bernhard Satzenhofer, dem die unerträgliche Schwüle zu schaffen machte, und immer wieder Gehpausen einlegen musste und nach ca. 60 Kilometern noch bis zu Verpflegungsstation bei 80 Kilometern meist gehend durchhielt und dann besonnener Weise den Lauf beendete. Ab der halben Strecke war Müller auch nur noch walkend unterwegs. So war Hans Niederhuber nach rund 60 Kilometern alleine oder mit unterwegs kennengelernten Läuferinnen und Läufern, unterwegs. Alle sechs bis neun Kilometer waren gutsortierte Verpflegungsstationen vorhanden an denen es alles gab, was die Läufer*innen brauchten.
Zwischen 16 und 19 Uhr kam dann auch noch zu der Schwüle die stark strahlende Sonne hinzu. An der letzten Drop-Bag- Station bei Kilometer 104 musste die Ausrüstung für die Nacht angelegt werden, das war bei Niederhuber ca. 20:30 Uhr. Bei einbrechender Dunkelheit ging es gleich wieder durch mehrere Wälder in denen es alleine oft unheimlich wirkte. Nach der nächsten Verpflegungsstation setzte dann ein heftiger Regenschauer ein, so dass mit dem Licht nur noch sehr schwer der Weg erkennbar war. Da jetzt keine Wechselkleidung mehr zur Verfügung stand, musste nun völlig durchnässt weitergelaufen werden.
Hans Niederhuber war weiterhin sehr ehrgeizig und motiviert dabei, das Ziel unter 24 Stunden zu erreichen und versuchte auch nach 130 Kilometern immer noch zu Laufen was allerdings immer schwerer viel. Bis zur Eastside Gallerie bei Kilometer 151 konnte er das durchhalten. Danach musste er die letzten 10 Kilometer, vorbei am Brandenburger Tor und dem Regierungsviertel, meist gehend verbringen.
Endlich am Ziel!
Erst für die letzten 500 Meter für den Zieleinlauf konnten die letzten Kräfte noch mobilisiert werden und Hans Niederhuber erreichte das Ziel nach 161,3 Kilometern in 25:32:17 Stunden als 174. Einzelläufer, 143. Mann und 5. der Altersklasse M65. Simone Müller erreichte dann walkend das Ziel nach 28:51:35 Stunden, als 258. Einzelläuferin, 51. Frau und 13. der Altersklasse W40. Bei den Einzelläufern erreichten lediglich 296 das Ziel.
Den Lauf als Einzelläufer gewann Norman Mascher-Aspensja in 14:45:40 Stunden.; schnellste Frau war Sarah Mangler in 16:56:01 Stunden. (pm)