In der Geschichte Nördlingens haben sich einige bekannte Namen wie der lutherische Theologe Kaspar Kantz oder der bayerische Heimatdichter Friedrich Völklein verewigt. Der größte Name dürfte jedoch Gerd Müller sein. Vor gut zweieinhalb Jahren ist der „Bomber der Nation“, der mit seinem Tor zum 2:1-Siegtreffer im WM-Finale 1974 gegen die Niederlande endgültig zu einer deutschen Fußballlegende wurde, verstorben.
Die Erinnerung an Müller ist in seiner Heimatstadt jedoch immer noch lebendig. Der beste Beweis: Am Sonntag fand zum ersten Mal die Gerd-Müller-Stadtführung statt. Geleitet vom Organisator der Führung, Dr. Michael Bast, wandelten knapp 30 Interessierte auf Müllers Spuren durch dessen Heimatstadt. Über Müllers Schulbesuch in der evangelischen Knabenvolksschule, der heutigen Stadtbibliothek, sein Versicherungsbüro am Marktplatz und dem ehemaligen Gelände des bekannten Lumpen-Königs bekam man auf zwölf Stationen einen Einblick in das Leben Gerd Müllers, bevor er zum „Bomber“ wurde. Als Endpunkt der rund 90-minütigen Reise eignet sich die Gerd-Müller-Statue perfekt.
Für Bast war die Führung der vorläufige Endpunkt einer über zehnjährigen Reise. Als Fußballfan war Gerd Müller schon länger ein bekannter Name für den Richter am Amtsgericht Ellwangen. Dass er sich dann aber doch so intensiv mit dem langjährigen Bayernstar auseinandersetzte, war eher Zufall, wie er im Gespräch mit unserer Redaktion gestand. „2008 war ich das erste Mal in Nördlingen und da war die Einweihung des Gerd-Müller-Stadions. Da war ich auch“, erinnert sich Bast, der mittlerweile seit zehn Jahren in Nördlingen beheimatet ist. „Da habe ich gemerkt, wie groß die Wertschätzung für Gerd Müller immer noch ist.“
Die Gerd-Müller-Führung - das Leben vor der Legende
Dieser Eindruck wurde durch seinen Nachbarn noch verstärkt. „Der hat mit Gerd Müller noch gespielt und hat mir ein Autogramm geschenkt, als er schon schwer krank war. Ich habe gemerkt, welche Bedeutung das für ihn hat. Er und seine Frau haben mir immer wieder die alten Geschichten erzählt.“
Und so wurde Basts Interesse endgültig geweckt. Zumal es über Müller und Nördlingen noch relativ wenig Literatur gab, wie er verwundert feststellte. Daher entschied sich Bast, selbst ein Buch zu schreiben. Zusammen mit Wilfried Sponsel entstand „Gerd Müller – Vom Torjäger aus Nördlingen zum Bomber der Nation“. Ohne Sponsel wäre das Buch jedoch nicht entstanden, wie Bast betont. „Als ehemaliger Stadtarchivar kennt er sich gut mit der Nördlinger Geschichte aus.“
Nun sind die 182 Seiten in eine Stadtführung gegossen worden, um Nördlingens großem Sohn zu gedenken und Interessierten Müllers Leben vor dem Fußball näherzubringen. Oder wie es Nördlingens Oberbürgermeister David Wittner in seinem Vorwort zu dem Buch ausdrückt: „Gerd Müller war eine Persönlichkeit des Weltfußballs, einer der größten Stürmer, die es je gegeben hat. Er war aber auch der Nördlinger „Hadde“, der schon in jungen Jahren selten ohne Ball unterwegs war und fast immer etwas vor sich herkickte.“
Die Gerd-Müller-Stadtführung
Die Gerd-Müller-Stadtführung wird von der Tourist-Information der Stadt Nördlingen ins Führungsprogramm aufgenommen und kann dann von Gruppen gebucht werden.
Interessierte können sich unter www.noerdlingen.de über diese und andere Führungen für Kinder und Erwachsene informieren.